Die Zahl der Maui-Delfine werde auf noch etwa 45 geschätzt, sagte die Artenschutz-Leiterin bei Nabu International, Barbara Maas. Davon sei wohl nur ein kleiner Teil fortpflanzungsfähig. Maui-Delfine (Cephalorhynchus hectori maui) leben ausschliesslich vor der Küste Neuseelands. Vor 40 Jahren hat es dort nach Nabu-Angaben noch bis zu 2000 Individuen gegeben.

Delfine verenden in Fischernetzen
Maas hat die Zahl der verbliebenen Delfine für Beratungen der Internationalen Walfangkommission (IWC) berechnet. Grundlage dabei war die Annahme aus den Jahren 2010/11 von etwa 55 mindestens einjährigen Tieren. Die Zahl war damals anhand genetisch untersuchter Gewebeproben zustande gekommen. Einkalkuliert hat Maas den Verlust an Delfinen, die sich jedes Jahr in den Schlepp- und Kiemennetzen industrieller Fischer verheddern.

Betrachtet hat die Expertin auch die jährliche Fortpflanzungsrate. Schon lange ist bekannt, dass sich Maui-Delfine, eine Unterart der Hector-Delfine, von Natur aus nur sehr langsam vermehren und damit die Todesfälle nicht kompensieren können. Mehr als 80 Jahre würde es laut Nabu dauern, bis die Zahl der Delfine wieder auf 500 steigt, selbst wenn die Bedrohung durch den Menschen ein Ende nähme. Inzwischen sei der Delfin-Lebensraum in den Fokus von Ölfirmen gerückt – Tests und Bohrungen seien eine Zusatzbedrohung.

Neuseeland bleibt passiv – unter dem Druck der Industrie
Der gesamte Lebensraum der Tiere müsse unter Schutz gestellt werden, hätten mehrere Gremien, darunter die IWC, empfohlen, so Maas. Sie sieht die Möglichkeiten der Wissenschaft ausgeschöpft: «Es braucht öffentliches Aufbegehren.» Neuseeland sitze das Thema seit Jahren aus. «Es geht nur ums Geld.» Die dortige Regierung hatte die Schutzgebiete in der Vergangenheit als ausreichend bezeichnet. Der Widerstand in der Industrie gilt als gross: Vertreter kritisierten, dass Krankheiten, Umweltverschmutzung und natürliche Feinde in der Debatte nicht beachtet würden.

Die Maui-Delfine haben rundliche Körper mit schwarzen Markierungen und halten sich in flachen Gewässern auf. Charakteristisch ist nach Angaben der Umweltorganisation WWF ihre schwarze, abgerundete Rückenflosse, die an Mickey-Maus-Ohren erinnert. Erwachsene Tiere können 20 Jahre alt und bis zu 1,40 Meter gross werden – es sind die kleinsten aller Delfine.