Aus den Ausstellungsstücken rekonstruierten zwei Forscher das Ausmass der Luftverschmutzung in Teilen der USA im vergangenen Jahrhundert. Sie konnten nachvollziehen, wie mit steigender Kohlenutzung die Luft zunächst immer russiger wurde und wie sich später Umweltschutzmassnahmen positiv auf die Luftreinheit auswirkten. Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts sei die Luftverschmutzung schlimmer gewesen als bisher angenommen, berichten die Forscher in den «Proceedings» der Nationalen Akademie der Wissenschaften.

Shane DuBay und Carl Fuldner von der University of Chicago hatten in drei Museen mehr als 1000 Exponate verschiedener Vögel gesammelt, die in den vergangenen 135 Jahren in der Region des sogenannten Rostgürtels der USA herumgeflogen waren. Der Rostgürtel ist eine riesige Industrieregion im Nordosten der USA, in der Städte wie Chicago, Detroit und Pittsburgh liegen. «Wenn man heute den Himmel über Chicago anguckt, ist er blau», sagt DuBay. «Aber wenn man Bilder aus Peking oder Delhi sieht, bekommt man eine Vorstellung davon, wie auch US-Städte wie Chicago oder Pittsburgh einmal waren.»

Luft beim Fliegen gefiltert  
Berücksichtigt wurden Vögel fünf verschiedener Arten, die ein helles Brust- und Bauchgefieder besitzen – darunter die Ohrenlerche, die Heuschreckenammer oder der Rotkopfspecht. Russ haftet an den Federn der Vögel und färbt sie sichtbar dunkel. «Wenn man diese Vögel anfasst, hinterlässt das Russspuren an den Fingern», erklärt DuBay. «Diese Vögel filterten beim Herumfliegen quasi die Luft.»  

Mit einem photometrischen Verfahren bestimmten die Wissenschaftler, wie viel – oder wenig – Licht vom Gefieder reflektiert wurde und damit, wie stark russverschmutzt es ist. Die Messungen ergaben, dass die Russverschmutzung des Gefieders bei Tieren aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts am höchsten war.  

Bis zur Mitte des Jahrhunderts hing sie eng mit dem Kohleverbrauch in der Region zusammen. «Wir waren erstaunt von der Präzision, die wir erreichten», sagt DuBay. «Zur Zeit der Weltwirtschaftskrise gab es einen scharfen Rückgang der Russverschmutzung im Gefieder, weil der Kohleverbrauch sank.» Um den Zweiten Weltkrieg herum nahm die Verschmutzung dann wieder zu, weil die Kriegsindustrie viel Kohle verbrauchte.

Wirksame Umweltmassnahmen  
In den folgenden Jahrzehnten entkoppelte sich schliesslich die Gefiederverschmutzung vom Kohleverbrauch. Die bis dahin häufig verbrannte, stark russende bitumenhaltige Kohle wurde durch eine russärmere Kohle ersetzt, bessere Luftreinhaltetechnologien wurden entwickelt und nach und nach stellten die Städte zur Energieerzeugung auch auf Erdgas um, erklären die Wissenschaftler.    

Die Tatsache, dass die Vögel aus der jüngeren Vergangenheit sauberer sind, bedeute allerdings nicht, dass es keine Probleme mehr gebe, sagt DuBay. Heute entliessen die USA zwar deutlich weniger Russ in die Atmosphäre als früher, dafür aber verstärkt weniger sichtbare Luftschadstoffe.  

«In der Mitte des 20. Jahrhunderts haben wir in die Infrastruktur und die Regulation der Brennstoffquellen investiert - hoffentlich lernen wir daraus und stellen heute auf ähnliche Weise auf nachhaltige, erneuerbare Energiequellen um, die effizienter und weniger schädlich für die Umwelt sind», so der Forscher.