Die Sonne brennt auf die staubige Erde des afrikanischen Rift Valley bei Olduvai unterhalb des Ngorongoro-Kraters in Tansania. Ein paar Vögelchen flitzen wie kleine Geschosse durch die Luft. Schon sind sie in einem dürren Strauch verschwunden. Der warme Wind wirbelt Sand auf, im Busch wispern vertrocknete Blätter und da ist er plötzlich: der Veilchenastrild (Uraeginthus ianthinogaster). Seine Brust leuchtet aquamarin, der Schnabel korallenrot.

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Veilchenastrild (Uraeginthus ianthinogaster). 

Es ist ein Männchen, das nun vor die Sansevieria hüpft, die ihre fleischigen Blätter etwa zwei Handlängen lang aus dem Sand reckt. Nun kommt auch das Weibchen zum Vorschein, unscheinbar bräunlich gefärbt, nur der Schnabel leuchtet ebenso rot wie jener des Männchens. 

So geht es immer mit den Prachtfinken, sie tauchen auf wie aus dem Nichts: Etwa im äthiopischen Hochland, wo bräunlich rote Erde vermischt mit Stein dominiert. Ein alter Mann geht mit seinem Esel um einen Haufen frisch geernteten Teffs, einer Zwerghirseart. Lange, braune Gräser wiegen sich im Wind – und unvermittelt sind da ein paar Winzlinge. Schmetterlingsfinken mit meerblauem Brustgefieder, das Männchen mit pflaumenfarbigem Wangenfleck, die Schnäbel dunkelrot. 

Filigran, schmuck und heimlich

Oft sind es kärgliche Gegenden, in denen Prachtfinken leben. Erst wenn man etwas am Ort verweilt, hüpfen sie aus Grasbüscheln hervor, rascheln im Laub, picken im staubigen Boden nach trockenen Sämereien, finden im Gebüsch ein Insekt oder zupfen an Grassamen. Prachtfinken sind klein und machen ihrem Namen alle Ehre. Sie sind attraktiv gefärbt, manche filigran, andere bunt, allen ist ein eigenes und schmuckes Federkleid gemeinsam.

Als Finkenvögel ernähren sie sich von Sämereien, verschmähen aber auch Insekten nicht. Im offenen Savannenland Afrikas sieht man sie besonders gut, ähnlich unseren Spatzen, die sich ebenso erst demjenigen richtig offenbaren, der sich auf der Parkbank hinsetzt und sein Pausenbrot isst. 

Lange nicht alle Arten leben aber in der Savanne. Es gibt auch Regenwaldbewohner, die kaum jemand je sah, etwa den Shelleys-Bergastrild aus dem Ruwenzori-Gebirge in der östlichen Demokratischen Republik Kongo. Prachtfinken stammen aus tropischen Gebieten Afrikas, Asiens, Ozeaniens und Australiens. Rund 140 Arten werden dieser
Vogelfamilie zugerechnet.

Vom trockenen, wüstenartigen Gebiet bis zu tropischen Regenwaldinseln, von abgelegenen Revieren bis zu Gärten bewohnen sie die unterschiedlichsten Lebensräume. Mit dem Wellenastrild, der in 17 Unterarten in den meisten Ländern Afrikas südlich der Sahara vorkommt, lebt sogar eine Prachtfinkenart in Europa, nämlich in Portugal, Spanien, Südfrankreich und in Italien bei Pisa. Die Populationen entstanden durch entflogene Käfigvögel. 

Wie im australischen Hinterland

Es verwundert nicht, dass die bunten Winzlinge auch beliebte Volierenvögel sind. In der Schweiz beschäftigen sich viele Züchter mit zahlreichen Arten und zeigen sie regelmässig an Ausstellungen. So kann es vorkommen, dass sich der Besucher ins australische Hinterland versetzt fühlt, etwa an der Vogelausstellung des SZV Sursee, die vom 5. bis 7. Oktober in der Stadthalle Sursee stattfindet. Die Mitglieder planen eine Australienvoliere mit Sandboden, Sträuchern, Grasstubben, einer bemalten Rückwand und einem Schwarm Gouldamadinen, den wohl am prächtigsten gefärbten Prachtfinken. 

«Prachtfinken hält und vermehrt man am besten in Volieren oder Doppelboxen», sagt Reto Meier, Spartenleiter für Prachtfinken bei der schweizerischen Zuchtrichtervereinigung von Ziervögel Schweiz. Mit Doppelboxen meint er längliche Flugkäfige, die seitlich und oben geschlossen sind, nur vorne ein Gitter aufweisen und eine Länge von 1,20 bis 2 Meter haben. Vögel fliegen im Normalfall waagrecht. Darum sind längliche Unterbringungsmöglichkeiten ideal. In einer Voliere können Prachtfinken unterschiedlicher Arten paarweise untergebracht werden, doch von der gleichen Art sollte jeweils nur ein Paar gehalten werden. Paare untereinander können unverträglich sein. 

Prachtfinken nisten entweder in Höhlen, wie Gouldamadinen, in halb offenen Nistkästchen, wie Spitzschwanzamadinen aus Australien, oder sie bauen Nester in Sträucher, wie australische Zeresamadinen oder Wellenastrilde. In der Natur versorgen viele Prachtfinkeneltern ihre Jungen mit Insekten. Reto Meier füttert seinen Prachtfinken sogenannte gefrostete Insekten. Da Prachtfinken seit vielen Generationen unter Menschenobhut gepflegt werden, ziehen sie mit diesem Futter, zum Beispiel den Maden des Goldkäfers, problemlos ihre Jungen auf. 

Was die Haltungsform von Prachtfinken betrifft, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Manche halten ihre Tiere in Zimmervolieren. Andere bauen riesige Aussenvolieren. So sitzt der Halter im Wohnzimmer und blickt durch das grosse Glasfenster in eine Gartenvoliere voller Vegetation mit einem Wasserfall und Teich, wo zahlreiche Prachtfinkenarten leben. 

Die Haltung so vielfältig wie die Arten
Manche Züchter wiederum haben liebevolle, bepflanzte Lebensraumausschnitte für ihre Prachtfinken gestaltet – in Form von quadratischen Vitrinen und Räumen im Innenbereich. Oder sie bauen im Arbeitszimmer

Vitrinen für die Vögelchen – mit natürlicher Rückwand, Grasstubben aus der Natur, Wurzelholz und Grünpflanzen. Moderne LED-Beleuchtungen erlauben heute eine gute Ausleuchtung von Boxen und Vitrinen. 

Die Haltung von Prachtfinken ist also so vielfältig wie die Arten und ihre Lebensräume. Und wie in der Natur bei der Vogelbeobachtung, entfalten sich auch in der Vogelhaltung erst dem Geduldigen die interessanten Verhaltensweisen der bunt gefärbten, kleinen Vögel. 

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