Auf der Internetplattform «Youtube» findet sich ein gut gemachter Film, der aufzeigt, wie Brieftauben im Zweiten Weltkrieg Einsätze flogen. Der Streifen mit dem Titel «Helden an der Front» zeigt realistisch auf, unter welch schwierigen Bedingungen die Brieftauben eingesetzt wurden. Er hat zwar einige kleinere Fehler, die aber nicht gross stören. So wird erwähnt, dass ein Wanderfalke im Angriff mit der Geschwindigkeit von 300 km/h fliegt. Das hat man früher einmal angenommen und es wird immer wieder «abgeschrieben». Neue Messungen haben aber Geschwindigkeiten von 180 bis 200 km/h ergeben. 

Zudem wird mehrmals erwähnt, dass die Brieftauben auch nachts geflogen seien. Daran muss man Zweifel hegen. Es gibt zwar Tauben, die länger in die Dämmerung fliegen als andere. Bei totaler Dunkelheit müssen aber auch diese aufgeben, sich einen Platz suchen und auf den Tagesanbruch warten. Das zeigten zum Beispiel Versuche, die vor langer Zeit in der Schweizer Armee gemacht wurden.

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 Mittels Hülsen oder Täschchen überbrachten Brieftauben Botschaften.
 Bild: Rita Schmidlin
 

Im Film (oben) werden einige der berühmtesten Tauben vorgestellt, ausserdem erfährt man auch sonst viel Interessantes über die schnellen und zuverlässigen Vögel. So erklärt unter anderem ein britischer Wissenschaftler das Orientierungsvermögen. Äusserst interessant ist die Geschichte der Taube «G. I. Joe». Die folgenden Angaben sind aus dem Holländischen übersetzt aus einer Artikelserie von Henk de Brueys über Brieftauben im Kriegseinsatz:

Am 5. Juli 1943 war G. I. Joe zusammen mit fünf anderen Tauben aus seinem Schlag eingeteilt bei den ersten US-Truppen in Sizilien. Vom 10. Juli bis 20. August führte G.I. Joe rund zehn Flüge aus den vordersten Linien der vorrückenden alliierten Truppen aus. Zusammen mit der 45. Division der 5. US-Armee landete der junge Vogel mit der ersten Angriffswelle am 9. September auf dem Festland der italienischen Küste bei Amalfi im Golf von Salerno. 

Rund tausend Menschen gerettet
Gleichzeitig mit der US-Einheit, der G. I. Joe zugeteilt war, geriet am 17. Oktober die 56. Londoner Infanteriedivision in Kontakt mit Colvi Vecchia, welches die Deutschen in eine Festung verwandelt hatten. Trotz schwerem Feuer auf Colvi Vecchia kamen die alliierten Truppen keinen Meter weiter. In dieser Lage beschloss der Kommandant der Engländer, Unterstützung aus der Luft anzufordern.

Inzwischen gelang es am frühen Morgen einer Kompanie der 169. US-Brigade, den Widerstand der Deutschen zu brechen. Man versuchte dringend, Funkkontakt mit dem Allied XII Air Support Command aufzunehmen. Eine Verbindung zur 20 Meilen entfernten Luftwaffenbasis war aber bei den herrschenden Witterungsumständen unmöglich geworden. Im Wissen, dass jeden Augenblick die vorher angeforderten Bombardierungen zur Unterstützung des Angriffs auf Colvi Vecchia einsetzen konnten, beschloss der Funker, als letzte Rettung die Taube G. I. Joe starten zu lassen mit der Meldung über die Einnahme der Festung. Unter beinahe unmöglichen Wetterverhältnissen legte die Taube die Distanz von 20 Meilen in exakt 20 Minuten zurück und erreichte ihren mobilen Schlag genau in dem Moment, als die ersten Bomber auf die Startbahn rollten. Im wirklich allerletzten Moment konnte der Start verhindert werden. Wäre der Angriff durchgeführt worden, hätten mindestens 100 alliierte Soldaten und gegen tausend Zivilpersonen ihr Leben verloren.

Am 1. November 1946 flog G. I. Joe, begleitet von einem persönlichen Betreuer, komfortabel mit einem Linienflugzeug nach England. Am 4. November erfolgte die Fahrt in einer Luxuslimousine von der Amerikanischen Botschaft in London zum Tower zu einer Zeremonie, welche bis auf den heutigen Tag einzigartig blieb. Umgeben vom traditionellen Dekor aus vergangenen Jahrhunderten und von der berühmten Garde der «Beef­eaters» wurde G. I. Joe das Viktoriakreuz für Tiere, die Dickin Medal, überreicht. G. I. Joe konnte sein Leben noch lange geniessen, er starb im für eine Brieftaube hohen Alter von 18 Jahren im Zoo von Detroit. 

Medaillenübergabe an «G.I. Joe».
Quelle: www.britishpathe.com 

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