In natürlichen Landschaften regulieren Spitzenprädatoren den Wildtierbestand und tragen somit zum Erhalt und Funktionieren des Ökosystems in entscheidender Weise bei. Eine Studie aus Deutschland und Australien konnte nun zeigen, dass die Räuber diese Funktion auch in menschlich geprägten Kulturlandschaften behalten, insbesondere, indem sie die Zahl der Pflanzenfresser reduzieren.

Allerdings spielt der Mensch hier durch seine direkten und indirekten Eingriffe ins Ökosystem ebenfalls eine wichtige Rolle. Nicht nur durch die Umgestaltung der Natur durch landwirtschaftliche Nutzung, sondern auch durch Jagd beeinflusst der Mensch den Wildtierbestand auf allen Ebenen der Nahrungskette aktiv – meist in negativer Hinsicht.

Für ihre Untersuchung beobachteten die Wissenschaftler mit Hilfe von Kamerafallen das Vorkommen von Wildtieren in einer vom Menschen dominierten Region in Transsilvanien im Herzen Rumäniens. Neben Spitzenprädatoren wie Braunbären und Wölfen sind hier auch mittelgrosse Räuber wie Rotfüchse sowie grosse Pflanzenfresser wie Reh und Rothirsch heimisch. Menschen und freilaufende Hunde fungieren als zusätzliche «Prädatoren» in diesem System. Die Ergebnisse haben die Forscher im Fachjournal «Proceedings of the Royal Society B» veröffentlicht.

Mensch als Teil der Nahrungskette
«Die von uns nachgewiesenen starken Effekte menschlichen Handelns auf Wildtierbestände aller Ebenen der Nahrungsketten zeigen, wie notwendig es ist, den Menschen in Zukunft systematisch als Teil dieser zu berücksichtigen», sagt Erstautorin Ine Dorresteijn von der deutschen Leuphana Universität Lüneberg in einer Mitteilung. «Gerade vor dem Hintergrund, dass Spitzenprädatoren wie Wölfe zunehmend in menschlich dominierte Landschaften zurückkehren, ist es wichtig zu verstehen, welchen Einfluss die gleichzeitige Präsenz dieser Fleischfresser und des Menschen auf die verschiedenen Ebenen der Nahrungskette hat. Unsere Untersuchung leistet dazu einen wichtigen Beitrag.»

In unseren Breitengraden fungieren Wolf und Bär als Spitzenprädatoren, aber auch Eulen, Adler und andere Fleischfresser haben die Position inne. Andere typische Spitzenprädatoren sind Grosskatzen, Pottwale, Orcas, weisse Haie, Pythons und Leistenkrokodile.