Eine Entdeckung gelang Roman Alther, Doktorand in der Gruppe von Florian Altermatt am Wasserforschungsinstitut Eawag, als er für seine Dissertation eine Übersicht der Verbreitung und Artenvielfalt der Flohkrebse in der Schweiz erstellte. Das teilte das Forschungsinstitut am Donnerstag mit. Eigentlich suchten Alther und Altermatt nach dem Seeflohkrebs (Gammarus lacustris), einer weit verbreiteten Art, als sie auf den bisher unbekannten Vertreter der Flohkrebse stiessen.

Dass es sich um eine neue Art handeln könnte, kam durch genetische Analysen ans Licht: In einem durch genetische Vergleiche errechneten Stammbaum bildeten die alpinen Flohkrebse einen separaten Verwandtschaftszweig. Ein erfahrener Taxonom aus Slowenien unterstützte die beiden Schweizer Biologen anschliessend, den Körperbau des alpinen Flohkrebses mit dem des Seeflohkrebses zu vergleichen.

«Als auffälligstes Unterscheidungsmerkmal besitzt der alpine Gammaride auf einem seiner beiden Greifbeinpaare nur eine Borstengruppe», erklärte Alther gemäss der Mitteilung. «Bei Gammarus lacustris sind es zwei.» Wegen dieser äusseren und der genetischen Unterschiede definierten sie den alpinen Flohkrebs als neue Art und stellten Gammarus alpinus im Fachblatt «Zoological Journal of the Linnean Society» vor.

Klimawandel und invasive Arten als Bedrohung
Allerdings warnen die beiden Biologen auch, dass der neu entdeckte Flohkrebs bereits gefährdet ist. Der Klimawandel könnte der an kalte Bedingungen angepassten Art zusetzen. Auch invasive Arten wie der aus der Region des Schwarzen Meeres eingeschleppte Grosse Höckerflohkrebs bedränge den Bestand, so im Bodensee. Und auch in den Bergseen, wo Gammarus alpinus bisher noch ungestört lebt, könnten unachtsame Touristen, Taucher oder Fischer mit ihrer Ausrüstung gebietsfremde Arten einschleppen. Altermatt fordert daher von den Bergregionen mehr Sensibilität für die Problematik, damit alpine Seen als Refugien für spezialisierte Arten bestehen bleiben.

Flohkrebse übernehmen eine wichtige Rolle in Ökosystemen: Sie bauen organisches Material ab und dienen Fischen als Nahrung. «Trotz ihrer Bedeutung weiss man über Amphipoden erstaunlich wenig», sagte Altermatt gemäss der Mitteilung. «Für die Schweiz gibt es bis heute keine abschliessenden Artenlisten und Verbreitungskarten, geschweige denn eine Übersicht über die genetischen, morphologischen und funktionalen Unterschiede der vorkommenden Arten.» Hierzulande sind laut Schätzung des Biologen zwischen 30 und 40 Flohkrebsarten heimisch.