Der Kaninchenkauz ist mit allen Wassern gewaschen. Muss er auch, denn dort, wo er lebt, wäre manch andere Eule aufgeschmissen. In den Grassteppen im Westen Nord- und Südamerikas gibt es keine dichten Wälder, durch die er lautlos gleiten könnte, um seine Beute überraschen zu können. Deshalb hat er sich andere Strategien zurechtgelegt.

Anstatt auf Bäumen lebt der Kaninchenkauz am Boden. Besser gesagt: im Boden. Er gräbt sich selber Bodenhöhlen und bis zu drei Meter lange unterirdische Gänge, wo er es sich gemütlich macht. Noch lieber aber verwendet er einfach verlassene Höhlen, die von anderen Tieren stammen. Weniger Arbeit für den Kauz. 

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 Bild: Alan Vernon/Flickr

Lockvogel für Mistkäfer
Seine Nahrung besteht hauptsächlich aus Käfern und kleinen Säugetieren, auch mal aus Fröschen oder kleinen Vögeln. Einen besonderen Trick hat der Kaninchenkauz auf lager, wenn er appetit auf Mistkäfer hat: Er sammelt gezielt den Kot von Säugetieren und legt ihn sorgfältig vor seine Höhle. Angelockt von den leckeren Mistklumpen ist der Käfer anschliessend eine leichte Beute für die Eule.

Der Kaninchenkauz macht es sich auch bei der Standortsuche für seine Heimat angenehm einfach: Sein bevorzugter Lebensraum sind Gebiete, wo auch Schwarzschwanz-Präriehunde leben. Die kleinen Nager sind aber nicht etwa Beute für den Kauz; vielmehr sind sie einfach die leichtere Beute für gemeinsame Feinde. Kommt also etwa ein hungriger Kojote daher, schnappt er sich viel eher einen Präriehund als den schlauen Kaninchenkauz, der überdies bei Bedrohung täuschend echt das Geräusch einer Klapperschlange nachahmt.

Alarmanlage von Präriehunden gemietet
Und auch ein funktionierendes Frühwarnsystem hat der Kauz entwickelt. Oder besser gesagt: Für sich entwickeln lassen. Wie Wissenschaftler neuerdings herausgefunden haben, orientiert sich der Kaninchenkauz an den Alarmsignalen der Präriehunde. Diese, mit ihren «La-Ola»-Wellen («Tierwelt Online» hat berichtet) und Warnrufen, informieren den Kauz rechtzeitig über drohende Gefahren.

Im Fachjournal «Ethology» haben die Forscher um Rebecca D. Bryan die Ergebnisse eines Experiments veröffentlicht, das dieses Verhalten beweist. Sie haben «Test-Eulen» drei Geräusche vom Tonband abgespielt: Einmal den Alarmruf des Schwarzschwanz-Präriehundes, einmal eine Kuh, die muht und einmal das Geräusch eines vorbeifliegenden Flugzeugs. Kuh und Flugzeug liessen die Käuze kalt, aber als der Präriehund schrillte, wechselten auch die Kaninchenkäuze sofort in den Alarm-Modus.