Goldammer in Neuseeland
Vom Helden zum Bösewicht in 15 Jahren
In akribischer Detektiv-Arbeit haben tschechische Forscher die Verbreitung der Goldammer in Neuseeland dokumentiert. Sie zeigen auf: Der heute ungebetene Gast war einst der grosse Hoffnungsträger der Bauern.
Das Problem ist heute aktueller denn je: Tiere und Pflanzen werden unbeabsichtigt an einen anderen Fleck der Erde transportiert, vermehren sich dort und werden zur Plage. In der Schweiz sind es etwa der Asiatische Laubholzbockkäfer oder der Buchsbaumzünsler, die Bäume zum Absterben bringen, anderswo das Grauhörnchen, das dem roten Eichhörnchen den Lebensraum streitig macht.
Doch das Problem der eingeschleppten Arten ist schon lange bekannt, nur wurden die Tiere früher oft mit Absicht in einer neuen Umgebung angesiedelt: Australien hatte einst Kamele ins Land gebracht, um als Lasttiere beim Bau von Eisenbahn- und Stromlinien behilflich zu sein, heute vermehren sie sich unkontrolliert und werden abgeschossen. In Neuseeland hingegen hatten die Siedler, als sie sich in ihrer neuen Heimat breitmachten, rasch mit Schädlingen wie Raupen oder Feldgrillen zu kämpfen, die ihnen die Ernte wegfrassen. Also feilten sie an einer Gegenmassnahme.
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Zeitungsausschnitt von 1876. Bild: Pipek et al. in NeoBiota |
Recherche in alten Zeitungen
Prinzipiell war es ein guter Plan, den die «Acclimatisation Society» damals hatte. Die Gesellschaft, eigens für die Lösung des Schädlingsproblems gegründet, führte in den 1860er- und -70er-Jahren Vögel aus Europa nach Neuseeland ein. Vögel, die mit den Insekten aufräumen sollten, denn natürliche Feinde hatten diese damals nicht. So wurden also Amseln, Goldfinken, Spatzen und weitere Vögel aus England importiert, wie ein tschechisches Forscherteam durch die akribische Recherche in Zeitungsarchiven herausfand.
Der Haken an der Sache: Es wurden auch Goldammern importiert, Vögel, die – wie sich wenig später herausstellte – als grosse Körnerfresser herausstellten, anstatt sich an den Insekten gütlich zu tun. Zunächst waren die Vögel gerne gesehen, doch bald schon begannen die Farmer, sich über die Goldammern zu beklagen. Erst stiessen sie bei der Gesellschaft jedoch auf taube Ohren, weitere Goldammern wurden eingeschleppt, vermehrten sich, und als die «Acclimatisation Society» ihren Fehler einsah, war es schon zu spät.
1880 wurde die letzte Lieferung Goldammern an Neuseelands Küste abgefangen und abgelehnt. Sie wurde nach Australien weiterverfrachtet. Ab da wurden die gelben Vögel zum Ziel von Hobbyschützen, Eiersammler und Giftattacken, alles war erlaubt, um sie wieder loszuwerden. Das ist bis heute nicht geglückt. Die Goldammer ist heute eine «echte» Neuseeländerin.
Originalpublikation:
Pipek P, Pyšek P, Blackburn TM (2015) How the Yellowhammer became a Kiwi: the history of an alien bird invasion revealed. NeoBiota 24: 1-31.
doi: 10.3897/neobiota.24.8611
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