Die Wissenschaftler der James-Cook-Universität in Queensland kennzeichneten dazu im vergangenen Monat zunächst vier Zwergwale. Auch Forscher aus dem US-Bundesstaat Alaska sind an der Studie beteiligt.

«Obwohl sie überall auf der Südhalbkugel vorkommen, weist das Great Barrier Reef die einzige bekannte vorhersagbare Ansammlung dieser besonders schönen, kleinen Wale auf», sagte der Forscher Alastair Birtles, der sich seit 18 Jahren mit den Zwergwalen beschäftigt.

Es sei bekannt, dass diese Meeressäuger den Winter vor der Lizard-Insel im nördlichen Queensland verbringen. Unklar sei, ob die Zwergwale wie ihre grösseren Verwandten im Sommer in die kühleren Gewässer der Antarktis schwömmen oder ob sie sich «irgendwo im Südpazifik» aufhielten. Er halte beide Annahmen für gleichermassen berechtigt, sagte Birtles. Erst seit 20 Jahren bekannt

Unbekannte Zwerge unter den Riesen
Zwergwale seien bislang kaum erforscht, bis vor etwa 20 Jahren habe niemand von ihrer Existenz gewusst, sagte Birtles, der einer der Leiter des Mink Whale Project ist. Nur in der kurzen Zeitspanne, die sie am Great Barrier Reef verbringen, könnten sie bislang überhaupt beobachtet werden.

«Es ist eines der grössten Rätsel des Südlichen Ozeans, ein Tier zu sehen, das keinen richtigen wissenschaftlichen Namen hat – und von dem man nicht einmal weiss, wo es neun Monate des Jahres bleibt», sagte Birtles. «Das ist ziemlich aussergewöhnlich - vor allem, wenn es fünf bis sechs Tonnen wiegt und sechs Meter lang ist.»

Die Wissenschaftler befestigten Mitte Juli Ortungsgeräte an den Rückenflossen von vier Zwergwalen. Sie nutzten dazu Schiffe der australischen Marine, die keine von Walen wahrnehmbare Laute hervorrufen.

«Spot» reiste 3000 Kilometer
Bis Montag hatte ein junger männlicher Zwergwal namens «Spot» das Great Barrier Reef schon weit hinter sich gelassen. Er hatte in weniger als 30 Tagen 3000 Kilometer Richtung Süden zurückgelegt. Ein Weibchen namens «Deep Scars» schwamm nicht weit dahinter, während die beiden anderen gekennzeichneten Wale sich noch viel weiter nördlich aufhielten.

Die intensive Beobachtung der Wale habe das Verständnis ihrer Bewegungen verbessert, sagte Birtles. Bislang habe es nur einzelne, von Tauchern aufgenommene Unterwasserfotos gegeben, auf denen die einzigartigen farbigen Muster zu sehen sind, anhand derer einzelne Zwergwale voneinander unterschieden werden können. Im kommenden Jahr wollen die Wissenschaftler ihre Untersuchungen ausweiten.