Ratten sind soziale Tiere und helfen sich gegenseitig, an Futter zu kommen. Wie aber stellen die Tiere sicher, dass ihre Kollegen sie nicht ausnutzen und später auch zu Hilfe eilen?

Offensichtlich schützen sie sich vor Trittbrettfahrern, indem sie den Geruch von hilfsbereiten Ratten entschlüsseln. Dieses von den kooperativen Tieren ausgehende Signal sei «ehrlich» und könne nicht von selbstgefälligen Nutzniessern kopiert werden, sagte die Erstautorin Nina Gerber gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Geruch allein entscheidet
Für ihren Versuch platzierten die Forschenden zwei Ratten in jeweils zwei Käfige, die über eine Pumpe miteinander verbunden waren. Davor befanden sich Behälter mit Haferflocken, den die Ratten zum Käfig ziehen konnten. In einer der Boxen befand sich entweder eine auf Hilfsbereitschaft trainierte oder eine egoistische Ratte. In der anderen Box befanden sich die Versuchsratten.

Demnach schob die Versuchsratte ihrer Käfigmitbewohnerin das Futter zu, sobald der Geruch der benachbarten Ratte, die ihrer Artgenossin half, in den Käfig strömte. Dies war auch dann der Fall, wenn die Forschenden nur den hilfsbereiten Geruch in den Käfig bliesen, die Ratte tatsächlich sich aber nicht kooperativ verhielt. Auch spielte es keine Rolle, ob die Versuchsratte sich mit einer fremden Artgenossin oder treuen Wegbegleiterin im Käfig befand.

Auch hungrige Ratten riechen anders
«Wir waren sehr überrascht, dass der Geruch allein ein kooperierendes Verhalten auslösen kann», sagte Gerber. Sie hofft, dass in künftigen Studien gezeigt werden kann, wie Ratten diese Duftstoffe produzieren und ob solche kooperativen Geruchssignale auch bei anderen Tieren – und vielleicht sogar bei Menschen – vorkommen.

Dass hungrige Ratten anders riechen als satte Tiere, hatte die Berner Forschungsgruppe bereits in einer früheren Studie gezeigt. Demnach eilen die Ratten ihren hungrigen Artgenossen schneller zu Hilfe.