Vitaminmangel
Mais macht Hamster zu Kannibalen
Ernähren sich Feldhamster fast ausschliesslich von Mais, werden sie zu Kannibalen und fressen ihre Jungen auf. Das ist ein Problem – denn der Feldhamster ist in Westeuropa vom Aussterben bedroht.
Monokulturen stellen die in ihnen lebenden Tiere vor Herausforderungen. Es werden Gifte gespritzt und das Nahrungsangebot ist einseitig – was fatale Folgen haben kann, wie eine kürzlich veröffentlichte Studie aus Frankreich zeigt.
Die Wissenschaftler um Mathilde Tissier von der Universität Strassburg haben in einem Experiment weibliche Feldhamster mit einer Diät basierend auf entweder Mais oder dann Weizen grossgezogen, um festzustellen, wie sich die jeweilige Nahrung auf die Reproduktionsfähigkeit auswirkt.
Wie sich herausstellte, haben Hamstermütter, die sich von Mais ernähren und solche, die sich von Weizen ernähren keine unterschiedlich grossen Würfe. Doch von den Jungen aus den Weizen-Würfen überlebten 80 Prozent, von denen aus den Mais-Würfen nur fünf Prozent. Die Mais-Mütter töteten ihre Jungen, und zwar auf ziemlich verstörende Weise. Wie die Forscher im Fachjournal «Proceedings of the Royal Society B» schreiben, hätten die Mütter ihre Jungen auf ihre Maisvorräte gelegt und sie dann aufgegessen. Bei einem Wurf sei auch beobachtet worden, dass zwei männliche Junge ihre Schwestern aufgegessen hätten.
Vitaminmangel als Ursache
Nebst diesem kannibalischen Verhalten hätten die Hamstermütter auch Hyperaktivität, verdicktes Blut, eine schwarze Zunge und demenz-ähnliche Symptome gezeigt. Die Symptome gleichen denen, die bei Menschen und anderen Tieren (beispielsweise die schwarze Zunge bei Hunden) bei der Vitamin-B3-Mangelkrankheit Pellagra vorkommen. Diese tritt bei einseitiger Ernährung mit hohem Maiskonsum auf und hat seit Beginn der Kultivierung von Mais in Europa und anderen Teilen der Welt nach der Fahrt von Christoph Kolumbus bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts Hundertausenden von Menschen das Leben gekostet. So konnten die Forscher die Symptome denn auch rückgängig machen, in dem sie den mit Mais gefütterten Hamstern Vitamin B3 ins Futter mischten.
Dem Feldhamster als Art geht es eigentlich gut, in Osteuropa und in Zentralasien ist er noch weit verbreitet. Doch in Westeuropa sind die Nager vom Aussterben bedroht – in der Schweiz gelten sie bereits als ausgestorben. Bis in die 1970er-Jahre wurde der Feldhamster als Schädling betrachtet und gejagt, heute machen ihm vor allem die Landwirtschaft mit ihren Monokulturen und Pestiziden und der Verlust seines Lebensraums zu schaffen.
Im Elsass seien die noch verbleibenden Populationen zu 55 bis 80 Prozent von Mais-Monokulturen umgeben, schreiben die Forscher. Zwar enthalten in solchen Feldern als Unkraut vorkommende Pflanzen wie Mohn, Löwenzahn oder Fuchsschwanz Vitamin B3, doch müsste ein Feldhamster jeden Tag 22 bis 45 Gramm davon fressen, um einem Mangel vorzubeugen. Im Experiment hätten die weiblichen Hamster nur ungefähr 14 Gramm pro Tag gefressen.
«Verglichen mit anderer Nahrung kann Mais ganz besonders schädlich für Ackerland-Tiere sein. Diese Tiere sind ohnehin schon vielen Bedrohungen ausgesetzt, einigen droht sogar die Gefahr, auszusterben. Es ist deshalb dringend, dass man wieder mehr Diversität in die Landwirtschaft bringt, um sicherzustellen, dass die Tiere zu einer ausgewogenen Ernhärung kommen», mahnen die Forscher.
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