Wissenschaft
Penis und Hinterbeine sind verwandt
Vor Millionen von Jahren haben sich die Tiere vom Wasser aufs Land begeben und landtaugliche Extremitäten zur Fortbewegung gebildet. Auch die externen Genitalien sind ein Resultat dieser Anpassung ans Land.
Externe Genitalien sind – wie Vorder- und Hinterbeine – ein Resultat der Anpassung an den terrestrischen Lebensraum. Nun zeigt eine vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Untersuchung an Schlangen, Eidechsen und Mäusen, warum sich die embryonale Entwicklung von Geschlechtsteilen und Hinterbeinen gleicht.
Als die Wirbeltiere vom Meer aus das Land eroberten, passten sie nicht nur ihre Gliedmassen an den neuen Lebensraum an, sondern auch ihre Fortpflanzungsorgane. Während sich Fische und Amphibien im Wasser vermehren, tun dies Reptilien, Vögel und Säugetiere auf dem Land. Um zu verhindern, dass ihre Eier austrocknen, lassen sie die Keimzellen im Körperinneren verschmelzen. Dazu mussten sie neue Eigenschaften entwickeln.
«Wie Äste aus einem Baumstamm»
«Externe Genitalien ermöglichen die interne Befruchtung», sagt Patrick Tschopp. Mit Kolleginnen und Kollegen aus der Schweiz, Frankreich und den Vereinigten Staaten hat der Schweizer Biologe in der Zeitschrift «Nature» nun den Ursprung des männlichen Begattungsorgans bei Schlangen, Eidechsen, Hühnern und Mäusen nachgezeichnet.
Ein Embryo gleicht erst – stark vereinfacht – einer Röhre. Im Laufe seiner Entwicklung spriessen die Anlagen für die äusseren Gliedmassen. «Wie Äste aus einem Baumstamm», sagt Tschopp. Bei den Mäusen sind die Anlagen für die Hinterbeine von derjenigen für das Fortpflanzungsorgan von Beginn an getrennt. Doch bei den Schlangen und Eidechsen durchlaufen die Geschlechtsteile zuerst ein Entwicklungsprogramm, das demjenigen der Hinterbeine stark ähnelt.
Die Hemipenisse von Schlangen und Eidechsen
Erst später werden die geschlechtsteilspezifischen Gene aktiviert, wie die Forschenden mit aufwendigen Analysen feststellten. Die Hemipenisse, die seitlich und paarweise angelegten Fortpflanzungsorgane der Schlangen und Eidechsen, stammen deshalb wohl von den Hinterbeinen ab – bei Schlangen haben sich diese jedoch vollständig zurückgebildet.
Tschopp betreibt Grundlagenforschung, eine direkte therapeutische Anwendung seiner Erkenntnisse ist nicht in Sicht. Doch die Resultate könnten zumindest teilweise erklären, wieso bei gewissen Erbkrankheiten Missbildungen an Armen und Beinen häufig mit Schäden an den externen Genitalien einhergingen, meint Tschopp. Das liege an den ähnlichen Entwicklungsprozessen und der molekularen Verwandtschaft von Geschlechtsorgan und Hinterbeinen.
Originalpublikation:
Patrick Tschopp, et al.: «A relative shift in cloacal location repositions external genitalia in amniote evolution.»; «Nature online» (2014)
doi: 10.1038/nature13819
Dieser Artikel wurde automatisch auf unsere neue Website übertragen. Es kann daher sein, dass Darstellungsfehler auftreten. Diese können Sie uns mit folgendem Formular melden. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Bitte loggen Sie sich ein, um die Kommentarfunktion zu nutzen.
Falls Sie noch kein Agrarmedien-Login besitzen:
Jetzt registrieren