Das Gefieder der französischen Hühnerrassen ist meist unspektakulär: entweder weiss oder schwarz. So auch bei den Cou-nu du forez, welche einzig im weissen Farbenschlag gezüchtet werden. Mehr als die Farbe sorgt das Erscheinungsbild dieser Rasse für Aufmerksamkeit und Erstaunen: Wie der Name es sagt, tragen sie ihren Hals nackt. Die französische Form der Nackthalshühner unterscheidet sich nur wenig vom weiter verbreiteten Nackthalshuhn aus Siebenbürgen. Einerseits sind sie schwerer als die klassischen Nackthalshühner, andererseits ziert ein büschelartiger Gefiederrest den intensiv rot gefärbten Hals auf der Vorderseite. Dieses Büschel kann zwar auch bei anderen Nackthalshühnern auftreten, sorgt dort jedoch für Abzüge bei der Bewertung. Hühner mit nackten Hälsen sind in Frankreich weit verbreitet, daher ist es gut möglich, sie an der Europaschau anzutreffen.

Ebenfalls nur in Weiss gibt es die Gâtinaise-­Hühner. Der Hahn wirkt trotz seines Gewichts von 3,5 bis 4 Kilogramm elegant. Die Henne sollte Eier von einer Mindestgrösse von 60 Gramm legen. Die Rasse wird auch in der Schweiz gezüchtet und vier Tiere wurden an der letzten Nationalen Geflügelschau gezeigt. Ihre ursprüngliche Heimat liegt aber im Département Seine-et-Marne, wo das Zwiehuhn gut verbreitet ist. Nach dem Handbuch der Hühnerrassen von Rüdiger Wandelt und Josef Wolters waren die Gâtinaise um 1934 am weitesten verbreitet. Damals wurden an einer Ausstellung in Paris 231 Tiere gezeigt. Die damalige Verbreitung ist wohl der Grund dafür, weshalb die Rasse gut durchgezüchtet ist und der Standard schon seit Längerem keine grösseren Änderungen erfahren hat. Dieser schreibt beispielsweise vor, dass die Läufe von fleischfarbener Tönung sind und nur beim Hahn ein leicht gelber Anflug gestattet ist.

70 Gramm schwere Eier
Die Le Mans gleichen den Hamburger- oder Elsässerhühnern. Mit den La Flèche haben sie Verwandte, deren Entstehungsort ganz in der Nähe liegt. Die Le Mans kommen aus dem Département de la Sarthe. Kenner schätzen ihr Fleisch als feinstes und saftigstes Poulet überhaupt. Nach Wandelt und Wolters sollen früher sogar die groben Kopfbehänge als Grundlage einer köstlichen Pastete gedient haben. Die Rasse, die bei der Entstehung der Deutschen Rheinländer Pate stand, war schon Ende des 19. Jahrhunderts bekannt. Sie wurde eingekreuzt, weil sie eine schwarze Farbe,  einen Rosenkamm und eine ähnliche Form wie die Rheinländer hatte.

Doch in ihrer ursprünglichen Heimat waren sie zeitweise völlig verschwunden. Nur dank der Hilfe von La Flèche, Elsässern und Belgischen Kämpfern konnte das schwere Huhn wiedererzüchtet werden. Darin dürfte der Grund liegen, weshalb sie im Standard noch nicht beschrieben sind. Während der Hahn mit stattlicher Grösse und 3,5 Kilogramm Körpergewicht überzeugt, besticht die Henne mit ihrer Leistung. Sie soll gut und gerne 70 Gramm schwere Eier legen.

Bei den Meusiennes meint man auf den ersten Blick, ein Deutsches Lachshuhn oder ein französisches Faverolles vor sich zu haben. Doch sie haben keinen Bart, sondern tragen stattdessen Kehllappen. Die Rasse stammt aus dem Lothringer Département Meuse und ist noch relativ jung. Erst vor 30 Jahren wurde sie anerkannt. Die Meusienne sind schwerer als Lachshühner; ein Hahn bringt gut und gerne fünf Kilos auf die Waage. Die Schwanzbefiederung darf bei der französischen Variante ebenfalls länger sein.

Die Barbezieux wären fast ausgestorben, obwohl sie für jeden Gourmet das ideale Huhn wären. Die Rasse wird nach dem gleichnamigen Städtchen im Südwesten Frankreichs benannt. Das Fleisch dieser Hühner wurde einst mit delikaten Trüffeln gewürzt und gehörte in Paris zu den besten Poulets. Den Hahn mit einem Körpergewicht von 4,5 Kilogramm und die Henne mit über 3,5 Kilogramm gibt es nur in Schwarz.

Gezeichnet wie ein Schachbrett
Eine andere Rasse, die an der Europaschau zu sehen sein dürfte, sind die Merlerault. Die aus der Normandie kommenden Hühner sind verwandt mit den viel bekannteren Crève-­Coeur. Das nahe zusammenliegende Ursprungsgebiet beider Rassen führte dazu, dass die Merlerault oft für eine Unterrasse der Crève-­Coeur gehalten werden. So glaubte man vor einigen Jahren auch, dass die Merlerault ausgestorben sind. Doch es sind wieder einige Exemplare aufgetaucht. Die Hühner stehen ebenfalls für gutes Fleisch und eine schnelle Entwicklung der Jungtiere.

Die Gournayhühner, welche zu den ältesten Rassen Frankreichs gehören, stammen auch aus der Normandie. Sie schafften es über die Landesgrenzen hinweg und waren in der Schweiz oft zu sehen. Die Gournay sind das Resultat einer Kreuzung von Landhühnern mit Brahma und Houdan. Von Letzteren blieb die schwarz-weiss gescheckte Farbe, die allerdings nicht sehr intensiv durchgezüchtet ist. So wurde sie einst im Schweizer Standard als «Schachbrettzeichnung» definiert. Mit 2 bis 2,5 Kilogramm Körpergewicht handelt es sich hier um eine leichtere Rasse, die aber mit 60 Gramm schweren Eiern überzeugt.

Kontakt Spezialverein französische Rassen: Pierre-Alain Falquet, pierrot-lecoq@hotmail.com, Telefon 076 360 77 42

28. Europaschau und 4. Jugend-Europaschau
An der Europaschau vom 11. bis am 13. November 2015 werden gegen 40 000 Kleintiere erwartet. Für Besucher aus der Schweiz ist die Anfahrt mit rund drei Stunden relativ kurz. Doch für die Schweizer Hühner gelten bei der An- und Abreise besondere Bestimmungen durch das Veterinäramt. Die Hühner dürfen nicht verkauft werden und müssen nach der Ausstellung in der Schweiz unter einer fünfwöchigen Quarantäne gehalten werden. Interessierte Aussteller haben noch bis Ende August Zeit, sich für eine Teilnahme zu entscheiden.

Weitere Informationen: www.metz2015.fr

Auskunft für Rassegeflügel Schweiz:
Ursula Götz, Sunnehof, 8248 Uhwiesen, Tel. 052 659 37 61
ursula.goetz@kleintiere-­schweiz.ch