Kommerz! Mögen einige Leserinnen und Leser jetzt rufen, wenn die Rede vom Valentinstag ist, diesem Blumenschenk-und-Duftkerzenanzündtag. Wehe, wer ihn vergisst, diesen 14. Februar und wehe, wer nicht das passende Geschenk für den oder die Geliebte findet. Ach, die Liebe, soll sie denn für immer halten, ist kein einfaches Ding. Und was für uns Menschen gilt, gilt im Tierreich erst recht. Ob sich ein Leguan so richtig unsterblich in eine Leguanin verlieben kann? Hat ein Schmetterling auch mal Schmetterlinge im Bauch? Finden Frösche Seerosen romantisch? Aus menschlicher Warte ist es schwierig, ja wohl unmöglich, einzuschätzen, was Tiere von Liebe, Gefühlen und Romantik halten, schliesslich sind diese Begriffe auch menschgemacht.

Wir können aber beobachten. Und so sehen wir, dass es im Tierreich durchaus Arten gibt, die ein Leben lang mit demselben Partner zusammenbleiben, was zumindest darauf hinweisen könnte, dass man sich mit der Zeit ein bisschen liebgewonnen hat. Ein Paradebeispiel hierfür ist etwa der Höckerschwan. Vom Pärchenverhalten dieser Wasservögel könnte sich manch ein menschliches Pendant eine Scheibe abschneiden.

Vögel als Treueideale

Schwäne suchen sich nicht nur einen Partner fürs Leben, sondern helfen sich auch jedes Jahr gegenseitig, ihr Nest richtig schön herzurichten. Und wenn dann mal Nachwuchs da ist, dümpeln sie noch fast ein ganzes Jahr als Familie auf dem See herum. Ein Fulltime- Job für beide Elternteile, da ergibt sich gar nicht erst die Gelegenheit, woanders Ausschau nach einer immer glichen Liebelei zu halten. Graugänse wiederum beweisen gar, dass es auch im Tierreich nicht immer nur um das Eine geht: Sie zelebrieren eine Art  Verlobung . Sie schliessen sich mit ihrem Partner zusammen, lange, bevor sie das erste Mal Sex haben.

Ein anderes prominentes Beispiel für die ewige Liebe ist oft in Volieren zu finden. Die Unzertrennlichen, oder Agaporniden, sind kleine, bunte Papageienvögel und tragen die Tatsache, dass es sie nur im Doppelpack gibt, schon im Namen. Sie bewohnen in Freiheit pärchenweise eine Bruthöhle, pflegen sich mit dem Schnabel das Gefieder und füttern sich gegenseitig. Die Paare bleiben fast ausnahmslos zusammen, bis einer der Vögel stirbt.  Über diesen Verlust kommt der verbliebene Papagei in freier Wildbahn recht rasch hinweg und sucht sich sofort einen neuen Partner. Auch in Gefangenschaft sollte baldmöglichst neue Gesellschaft dazukommen, sonst kann es passieren, dass ein Agaporniden-Witwer aus Kummer selber stirbt.

Säugetiere sind notorische Fremdgeher

Vögel sind im Tierreich diejenige Artengruppe, die prozentual am treuesten ist. Und das auf recht tiefem Niveau: Knapp 15 Prozent aller Vogelarten werden von Forschenden als  genetisch monogam  eingestuft. Das heisst, sie bleiben ein Leben lang zusammen. Viel mehr Vögel, etwa 90 Prozent, bleiben ihrem Partner immerhin während einer Paarungs- und Aufzuchtsaison treu und gehen dann getrennte Wege. Bei den Säugetieren sind diese Zahlen deutlich tiefer. Zwischen drei und fünf Prozent der Arten, so schützen Experten, leben monogam. Darunter nicht vertreten sind interessanterweise unsere nächsten Verwandten, die Menschenaffen. Sollte das etwa bedeuten, dass wir Menschen auch …? Egal! Zurück zur ewigen Liebe. So richtig gern, und das fürs ganze Leben, haben sich eine ganze Reihe von Nagetieren, darunter etwa der Biber und das Stachelschwein, aber auch Füchse, der Dachs, Seehunde, Springaffen und der Wolf.

Neben Säugern und Vögeln ist eine kleine, aber überraschend bunte Tiermischung bekannt, die sich für immer bindet. Termiten etwa oder Kakerlaken. Einige Buntbarsche, ja sogar ein paar Egelarten. Und auch der Quastenflosser, ein Knochenfisch, der als  lebendes Fossil  gilt, scheint monogam zu sein.

