Das berichtet der österreichische Verhaltensforscher Michael Taborsky, der am Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern forscht, im Fachmagazin «Scientific Reports». «Die Tiere passen ihre Freigiebigkeit sogar mengenmässig der von bestimmten Partnern erhaltenen Hilfsbereitschaft an», erklärte er der Nachrichtenagentur APA.

Taborskys Team steckte jeweils eine Wanderratte (Rattus norvegicus) an vier aufeinanderfolgenden Tagen mit einer von vier unterschiedlichen Artgenossen in einen Käfig. Diese vier unterschiedlichen Nachbarn konnten ihnen Haferflocken zuschanzen: Wenn sie an einem Stab zogen, beförderten sie ein Tablett mit einer Haferflocke zu jener «Versuchsratte», die es daraufhin stets bereitwillig verzehrte.

Je öfter sie dies taten, umso mehr bekam die Versuchsratte zu fressen. Die Versuchsleiterin Nina Kettler bestimmte, dass manche der vier Nachbarn dabei spendabel waren und manche nicht.

Am fünften Tag drehten die Forscher den Spiess um: Die Versuchsratten, die in den vier Tagen zuvor von der Grosszügigkeit der Nachbarn abhängig gewesen waren, konnten nun ihrerseits einer Ratte, die zufällig aus den vier Nachbarn der Vortage ausgewählt wurde, Haferflocken zukommen lassen. «Sie erinnerten sich auch in einer solch komplexen sozialen Situation genau an die Hilfsbereitschaft ihrer Artgenossen und gaben den unterschiedlich hilfsbereiten oder eigennützigen Artgenossen die erhaltene Hilfe zuverlässig nach ihren jeweiligen Vorerfahrungen zurück», so Taborsky.

Sogar die Menge der Futterobjekte, die ihnen die Nachbarn in den Vortagen verschafften, hatten sie offensichtlich noch im Gedächtnis und waren dementsprechend freizügig oder eben nicht, als sie schliesslich selbst die Macht über den Futtersegen für ihre Versuchspartnerinnen hatten.