«Bei Säugetieren ist bekannt, dass sich die Gehirnaktivität während der Winterruhe deutlich reduziert», erklärte Ludwig Huber von der Veterinärmedizinischen Universität Wien in einer Mitteilung. Verbunden damit ist eine Reduktion der Verbindungsstellen zwischen den Hirnzellen, den sogenannten Synapsen um 50 bis 65 Prozent. Dadurch könne es zum Verlust von Erinnerungen an Erfahrungen oder Eindrücken kurz vor der Winterruhe bei diesen Tieren kommen. Bei Feuersalamandern ist dies dagegen nicht der Fall, wie er mit Kollegen von der Uni Wien und der University of Lincoln (Grossbritannien) nun gezeigt hat.

Kurzzeitgedächtnis mit eingefroren
Den Feuersalamandern bleiben offenbar Eindrücke und Erinnerungen aus der Zeit vor der Winterstarre im Kurzzeitgedächtnis haften bleiben. Die Tiere waren auch nach der Aktivitätspause in der Lage, ohne Probleme Futter in einem Versuchsaufbau zu finden, wie die Forscher im Fachjournal «Scientific Reports» berichten. Die Lurche wurden dafür in einem sogenannten T-Labyrinth trainiert, wo sie sich den Weg zu einer Futtergabe merken mussten. Anschliessend wurde eine Hälfte der Salamander für 100 Tage in Kältestarre versetzt, die andere Hälfte blieb dagegen aktiv.

Nachdem die eine Gruppe wieder aufgeweckt wurde, konnten bei der Wiederholung des Experiments beide Gruppen gleichermassen die Aufgabe lösen. Die Forscher achteten dabei besonders darauf, dass die Amphibien nicht durch andere Hinweise, etwa den Geruch des Futters, die Aufgabe lösen konnten.

Überlebenswichtige Fähigkeit
Nach Ansicht der Wissenschaftler ist für die Feuersalamander offenbar derart abgespeicherte Erinnerungen überlebenswichtig. Damit könnten sie sich sofort nach der Winterstarre an bestimmte Umweltbedingungen wie Futterplätze erinnern.

Den Unterschied zwischen Säugetieren und Amphibien erklären die Kognitionsbiologen entweder durch verschiedene Lern- und Merkmuster oder Unterschiede in der Winterruhe. Während Säugetiere während des Winterschlafs immer wieder aufwachen, verbleiben die Amphibien dauerhaft in der Winterstarre. «Die dauerhafte Phase könnte sich auf den Erhalt des Kurzzeitgedächtnisses auswirken. Es würden damit quasi alle Körperfunktionen dauerhaft konserviert», sagte Huber.