Auf der Wiese gleich neben der Hauptstrasse im Bauerndorf Abtwil hoppeln oder liegen überall Chüngel herum. Einige mümmeln gierig an Salat oder an Rüebli. In der Mitte steht eine Holzscheune, daneben wachsen verstreut einige Zwetschgenbäume. Es hat viele Spielmöglichkeiten für die Tiere wie Laufbänder oder alte Stämme zum abnagen. «Der neue Ort ist ein Glücksfall» schwärmt Ueli Bichsel. Der 63-jährige Exil-Berner ist erst vor einem Monat hier hin gezogen.

Die Grösse der Wiese beträgt etwa 900 Quadratmeter – da hat es auch für die stolze Menge von 240 Kaninchen genügend Platz. Die Tiere sind allesamt gegen Parasiten und Wurmbefall geimpft, die männlichen Exemplare sind kastriert. Er habe viel Zeit und Geld investiert, um diese Wiese tiergerecht einzurichten. Rundherum musste ein stabiler Zaun gebaut werden, der in der Nacht elektrisch aufgeladen werden kann zum Schutz gegen unerwünschte Eindringlinge wie Füchse.

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 Ueli Bichsel auf seinem Häslihof.
 Bild: Jonas Baud

Auch die baufällige Scheune richtete er so her, dass die Kaninchen sich bei schlechtem Wetter hierhin zurückziehen und sich aufwärmen können. Bichsel baute sogar kleine Holzleitern, auf denen die Tiere bis in den oberen Stock gelangen. «Das meiste habe ich alleine gemacht» erzählt der Bauarbeiter stolz. Das Areal gehört Bichsels Heulieferanten, der im Hof nebenan wohnt. Hier zu bleiben dürfte kein Problem sein, sagt Bichsel, «Ich habe einen Pachtvertrag für fünf Jahre, der problemlos verlängert werden kann».

Bichsel verbringt meist den ganzen Tag bei seinen «Hasen» wie er sagt. Aufgrund grosser Knieprobleme kann er nicht mehr in seinem Beruf arbeiten. «Aber hier habe ich immer etwas zu tun, und es macht mir sehr Freude die Tiere zu beobachten». Erst richtig spannend werde es aber erst nach 16 Uhr, wenn die Tiere «richtig in Gang» kommen. «Die sind wie Südländer, bis am Nachmittag läuft bei denen nicht viel» erklärt Bichsel augenzwinkernd. Es kämen ausserdem immer wieder Leute vorbei, um die Häsli zu sehen; vor allem kleine Kinder seien begeistert. Auch die Nachbarn hätten Freude. «Sie bringen mir sogar manchmal Kaffee», erzählt Bichsel.

Ein paar Kaninchen sind noch versteckt
Das war in Rotkreuz ZG noch anders. Drei Jahre lang hatte Bichsel seinen Häslihof dort, inmitten des Industriegebiets (die «Tierwelt» hat darüber berichtet). Doch die Gemeindebehörde beschied ihm dann, dass er nicht bleiben könne, da das Gelände «nicht zonenkonform» sei und er keinen gültigen Pachtvertrag habe. Die Konflikte spitzten sich zu, doch konnten sich die Parteien einigen. Über die konkreten Verhandlungsergebnisse darf Bichsel aber nichts sagen. «Wir haben Stillschweigen vereinbart» sagt er. Und viel darüber sprechen mag er auch nicht mehr. «Der Fall ist für mich abgeschlossen».

Bis Ende Dezember muss er den alten Ort geräumt haben. Es sind noch ein paar alte Ställe, ein Container und acht Kaninchen dort. «Die haben sich so gut in ihren unterirdischen Gängen versteckt», sagt Bichsel schmunzelnd. Doch er werde sie natürlich trotzdem so bald wie möglich einfangen.

Bichsel will sich nun voll auf seinen neuen Standort in Abtwil konzentrieren. Weitere Kaninchen will Bichsel momentan nicht aufnehmen. «Ausser es handelt sich um Notfälle», ergänzt er. Es sei schon genug teuer, jeden Monat für alle Tiere genügend Nahrung zu kaufen. «Darum wäre ich natürlich froh um Spendengelder», sagt Bichsel. Er sei momentan auf der Suche.

Für die Sponsoren würde er dafür im Häslihof eine Tafel aufstellen, wo die Firmen oder Personen ihre Werbung platzieren könnten. «Damit würden sie natürlich kein Geld verdienen, aber es macht doch einen Betrieb sympathisch, wenn er Tiere unterstützt» so Bichsel. Er will nun so lange wie möglich in Abtwil bleiben. «Auf Zügeln habe ich definitiv keine Lust mehr».