Vor 12'000 Jahren, am Ende der letzten Eiszeit, war der Braunbär noch überall in Europa heimisch. Zwar überlebte er im Gegensatz zu vielen anderen seiner damaligen Zeitgenossen bis heute. Es gibt allerdings nur noch vereinzelte Populationen in den Pyrenäen, in Nordskandinavien und in Osteuropa.

Dass das Verschwinden der Braunbären mit dem Menschen und seiner Landnutzung zusammenhängt, ist schon länger bekannt. Ein internationales Team unter Beteiligung von Jörg Albrecht vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum untersuchte nun erstmals detailliert die Rolle des Klimas, wie die Forschungsinstitution am Donnerstag mitteilte.

Wärmere Winter
«In den letzten 12'000 Jahren ist die Wintertemperatur in weiten Teilen Europas um zwei bis vier Grad angestiegen», erklärte Albrecht. Dadurch bekamen die Braunbären weniger Nachkommen, und der Bestand schrumpfte. Grund ist, dass Braunbären bei steigenden Wintertemperaturen mehr Energie für ihre Winterruhe verbrauchen.

Braunbärenweibchen benötigen ihre Energiereserven auch für die Fortpflanzung, denn sie bringen im Winter ihre Jungen zur Welt. Wird mehr Energie für die Winterruhe verbraucht, bleibt weniger für die Fortpflanzung übrig, was die Anzahl der Nachkommen verringert. Die Ergebnisse der internationalen Forschergruppe wurden im Fachblatt «Scientific Reports» veröffentlicht.

Seit den Römern gehts bergab 
Rund 4200 Knochenfunde ermöglichen Rückschlüsse darauf, wie es dem Braunbär erging. Ein erstes grosses Aussterben gab es demnach in Südwesteuropa vor 7000 bis 5000 Jahren. Richtig bergab ging es mit dem Braunbären aber seit dem Römischen Reich vor 2000 Jahren. «Danach ist der Verbreitungsraum der Tiere rasant geschrumpft und zerstückelt worden», erklärte Albrecht.

Steigende Wintertemperaturen könnten dabei auch indirekt das Schicksal des Braunbären besiegelt haben, denn neben einer geringeren Nachkommenschaft machten Lebensraumverluste durch Abholzung und Umwandlung von Naturlandschaft in Ackerland dem grossen Wildtier zu schaffen. Wärmere Winter begünstigten diese menschlichen Eingriffe, weil bisher klimatisch ungeeignete Flächen nutzbar wurden.