Nahrung von oben
In der Tiefsee schneit es schubweise
Meeresschnee – so heisst die langsam auf den Meeresgrund sinkende Nahrung für Tiefseefische. Meist tröpfelt viel zu wenig Futter für die reiche Fauna herunter. Forscher wissen nun, wieso die Tiere dort unten trotzdem überleben.
Es ist wie bei uns: Erst schneit es fast ein Jahr lang überhaupt nicht und dann versinken wir förmlich in der weissen Pracht. Auch in der Tiefsee ist Schnee bekannt. Meeresschnee. Darunter versteht man die Kombination aus Schleim, Fäkalien und Körperteilen von Tieren, die von der Meeresoberfläche ganz langsam absinken – bis auf den Meeresgrund in tausenden von Metern Tiefe.
Zoologe Ken Smith vom «Monterey Bay Aquarium Research Institute» (MBARI) hat sich mit seinen Kollegen die Frage gestellt, wie die unzähligen Tiere auf dem Meeresgrund überhaupt genügend Nahrung erhalten, um zu überleben, wenn es nur «tröpfelt».
Nicht genug Schnee für alle
Seit über 20 Jahren erforscht Smith mit seinen Kollegen den Meeresboden der «Station M», einer Tauchstation 220 Kilometer von der Kalifornischen Küste entfernt. Dort leben beispielsweise Seegurken, Seeigel und Grenadierfische. Aber auch eine Unmenge von winzigen Tierchen und Mikroben, die es sich im schlammigen Meeresgrund gemütlich gemacht haben.
Aus den Daten von 1989 bis 2012 haben die Forscher zusammengetragen, wann der Meeresboden mit wievielen Nährstoffen versorgt wurde. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler im Fachjournal «Proceedings of the National Academy of Sciences» veröffentlicht. Sie haben festgestellt, dass der Meeresschnee während fast der gesamten Zeit nicht für die Ernährung der Population am Meeresgrund ausgereicht hätte.
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Eine Kolonie Salpen. Bild: Lars Plougmann/wikimedia.org/CC-BY-SA |
Drei einschneidende Ereignisse
Doch in den Jahren 2011 und 2012 haben sie insgesamt drei Ereignisse festgestellt, die für Unmengen von Meeresschnee sorgten. Zweimal waren es Kieselalgen, die in grosser Anzahl nahe des Meeresspiegels blühten. Als sie abstarben, sanken sie rasch auf den Meeresgrund und sorgten dort für ein gefundenes Fressen.
Und einmal wurde eine Menge Nahrung von Salpen produziert. Salpen sind tonnenförmige, geleeartige Meerestiere, die in grossen, zusammenhängenden Kolonien die Oberflächengewässer von wärmeren Meeren besiedeln und sich von Plankton ernähren. Sie reproduzierten sich im Frühling 2012 in grosser Zahl genau über der Messstation. Als sie starben, sanken sie auf den Grund und bedeckten dort den ganzen Meeresboden.
Nichts wird verschwendet
Die seltenen, aber reichhaltigen «Schneefälle» wurden rasch von den Bodenbewohnern verschlungen, wurden aber nicht verschwendet: Der grösste Teil des aufgenommenen Kohlenstoffs wurde von den Tieren in die Tiefsee-Sedimente eingelagert, wo er von Kleintieren und Mikroben wiederverwertet werden kann, die sich dadurch massenhaft vermehren und ihrerseits wiederum eine ausgiebige und langanhaltende Nahrungsquelle für die grösseren Tiere darstellen.
Seit diesen drei «Nahrungsfluten» in den Jahren 2011 und 2012 haben die Forscher bereits einen Wandel in der Artenvielfalt des Meeresbodens in ihrem Forschungsgebiet feststellen können. Ob diese plötzlichen Schübe einem natürlichen Rhythmus folgen oder infolge der Klimaerwärmung zugenommen haben, können sie laut ihrem Bericht noch nicht feststellen.
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