Bis zu neunzig Prozent der im Meer lebenden Arten verschwand im Zuge des verheerenden Massenaussterbens vor an der Wende vom Perm zum Trias vor rund 252 Millionen Jahren. Bisher gingen Paläontologen davon aus, dass die ersten Spitzenräuber danach frühestens nach fünf Millionen Jahren auftraten. Ein Fossilienfund könnte diese Annahme nun widerlegen, wie die Universität Zürich in einer Mitteilung vom Mittwoch schreibt.

Zürcher Paläontologen haben mit US-Kollegen in der Wüste Nevadas die fossilen Überreste eines der frühesten grossen Raubfische des Trias entdeckt. Beim Fund handelt es sich um einen 26 Zentimeter langen Schädelrest mit langen Kiefern und bis zu 2 Zentimeter langen, spitzen Zähnen.

Meer über Nevada
Der Schädel gehörte einem Vertreter der bisher unbekannten Knochenfischart Birgeria americana. Diese Fische wurden etwa 1,8 Meter lang und durchstreiften bereits eine Million Jahre nach dem grossen Massensterben das Meer, das damals Nevada und die angrenzenden US-Bundesstaaten bedeckte, schrieb die Uni Zürich. Das mache ihn zum ältesten bisher bekannten Exemplar der grosswüchsigen Birgeria-Arten, die weltweit existierten. Aus der Zeitperiode vor 252 bis 247 Millionen Jahren seien zudem bisher kaum Fossilien von Wirbeltieren bekannt.

«Der überraschende Fund aus dem Elko County im Nordosten Nevadas gehört zu den am komplettesten erhaltenen Wirbeltier-Überresten aus dieser Zeit, die je in den USA entdeckt wurden», sagte Carlo Romano, Erstautor der im Fachblatt «Journal of Paleontology» veröffentlichten Studie. Birgeria jagte vermutlich ähnlich wie der heutige Weisse Hai: Er verfolgte Beutefische und packte sie mit den Zähnen, bevor er sie als Ganzes verschlang.

Fund stellt gleich zwei Thesen in Frage
Aus dem Fund schliessen Romano und seine Kollegen, dass sich die durch das Massensterben verkürzte Nahrungskette rascher erholte als man bisher dachte. Demnach existierten Spitzenräuber, die die Nahrungskette dominierten, offenbar bereits in der frühen Trias.

Das Fossil räumt noch mit einer weiteren These auf: Bisher ging man davon aus, dass die Gebiete um den damaligen Äquator zu warm waren, als dass sich Wirbeltiere dort entwickeln konnten. Dass sich die Eier von heutigen Knochenfischen bei über 36 Grad nicht normal entwickeln, deutet darauf hin, dass das Meer damals möglicherweise doch nicht so warm gewesen war. «Die Wirbeltierfunde aus Nevada weisen darauf hin, dass bisherige Interpretationen, wie sich vergangene globale Veränderungen und Biodiversitätskrisen entwickelt haben, zu einfach waren», sagte Romano laut der Mitteilung.