Derzeit ist unklar, ob die winzigen Tiere erst kürzlich zum Überträger wurden oder ob ihre Gefährlichkeit bislang einfach nicht bekannt war, wie die Uni Hohenheim mitteilte. Eine Infektion mit dem FSME-Virus (Frühsommer-Meningoenzephalitis) kann im schlimmsten Fall zum Tod führen. In der Regel wird das Virus durch Zeckenstiche auf den Menschen übertragen.  

Die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) kommt auch in der Schweiz vor, ist aber laut Cornelia Silaghi von der Universität Zürich eher selten. Sowohl in der Schweiz wie auch in Deutschland komme sie nicht flächendeckend, sondern nur örtlich begrenzt vor und auch dort nur fokal, schrieb sie auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.

Bisher kein Nachweis in der Schweiz  
«Mir sind keine Studien bekannt, in welchen FSME-Viren in dieser Zeckenart in der Schweiz nachgewiesen wurden», sagte Rahel Ackermann vom Nationalen Referenzzentrum für zeckenübertragene Krankheiten (NRZK) der sda.   Vor den Befunden der Uni Hohenheim gab es Ackermann zufolge auch bereits mehrere Studien aus Osteuropa, die das FSME-Virus in der Auwaldzecke nachgewiesen hatten. Allerdings sei die Übertragung durch diese Zecke gemäss besagten Studien weniger effizient als die durch den Holzbock.  

Zwar siedelt sich die Auwaldzecke gerne in renaturierten Gebieten an, sodass sich in Zukunft neue Habitate für sie ergeben könnten, erklärte Silaghi. «Meiner Meinung nach erhöht sich das Risiko einer Ansteckung aber derzeit nicht wesentlich.» Grund sei die sehr fokale Verbreitung und dass der Mensch nicht der bevorzugte Wirt für diese Zeckenart sei. Ausschliessen könne man den Befall aber auch nicht.  

Um sich vor der potentiellen neuen FSME-Quelle zu schützen, gelten Silaghi zufolge die gleichen Regeln wie auch beim Holzbock: «geeignete Kleidung, Zeckenhabitate meiden, immer gründlich den Körper absuchen nach Aufenthalt in Zeckengebieten, Zecken so schnell wie möglich entfernen falls doch ein Stich vorliegt.»

Seltene Übertragung durch Rohmilch  
Die Uni Hohenheim berichtete zudem vom ersten in Deutschland dokumentierten Fall, bei dem das Virus durch infizierte Ziegen-Rohmilch übertragen wurde. «Der Übertragungsweg durch das Konsumieren von nicht-pasteurisierten Milchprodukten von Ziegen, Schafen und Kühen ist bereits länger bekannt», sagte Ackermann der sda.  

Das Virus gelange dabei während der kurzen virämischen Phase – also wenn sich das Virus im Blut des Tieres vermehrt – in die Milch und könne dort bis zu 25 Tagen infektiös bleiben. «Mir sind keine Milch-assoziierten FSME-Fälle in der Schweiz bekannt; das Bundesamt für Gesundheit geht davon aus, dass dieser Übertragungsweg selten ist», sagt Ackermann.