Westliche Fettschwanzmakis sind kleine Primaten, die in lebenslangen Partnerschaften leben. Sie kommen nur auf der Insel Madagaskar vor. Obwohl in den Tropen zuhause, halten Fettschwanzmakis für sieben Monate Winterschlaf, wenn Wasser und Nahrung knapp werden und die Temperaturen vergleichsweise niedrig sind. Während dieser Zeit bevorzugen die Tiere eine «Single»-Baumhöhle und schlafen alleine.

Das hat ein Forscherteam der Universität Hamburg herausgefunden. In einem Artikel im Fachjournal «Functional Ecology» wird beschrieben, welche Unterschiede in Körpertemperatur, Energieverbrauch und Schlafrhythmus es beim Einzelschläfer im Vergleich zu Artgenossen aus Winterschlaf-Gruppen – z.B. Alpenmurmeltiere – gibt.

Westliche Fettschwanzmakis sind in den Wintermonaten von April bis Oktober grossen Temperaturschwankungen und einer extremen Trockenheit ausgesetzt. Die täglichen Temperaturen schwanken zwischen 10 Grad Celsius in der Nacht bis zu 35 Grad am Mittag. Die Körpertemperatur der Fettschwanzmakis passt sich jeweils der Umgebungstemperatur an. Indem sie ihren Stoffwechsel auf ein Minimum heruntergefahren, sparen sie Energie und vor allem Wasser. Unterbrochen wird dieser Zustand von kurzen Wachphasen, in denen sie von den Fettreserven zehren, die in ihrem Schwanz eingelagert sind.

Winterschlaf-Gruppen bringen keine Vorteile
Das Forscherteam untersuchte in ihrem Projekt ebenfalls die Vorteile eines gemeinsamen Winterschlafes und wie sich dieser auf das Zusammenleben von Individuen auswirkte. Durch das gegenseitige Wärmen in Gruppen sei der Energieverbrauch während der Wachphasen, in denen der Stoffwechsel ‹hochgefahren› werden muss, geringer. Für die Westlichen Fettschwanzmakis scheint dieser Vorteil kein Grund zu sein den Winterschlaf in Gruppen zu halten. 90 Prozent der Tiere machten alleine Winterschlaf, fünf Prozent in Paaren und nur fünf Prozent in größeren Gruppen. Zwischen den einzelnen schlafenden Individuen und den Paaren stellten die Wissenschaftler ausserdem keine signifikanten Unterschiede in der Schwankung der Körpertemperatur und dem Energieverbrauch fest. 

In größeren Gruppen mit drei oder mehr Individuen schien der gemeinsame Winterschlaf sogar eher problematisch zu sein, da einzelne Tiere in den Wachphasen die Körpertemperatur der anderen Baumhöhlenbewohner passiv erhöhten. Dies veränderte unfreiwillig deren Energieverbrauch. «Das Überwintern in Gruppen scheint daher für den Westlichen Fettschwanzmaki keinen energetischen Vorteil zu bringen», fasst Erstautorin Kathrin Dausmann die Ergebnisse zusammen. Zudem seien die Tiere allein eher vor Fressfeinden geschützt. 

Kommt es doch zu einem gemeinsamen Winterschlaf, hat das laut Dausmann eher soziale Faktoren: «Die Tiere, die im Laufe der Untersuchung aus dem solitären Winterschlaf zu einem anderen Individuum gewechselt sind, waren ausschließlich Männchen, die sich weiblichen Tieren angeschlossen haben. Sehr wahrscheinlich, um in der Paarungszeit direkt nach dem Winterschlaf in ihrer Nähe zu sein.»

Originalpublikation:
Kathrin H. Dausmann, Julian Glos: «No energetic benefits from sociality in tropical hibernation», «Functional Ecology» (2014)
DOI: 10.1111/1365-2435.12368