Australische Wissenschaftler haben nach eigenen Angaben eine neue Strategie entwickelt, um das Great Barrier Reef vor korallenfressenden Seesternen zu schützen. Sie setzen dafür auf Riesenseeschnecken. Wie das Australische Institut für Meereswissenschaft (AIMS) mitteilt, konnten die Forscher nachweisen, dass die Dornenkronenseesterne Gebiete meiden, in denen ihre natürlichen Feinde, die Tritonshornschnecken, vorkommen. Diese könnten nun auf den Korallenriffen ausgesetzt werden, um die Seesternplage einzudämmen.  

Das 2300 Kilometer lange und damit weltgrösste Korallenriff vor Australiens Nordostküste erlebt derzeit die stärkste Bleiche seiner Geschichte. Ursache ist nach Angaben von Forschern vor allem der Klimawandel und die damit verbundene Erwärmung der Ozeane. Daneben spielt auch die Wasserverschmutzung durch Schifffahrt und Landwirtschaft in der Nähe der Küste eine Rolle.  

Die bis zu 80 Zentimeter grossen und mit Giftstacheln ausgerüsteten Dornenkronenseesterne haben sich im Zuge der Schadstoffbelastung stark vermehrt. Sie ernähren sich fast ausschliesslich von Korallen und sind in jüngster Zeit zu einer ernsten Bedrohung des Great Barrier Reef geworden.

Projekte zur Schneckenzucht geplant  
Die Schnecken, die sich von Stachelhäutern ernähren und bis zu einen halben Meter gross werden können, verfügen über einen ausgesprochen entwickelten Geruchssinn, den sie zur Jagd auf ihre Beute einsetzen. Forschungen ergaben, dass sie Dornenkronenseesterne besonders gerne fressen, allerdings nur einige wenige pro Woche. Hinzu kommt, dass die Zahl der Tritonshornschnecken wegen ihrer begehrten Schneckenhäuser stark abgenommen hat.  

Die australische Regierung kündigte am Montag an, Projekte zur Aufzucht dieser Schnecken finanziell fördern zu wollen. Der Abgeordnete für den nordöstlichen Bundesstaat Queensland, Warren Entsch, sagte, damit ergäben sich «spannende Möglichkeiten» beim Kampf gegen das Korallensterben.  

Tritonshornschnecken in den AIMS-Labors haben zahlreiche tränengrosse Eier gelegt, aus denen im vergangenen Monat mehr als 100'000 Larven schlüpften. Weil sie so selten sind, benötigte das Institut zwei Jahre, um sich acht Schnecken zu verschaffen.

Mehr Forschung nötig  
«Wir wissen wirklich nichts über sie – weder, was sie fressen, noch, ob es Nachttiere sind oder nicht», sagte die Leiterin des Zuchtprogramms, die Meeresbiologin Cherie Motti, der Nachrichtenagentur AFP. Nach einem genauen Studium ihrer Lebensgewohnheiten sollen die Riesenmeeresschnecken ausgesetzt werden und gegen die Dornenkronenseesterne zum Einsatz kommen. Bis dahin bleibt nach Mottis Worten aber «noch viel zu tun».  

Das Great Barrier Reef besteht aus 400 unterschiedlichen Korallenarten und beherbergt 1500 Fischarten sowie 4000 Arten von Weichtieren. Zudem leben dort viele gefährdete Tiere wie der Dugong oder die Grosse Grüne Meeresschildkröte. Die Uneso hatte das Riff 1981 zum Weltnaturerbe erklärt.