Albano Mapie lebt in einem kleinen Dorf im Süden von Mosambik. Jahrelang war er arbeitslos - bis ihm Fremde rund 1300 Euro boten. Dafür sollte er im benachbarten Krüger-Nationalpark ein Nashorn töten, um an dessen Horn zu kommen. Ein paar Tage später war Mapie tot.

Die Parkhüter ertappten ihn auf frischer Tat. Als er fliehen wollte, erschossen sie ihn. Zwar wurde ein Wilderer erwischt, aber es gebe genügend andere, die genauso verzweifelt Geld brauchen wie Mapie, sagt der afrikanische Zoologe John Hanks. Für ihn gibt es nur einen Weg, die bedrohten Tiere zu schützen: die Legalisierung des Hornhandels.

Die 320 Mitglieder des südafrikanischen Verbands Privater Nashornbesitzer (PROA) sehen das genauso. Erst vor kurzem haben sie das von der Regierung verhängte inländische Handelsverbot vor Gericht angefochten. Innerhalb Südafrikas ist der Handel mit Rhinozeroshörnern seit 2009 verboten, auf internationaler Ebene darf schon seit 1977 nicht mehr mit dem wertvollen Gut gehandelt werden.

Zahl illegaler Tötungen steigt
Trotzdem wurden im vergangenen Jahr in Südafrika 1215 Nashörner getötet. Mit rund 25'000 Tieren hat das Land die grösste Nashornpopulation weltweit. Der südafrikanischen Regierung zufolge stieg die Zahl der illegalen Tötungen im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent. «Das Verbot hat es nicht geschafft, die Nachfrage zu stoppen», sagt PROA-Mitglied John Hume. Mit 900 Tieren, die auf seiner Farm in der nordöstlichen Provinz Mpumalanga leben, ist er der grösste private Nashornbesitzer der Welt.

Rhinozeroshörner bestehen überwiegend aus Keratin, einem Protein, das man auch in Haaren und Fingernägeln findet. In Asien ist die Nachfrage danach gross, weil es angeblich die Potenz fördert. Es wird auch zur Behandlung von Krebs und anderen Krankheiten eingesetzt.

Grosse Nachfrage in China
Auf dem Schwarzmarkt zahlen Kunden knapp 60'000 Euro pro Kilogramm, berichtet der britische Think-Tank Chatham House. Besonders in China, mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern, sei die Nachfrage riesig. «Wir müssen einen Weg finden, die Nachfrage zu bedienen, ohne die Nashörner zu töten. Mit einer legalen, ethisch vertretbaren Versorgungsquelle könnten wir es schaffen», meint Hume.

Der Krüger-Nationalpark, in dem die Hälfte aller Nashörner Südafrikas lebt, ist am stärksten von der Wilderei betroffen, obwohl Millionen Euro in den Tierschutz gesteckt werden. Mehr als 250 Soldaten sind hier Vollzeit stationiert, um den Wildhütern zu helfen. Zusätzlich sind Helikopter, Drohnen und eine Spezialeinheit mit abgerichteten Hunden im Einsatz. Man kann den Park nicht komplett überwachen: Mit seinen 20'000 Quadratkilometern ist er ungefähr so gross wie Israel.

Experten ziehen es deshalb vor, den Tieren lebendig ihre Hörner zu entfernen und ihnen so den Anreiz für Wilderer zu nehmen. Die Hörner könnten dann legal auf einem strikt regulierten Markt verkauft werden. Mit 580 Euro pro Operation ist die Prozedur zwar teuer. Dank des hohen Hornpreises lohnt es sich für die Besitzer aber trotzdem.

Doch viele Tierschutzexperten sind weiterhin skeptisch. Der Handel mit Rhinozeroshörnern lasse sich nur schwer regulieren, sagen sie, weil man den Ursprung eines Horns kaum zurückverfolgen könne, besonders nachdem es pulverisiert worden sei.

Legalisierung umstritten
«Man müsste gross in die notwendigen Regulierungsmechanismen investieren, nicht nur im Ursprungsland Südafrika, sondern entlang der gesamten Handelskette bis zum Konsumenten. Nur so kann man verhindern, dass illegal gewonnene Hörner auf den legalen Markt gelangen», heisst es in einer Stellungnahme der Umweltorganisation WWF in Südafrika.

Zudem sei ein ähnlicher Versuch im Elfenbeinhandel gescheitert, fügt Mary Rice von der Umwelt-Lobbyorganisation Environmental Investigation Agency hinzu. «Die Legalisierung des Handels hat es nur schlimmer gemacht», sagt Rice. «Die Nachfrage in China ist noch immer hoch und wächst weiter. Der Preis für legales Elfenbein ist so hoch, dass die illegalen Händler die Preise unterbieten und trotzdem noch grossen Profit machen können.» Nur in einem sind sich die Experten einig: Solange die Wilderei nicht gestoppt wird, bleiben die Nashörner bedroht.