Neue Spur durch Lemuren
Wieso Weibchen länger leben
Bei vielen Säugetieren – darunter den Menschen – haben weibliche Vertreter eine längere Lebenserwartung als ihre männlichen Artgenossen. Eine Lemuren-Art bringt die Forschung nun auf einen neuen Denkansatz.
Ein Mädchen, das heute in der Schweiz auf die Welt kommt, darf sich freuen. Es hat eine Lebenserwartung von etwa 85 Jahren. Sein Zwillingsbruder wird durchschnittlich etwa vier Jahre eher sterben. Dies ist hauptsächlich durch Unterschiede im geschlechterspezifischen Verhalten zu begründen. Der Junge wird in seinem Leben – entspricht er denn dem Durchschnitt – mehr trinken, fettiger essen, mehr rauchen und seltener zum Arzt gehen.
Auch bei Tieren sind es meist die Weibchen, die ein längeres Leben erwarten dürfen, in der Regel sind sie weniger aggressiv, sesshafter und besser getarnt als Männchen.
Mannsweiber bei den Lemuren
Der Edwards-Sifaka, eine Lemurenart auf Madagaskar, ist hier ein Sonderfall. Männchen und Weibchen dieser Gattung sehen sich sehr ähnlich. Beide haben ein dunkelbraunes, wolliges Fell, ein schwarzes Gesicht und in etwa die gleiche Körpergrösse. Sie weisen auch einen ähnlichen Testosteronwert auf, was beide Geschlechter etwa gleich aggressiv macht. In einer Statistik, die ein Forscherteam um Patricia Wright von der Stony-Brook-Universität in der Nähe von New York während mehr als zwanzig Jahren in der Wildnis Madagaskars zusammengestellt hat, kam zudem zu Tage, dass Sifaka-Weibchen gleich häufig ihre Herde verlassen, um Anschluss in einer neuen Gruppe zu finden.
Diese Erkenntnisse haben die Wissenschaftler vor ein Problem gestellt. Obwohl kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu erkennen sind, werden die Lemurenweibchen im Durchschnitt über 30 Jahre alt, während die Männchen eine Lebenserwartung von knapp 20 Jahren haben.
Weibchen kommen im Alter zur Ruhe
Die Forscher haben genauer hingeschaut und ihre Daten noch präziser untersucht, bis sie auf eine Spur gekommen sind: Die Sifaka-Weibchen werden irgendwann sesshaft.
Ausflüge in die Wildnis, weg von der eigenen Herde, sind zwar bei beiden Geschlechtern gleich häufig, doch konnten die Wissenschaftler, nachdem sie jeden dieser Ausflüge nicht nur nach Geschlecht, sondern auch nach Alter untersucht haben, feststellen, dass Männchen ihr ganzes Leben lang aus der eigenen Herde ausbüchsen, Weibchen aber nach etwa 11 Lebensjahren in ihrer Gruppe bleiben.
Ältere Tiere, die sich von der Herde trennen, sind offensichtlich gefährdeter als jüngere, da sie langsamer, schwächer und verletzungsanfälliger sind. Wieso sich alte Sifaka-Herren nicht irgendwann stillhalten, konnten die Forscher nicht herausfinden, doch das Ergebnis hat ihnen – und der ganzen Wissenschaft – einen neuen Anhaltspunkt gegeben.
Verhaltensunterschiede zwischen den Geschlechtern von Tieren werden in Zukunft wohl nicht mehr nur eindimensional untersucht, sondern um den Faktor des Alters erweitert.
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