Ein Forschungsteam um Walter Salzburger von der Universität Basel versenkte Käfige mit zwei Metern Kantenlänge in sechs bis neun Meter Tiefe im ostafrikanischen Tanganjikasee. Die Forscher setzten jeweils vierzehn Schuppenfresser (Perissodus microlepis) hinein, sowie zwanzig ihrer natürlichen Beutefische.      

In einige der Käfige kamen jedoch nur rechtsmäulige Schuppenfresser, in andere nur linksmäulige, und in manche gleich viele von beiden. Nach einigen Tagen holten sie die Fische aus dem Wasser und inspizierten die Mägen der Räuber sowie die Flanken der Beutefische.      

Keiner davon war ungeschoren geblieben, in allen Fällen fehlten den Beutefischen Schuppen, wie die Wissenschaftler kürzlich im Fachblatt «Evolution» berichteten. Bei den rechtsmäuligen Schuppenfressern vorwiegend auf der linken Seite und bei den Linksmäulern rechts.

Angriff von schräg hinten  
Die Fische attackieren demnach wahrscheinlich vorwiegend von schräg hinten. Doch auch auf der anderen Seite fehlte durchaus die eine oder andere Schuppe. Die Schuppenfresser schlagen wohl manchmal auch aus rechtem Winkel oder von schräg vorne zu. «Dies ist jedenfalls wohl nicht sehr effektiv», erklärte Salzburger der Nachrichtenagentur APA.      

Wenn in einem Käfig Schuppenfresser mit Maul nach rechts und links waren, hatten diese vollere Mägen, als ihre nach Maul-Richtung getrennten Artgenossen. «Höchstwahrscheinlich fällt es den Beutefischen schwerer, sich auf Attacken ständig von beiden Seiten einzustellen», meinen die Forscher.

Evolution begünstig das Gleichgewicht  
Evolutionär haben demnach Schuppenfresser-Populationen mit einem ausgewogenen Verhältnis einen Vorteil gegenüber solchen, wo es mehr Rechts- oder Linksmäuler gibt. Fällt eine Variante aus irgendwelchen Gründen in die Unterzahl, wird sie sofort wieder von der Evolution begünstigt, weil sie aus der ungewohnteren Richtung angreift und somit erfolgreicher ist. Dies stabilisiert ein Gleichgewicht mit der selben Anzahl von Schuppenfressern mit Maul nach links und Maul nach rechts.      

Solche Asymmetrien kommen auch bei anderen Arten vor, zum Beispiel bei Amerikanischen Hummern, von denen manche Individuen die linke, manche die rechte Schere grösser haben, sowie bei Menschen, die teils Rechtshänder, teils Linkshänder sind.