Forscher haben den grössten bekannten Raubsaurier rekonstruiert. Spinosaurus aegyptiacus ist in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich: Er lief im Gegensatz zu vielen anderen Raubsauriern auf vier Beinen und jagte mit langen Klauen und gekrümmten Zähnen im Wasser – etwa nach Haien.

Der ungewöhnliche Gigant, der vor etwa 97 Millionen Jahren lebte, war mit mehr als 15 Metern etwa drei Meter länger als der Tyrannosaurus rex. Spinosaurus aegyptiacus ist der erste bekannte Dinosaurier, der offenbar teilweise im Wasser lebte, wie Paläontologen von der Universität Chicago im Fachblatt «Science» berichten.

Der aussergewöhnliche Körperbau des Dinosauriers hatte Forschern lange Zeit Rätsel aufgegeben. Erste Hinweise auf den Urzeitriesen wurden vor mehr als 100 Jahren von einem Deutschen in Ägypten entdeckt. Nun fanden die Forscher weitere Knochenreste der Echse in der sogenannten Kem Kem-Formation im Süden von Marokko. Sie rekonstruierten den Giganten, indem sie ihre Funde mit anderen Fossilien dieser Art aus der Sahara sowie mit Bildern des deutschen Forschers kombinierten.

Ans Schwimmen angepasst
«An diesem Tier zu arbeiten, war wie einen Ausserirdischen zu studieren. Er ist anders als alle Dinosaurier, die ich zuvor gesehen hatte», sagte der Forscher Nizar Ibrahim laut einer Mitteilung der National Geographic Society.

Demnach verlagerte der lange Hals den Schwerpunkt des Körpers so weit nach vorne, dass Spinosaurus im Gegensatz zu anderen Raubsauriern auf vier statt auf zwei Beinen lief. Dies habe aber die Bewegung im Wasser vereinfacht. Auffällig ist auch der Unterschied zwischen den Vorder- und Hinterläufen. Vorne trug Spinosaurus lange gebogene Klauen, während er sich mit den flachen Hinterfüssen gut im Wasser fortbewegen konnte, schreiben die Forscher. Dank lose verbundener Knochen konnte er sich mit einem flexiblen langen Schwanz zusätzlich antreiben.

An das Leben im Wasser angepasst waren auch die kleinen Nasenlöcher, die auffällig weit hinten im Schädel lagen. So konnte das Reptil auch dann atmen, wenn der Kopf weitgehend unter Wasser war. Ähnlich wie bei Krokodilen erlaubten es Fühler an der Schnauze zudem, Bewegungen im Wasser wahrzunehmen.

Gekrümmte Zähne
Zu einem gefährlichen Jäger machten ihn auch seine riesigen gekrümmten Zähne, die vorne an der Schnauze ineinandergriffen. Sein Gebiss sei geeignet gewesen, um Haie und andere Fische zu erbeuten, schreiben die Forscher.

Kurios sind auch lange Fortsätze an der Rückenseite der Wirbel, die eine Art grosses «Segel» formten, das beim Schwimmen aus dem Wasser emporragte. Dies sei die grösste bislang bei Dinosauriern gefundene derartige Struktur.

Die aquatische Lebensweise von Spinosaurus aegyptiacus passt zur Umgebung jener Zeit: Damals erstreckte sich dort ein System von Flüssen, dass vom heutigen Marokko bis nach Ägypten reichte. Die Epoche der Dinosaurier begann vor mehr als 200 Millionen Jahren und endete vor etwa 65 Millionen Jahren, wahrscheinlich nach dem Einschlag eines grossen Meteoriten.

 

Originalpublikation:
Nizar Ibrahim et al: Semiaquatic adaptations in a giant predatory dinosaur. Science 2014; Vol. 345 no. 6202 pp. 1232 DOI:10.1126/ science.345.6202.1232