Normalerweise hat das Seewasser Anfang Dezember bis in eine Tiefe von 15 Metern eine Temperatur von 7 bis 8 Grad. Nicht so in diesem Jahr: Wie Thomas Posch von der Limnologischen Station der Universität Zürich gegenüber der «Zürichsee- Zeitung» vom Freitag sagte, beträgt die Wassertemperatur momentan fast 11 Grad.

Aber auch in tieferen Schichten ist der See zu warm. Letzte Messungen vor einer Woche zeigten, dass das Wasser selbst in 17 Metern Tiefe über 11 Grad warm war. Schuld daran ist vor allem der letzte Winter, der kein richtiger Winter war.

Weil es kaum Tage gab, an denen das Thermometer unter den Nullpunkt fiel, konnte der See gar nie richtig abkühlen. Die milden Temperaturen sind somit bis heute im Seewasser gespeichert. Der warme Herbst der vergangenen Wochen führte zudem dazu, dass die Wasserabkühlung kaum in Gang kam.

Zu wenig Sauerstoff in der Tiefe
Die Folge des zu warmen Wassers: Die Schichten mischen sich schlecht, was dazu führt, dass es wenig Sauerstoff in der Tiefe gibt. Für Fischarten, die dort unten laichen, ist das bedrohlich. Wegen der fehlenden Durchmischung sind aber auch zu wenig Nährstoffe an der Oberfläche. Die Folge davon ist mangelndes Algenwachstum.

Diese Algen fehlen nun Fischlarven und Jungfischen als Nahrung. Auch Kleinkrebse finden zu wenig Futter. Nicht alle Algen wachsen aber schlecht: Die Burgunderblut-Alge fühlt sich bei diesen Verhältnissen sehr wohl und vermehrt sich rasant, erkennbar an den rötlichen Teppichen auf der Wasseroberfläche.

Kaum Chancen auf Seegfrörni
Damit der See auf eine normale Temperatur abkühlen könnte, müsste der kommende Winter sehr lang und kalt werden. Wer auf eine Seegfrörni hofft, dürfte enttäuscht werden: Aufgrund der momentanen Wassertemperaturen ist dies gemäss Posch nahezu ausgeschlossen.