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Ein Leben lang zusammenDiese Arten finden ihren Partner fürs Leben:

Unzertrennliche (Nein, das ist kein Witz! Das ist eine Papageienart mit dem lateinischen Namen Agapornis.) Schwan Gibbon Dachs Roter Panda Seehund Wolf Kakerlaken

Wann ergibt Treue Sinn?

Nun stellt sich die Frage nach dem Wieso. Rein genetisch gesehen ist die Monogamie nämlich ein Unsinn – zumindest aus männlicher Perspektive. Wenn das stärkste, schönste, fitteste Männchen so viele Weibchen wie möglich begattet, kommen stärkere, schönere, fittere Jungtiere zur Welt, als wenn jedes noch so kränkliche Männchen seinen Teil zur Fortpflanzung beiträgt. Und so überrascht es nicht, dass Treue im Tierreich meist nicht ganz so grossgeschrieben wird. Statt die Ausnahme ist die Polygamie – die  Vielehe  – bei den Tieren die Regel.

Es gibt allerdings durchaus Situationen, in denen es auch für das alpha-igste Alphamännchen Sinn ergibt, sich auf eine einzige Partnerin zu beschränken. Bei den schon erwähnten Graugänsen etwa. Sie fliegen zum Brüten in die Arktis und stehen dabei ziemlich unter Zeitdruck. Direkt nach der Schneeschmelze machen sich die Weibchen ans Eierlegen, was etwa eine Woche dauert, während das Männchen sicherstellen muss, dass auch jedes Ei befruchtet ist. Nach dieser Woche hätte das Männchen zwar Zeit, sich anderswo nach weiteren Gänsen umzuschauen, aber die haben dann ihr Brutgeschäft in der Regel allesamt schon erledigt. Da lohnt es sich, bei dem einen Weibchen zu bleiben und sicherzustellen, dass möglichst viele der Schlüpflinge auch durchkommen.

Wie Nachwuchs die Beziehungsdynamik beeinflusst

Junge Gänse sind zwar rasch selbstständig, insgesamt scheint sich die Monogamie allerdings vor allem bei jenen Tieren zu lohnen, die Nesthocker zur Welt bringen, also Jungtiere, die lange auf ihre Eltern angewiesen sind. Je aufwendiger die Aufzucht, desto grösser ist der Nutzen eines zweiten Elternteils. Junge Präriewühlmäuse etwa brauchen in den ersten Tagen ihres Lebens permanent die Wärme von Vater oder Mutter. So wechseln sich die Eltern ab in ihrer Rolle als Futterbesorger und Wärmespender.

Bei manchen Tieren ist auch die Geburt selber Teamsache. Der Roborowski-Zwerghamster beispielsweise spielt bei der Geburt seiner Jungtiere Hebamme und steigert so die Chancen auf ein Überleben von Partnerin und Nachwuchs bedeutend. Bei Seepferdchen ist es sogar das Männchen selbst, das die Jungen zur Welt bringt – es trägt die Eier in seiner Bauchtasche und brütet sie darin aus.

Umstrittenes Treue-Gen 

Ein weiterer Faktor, der Anreize zur Treue gibt, ist die Grösse des Lebensraums. Insbesondere derjenige des Weibchens. So haben Einzelgängerinnen mit grossen, einander nicht überschneidenden Territorien, gute Chancen, dass ihnen ihr Partner treu bleibt – das hat nicht wirklich viel mit Liebe zu tun, sondern schlicht und einfach mit der Tatsache, dass es zu aufwendig und wenig erfolgversprechend für das Männchen ist, in weiter Ferne nach anderen Partnerinnen zu suchen. Biber etwa sind mit ihren Bauten quasi sesshaft und müssten kilometerweit pendeln, um von Weibchen zu Weibchen zu gelangen.

Und schliesslich stellt sich Forschenden die Frage, ob Treue genetisch bedingt ist. So haben US-Forschende 2004 monogame und polygame Wühlmausarten untersucht und danach behauptet, sie hätten das Treue-Gen  gefunden. Die Studie ist allerdings umstritten, wenn nicht gar widerlegt: Genetiker Gerald Heckel von der Universität Bern ist zwei Jahre später nach der Untersuchung von 25 Mausarten zu einem anderen Schluss gekommen und schrieb:  «Die simple genetische Programmierung eines so komplexen und wichtigen Verhaltens wie des Paarungsverhaltens ist sehr unwahrscheinlich.» 

Vielleicht ist es im Hinblick auf den Valentinstag auch ganz gut, wenn in Sachen Liebe und Treue nicht alles ganz rational, mit einem Blick auf das Erbgut irgendeiner Wühlmaus, erklärbar ist. So bleibt uns noch etwas Geheimnisvolles, ein mysteriöses Knistern, das doch auch bei uns Menschen den Reiz der Liebe ausmacht …

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