Die Fleischfliegen der Art Emblemasoma erro legen ihre Eier auf und in den Körpern von Zikaden ab. Der Nachwuchs knabbert an seinem Wirt und tötet ihn. Doch das Zirpen der Zikaden lockt nicht nur jene Fliegen an, die zur Eiablage bereit sind, wie ein US-Forscher herausfand. Auch Fliegenmännchen und Weibchen ohne Eier reagieren auf das Zikaden-Liebeslied, um an dessen Ursprungsort paarungsbereite Partner zu finden.

Das sei wie in einer Bar mit Singles, in der romantische Musik von Barry White gespielt werde, heisst es in einer Mitteilung der Entomologischen Gesellschaft von Amerika. Bisher sei unklar gewesen, ob die Männchen der untersuchten Fleischfliegenart ihr Gehör überhaupt nutzen, schreibt der Insektologe Brian Stucky von der Universität Colorado im «Journal of Insect Science».

Zirpen aus dem Lautsprecher
Die Fähigkeit der Zikaden und auch der Fliegen, mittels Schallwellen ein anderes Insekt räumlich zu orten, wird Phonotaxis genannt. Die meisten Parasiten orten ihre Wirte jedoch über Geruchssensoren. Bislang sind den Angaben zufolge nur wenige Fliegenarten bekannt, die über ein hochsensibles Gehör verfügen.

Stucky stellte zwischen 2011 und 2013 an drei Orten in den Grasebenen Colorados Studien an. Er sandte Gesänge der Zikade Neotibicen dorsatus aus einem Lautsprecher aus, der auf einer Holzbox installiert war. Dann zählte und untersuchte er die in einer Falle gefangenen Fleischfliegen. Das Ergebnis: Ein Viertel war männlich, drei Viertel weiblich, unter ihnen auch einige ohne Nachwuchs.

«Das Gehör ist bei Insekten ein multifunktionaler Sinn», erläuterte Stucky. Mit Blick auf die Fliegen sagte er: «Ihr Gehör mag entstanden sein als Mittel, einen Wirt zu finden, aber es ist auch in anderer Hinsicht für sie nützlich geworden.»