Das erste Jungtier schlüpfte laut dem Europäischen Waldrappteam am 16. Juni in einem Brutkasten an der Burgmauer im deutschen Burghausen. Später folgte ein zweites Küken. Der «SonntagsBlick» berichtete in seiner neusten Ausgabe über das Ereignis.

Das dreijährige Waldrapp-Weibchen Shorty erlangte in der Schweiz Berühmtheit, nachdem es im Herbst 2012 als Jungvogel während der Herbstmigration den Anschluss an einen zugerfahrenen Artgenossen eines europäischen Wiederansiedlungsprojekts verloren hatte und alleine in der Schweiz am Zugersee überwinterte.

Im Jahr darauf wurde der Vogel von Projektmitarbeitern ins Wintergebiet in der Toskana und im Frühjahr 2014 retour nach Burghausen gebracht. Doch auch im Winter darauf verlor Shorty den Anschluss an ihre Artgenossen. Nach einem Kälteeinbruch im Februar 2015 wurde der untergewichtige und unterkühle Vogel bei Jonen AG eingefangen und im Tierpark Goldau SZ aufgepäppelt.

Wiederansiedlung bis 2019
Der Waldrapp ist eine der am stärksten bedrohten Zugvogelarten. Bis ins 17. Jahrhundert war er auch in Mitteleuropa heimisch, bis er durch übermässige Bejagung verschwand. Im Rahmen eines Artenschutzprojekts mit acht Partnern aus Österreich, Italien und Deutschland soll der Waldrapp in Europa bis 2019 wieder als Zugvogel angesiedelt werden.

Shorty ist Nachkomme zweier von Hand aufgezogenen Gründerindividuen des europäischen Wiederansiedlungsprojekts. Die Brutsaison 2015 sei bisher sehr erfolgreich, schreibt das Waldtrappteam. In den Brutgebieten Burghausen D und Salzburg Ö sind 16 Küken geschlüpft. Hinzu kommen 32 ältere Jungvögel, die von menschlichen Zieheltern aufgezogen wurden und bereits flügge sind.

Die grosse Herausforderung steht den Jungvögeln und dem Waldrappteam aber noch bevor: Der für Herbst erwartete Flug in das italienische Wintergebiet bei Orbetello in der Toskana.