Umso erstaunter waren die Forscher des Wasserforschungsinstituts eawag und der Universität Bern, als sie bei der Befischung des lediglich 12 Millionen Jahre alten Thunersee neue Groppenarten fanden. 

«Neben der bekannten Form von Groppen mit dunklen Streifen und ein wenig hervorstehenden Augen gingen uns im Thunersee auch ganz dunkel gefärbte Tiere mit grossen Froschaugen und unterschiedlichen Kopfformen ins Netz.», sagte Ole Seehausen, Leiter der Fischökologischen Abteilung der eawag und Leiter der Aquatischen Ökologie und Evolution der Universität Bern in einem Interview mit dem «Berner Oberländer» vom Samstag. 

In 200 Metern Tiefe fanden die Forscher auch zwei Tiere mit ganz kleinen Augen, die oben auf dem flachen Kopf sassen. Seehausen geht davon aus, das diese Tiere wahrscheinlich ihr Futter über sich im Wasser suchen, während die anderen Formen den Boden nach Nahrung absuchen. 

Evolution schneller als gedacht
Die Entdeckung im Thunersee könnte bedeuten, dass sich die Evolution schneller vollzieht als bisher angenommen. Dies zumindest hält Ole Seehausen für einen «möglichen Schluss», wie er dem «Berner Oberländer»" sagte. 

Überraschend war für die Forscher im Thunersee ausserdem die Saiblingsvielfalt, wie man sie sonst nur aus isländischen Seen kennt. Eingeschleppte Fischarten fanden die Forscher hingegen keine, weder im Thuner- noch im nahen Brienzersee. 

Seehausen und sein Team haben bisher 22 Seen im Alpen- und Alpenrandgebiet im Rahmen des Projet Lac befischt. Ziel des Forschungsprojekts ist eine Erfassung der Artenvielfalt und innerartlichen Vielfalt der Fische in den Schweizer Seen. Dabei verteilten die Forscher stichprobenweise Netze über die gesamte Oberfläche des Sees, darunter auch solche, die bis zum Seegrund reichen.