Im Spätsommer im Jahr 2020 waren sie plötzlich da: Auf dem Spielplatz der Schule Steinen haben sich Efeu-Seidenbienen eingenistet und im kiesigen Boden ihre Brutröhren gegraben. Das meldet der Tierpark Goldau. Dass Efeu-Seidenbienen auf einem Schulhaus-Areal leben, sei nicht aussergewöhnlich. Die Insekten bewohnen gerne sandigen Boden und nutzen regelmässig Sandhaufen von Kindergärten für ihre Brutröhren. Efeu-Seidenbienen sind friedlich und harmlos. Die weiblichen Insekten haben zwar einen Stachel, setzen diesen aber praktisch nie ein und fliegen bei Störungen lieber davon. 

Deshalb beschloss die Gemeinde Steinen in Zusammenarbeit mit dem Natur- und Tierpark Goldau, dass die Kolonie der Wildbienen auf dem Spielplatz bleiben soll. Damit die Steinerinnen und Steiner ihre neuen, sechsbeinigen Nachbarinnen besser kennenlernen, steht neu eine Infotafel neben der Bienenkolonie. Diese informiert die Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Anwohnende zum spannenden Leben der Efeu-Seidenbiene. Am Mittwoch, 25. August wurde die neue Infostele in Steinen feierlich eröffnet.
 

[IMG 2]

Biodiversität vor der (Schul-)Haustür
Die Schule der Gemeinde Steinen und der Natur- und Tierpark Goldau spannen im neuen Schuljahr zusammen und nutzen die neu entstandene Wildbienenkolonie als «Aufhänger» für ein gemeinsames Schulprojekt. Insekten und Wildbienen sind über das ganze Jahr verteilt Thema im Unterricht an der Schule – den Höhepunkt bildet ein Besuch auf dem Insektenpfad und bei den Honigbienen-Völkern im Natur- und Tierpark Goldau. Das Projekt richtet sich an alle Stufen vom Kindergarten bis zur sechsten Klasse – insgesamt profitieren 16 Klassen vom Angebot.

Die Vielfalt der Natur ist an zahlreichen Orten zurückgegangen. Vor allem Insekten wie Wildbienen gehören zu den bedrohten Tierarten. Das Beispiel in Steinen zeigt, dass auch unscheinbare Orte wie ein Untergrund aus Kies auf einem Spielplatz Lebensraum für bedrohte Insekten sein können – mit einfachen Massnahmen wie dem Angebot von passenden Nistplätzen und passenden Futterpflanzen können Wildbienen und andere Insektenarten gefördert und unterstützt werden.
 
Die Efeu-Seidenbiene
Die Efeu-Seidenbiene gehört zu den Wildbienen. Im Gegensatz zur Honigbiene lebt sie nicht in der Gruppe, sondern allein. Die weiblichen Efeu-Seidenbienen graben sich eine Röhre, die rund einen halben Meter tief in den Boden führt. Dort legen sie ihre Eier ab. Jedes Ei wird mit einem kleinen Vorrat an Pollen und Nektar versorgt, damit die schlüpfende Larve genügend Nahrung vorfindet.
Efeu-Seidenbienen schlüpfen erst Ende August/Anfang September, wenn der Lebenszyklus der meisten anderen Insekten zu Ende geht. Wie es ihr Name sagt, suchen sie ihre Nahrung ausschliesslich auf Efeu, welches im Spätsommer blüht. Der Zeitpunkt des Bienen-Schlupfs ist also genau auf die Futterpflanze ausgerichtet.

Projekt «Mehr als Bienen»Die Infotafel in der Gemeinde Steinen und das Schulprojekt wurden durch das vom Natur- und Tierpark Goldau betriebene Projekt «Mehr als Bienen» ermöglicht.
Das Projekt «Mehr als Bienen» hat das Ziel, die extensive Imkerei, die Wildbienenforschung, die Naturförderung und den Wissenstransfer über Bienen und Insekten in der Zentralschweiz zu fördern und in Goldau eine Informationsstelle für Bienenhaltung aufzubauen. Dies sind die jeweiligen Hauptziele:
•    Aufbau einer extensiv geführten Imkerei im Natur- und Tierpark Goldau
•    Angebot verschiedener Bildungsangebote für Tierpark-Besuchende wie auch für Schulen
•    (Wild-)Bienenforschung und Veröffentlichung der Ergebnisse
•    Naturnahe und insektenfreundliche Gestaltung von Gärten und Landschaft
Das Projekt wird durch eine private Stiftung finanziert.