Auf der Insel Neuguinea gibt es allerhand merkwürdige Lebewesen, die es sonst fast nirgends gibt. Da wären zum Beispiel die Baumkängurus, die, wie ihr Name schon sagt, als einzige Kängurus auf Bäumen leben oder die für ihre aufwändigen Balztänze bekannten Paradiesvögel. Auf der zweitgrössten Insel der Welt gibt es aber auch Echsen mit grünem Blut, grünen Muskeln, grünen Knochen und grünen Zungen. Wieso grün? Das weiss keiner.    

Woher das Grün kommt, das weiss man aber. Das Blut dieser Echsen aus der Familie der Skinke und somit auch die Muskeln erscheint grün, weil es eine erhöhte Konzentration des grünen Gallenfarbstoffs Biliverdin aufweist. Biliverdin ist ein Abbauprodukt des Hämoglobins, das in den roten Blutzellen aller Wirbeltiere Sauerstoff transportiert und für die rote Farbe unseres Bluts verantwortlich ist. Ersichtlich ist dies an blauen Flecken unter der Haut, denen das Biliverdin ihre grünlich-bläuliche Farbe verleiht. Später erscheinen sie dann braun und gelb, was auf einen weiteren als Abbauprodukt entstandenen Farbstoff zurückzuführen ist: das Bilirubin.    

Normalerweise jedoch wird das Hämoglobin in der Leber abgebaut und die Farbstoffe Biliverdin und Bilirubin ausgeschieden. Funktioniert dieser Abbau nicht richtig, bei Erkrankungen der Leber beispielsweise, führen erhöhte Werte im menschlichen Körper zu Gelbsucht. Grünblutige Skinke der Gattung Prasinohaema jedoch sind nicht gesund und munter, obwohl ihr Blut vierzig Mal mehr toxisches Bilirubin enthält als die für Menschen tödliche Dosis. Die grüne Farbe des Bilirubins übertönt bei diesen Echsen die rote Farbe des Hämoglobins.

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Grünes Blut im Vergleich mit rotem Blut
  Bild: Chris Austin, LSU

Unabhängige Evolution
Neben den Prasinohaema-Skinken auf Neuguinea weisen gibt es noch ein paar wenige andere Reptilien und Amphibien mit grünem Blut. Ein Forscherteam der Lousiana State University (LSU) in den USA will das Rätsel um das grüne Blut nun lösen. In einer diese Woche im Fachmagazin «Science Advances» veröffentlichten Studie zeigen sie erstmals, dass grünes Blut im Laufe der Evolution mindestens viermal unabhängig entstanden ist und die grünblutigen Skinke auf Neuguinea wahrscheinlich gar nicht so nah miteinander verwandt sind, wie man bislang dachte. Es scheint, als sei grünes Blut vorteilhaft.  

Wo der Vorteil genau liegt, weiss man allerdings nicht. Es sei nachgewiesen, dass Biliverdin antioxidative Effekte haben könne, schreibt die LSU in einer Medienmitteilung. Die Autoren vermuten, dass es die Echsen vor Malaria schützen könne. Vom verwandten Stoff Bilirubin ist eine solche Wirkung bekannt. Als nächstes wollen die Forscher die Gene identifizieren, die für das grüne Blut verantwortlich sind, um der Antwort wieder ein Stück näher zu kommen.