Begonnen hat das Züchterpaar Schrep­fer-Heiligers mit ganz normalen blauen Jungpfauen. Der Pfau gilt als Symbol für Schönheit, Liebe, Reichtum, Eitelkeit und ist ein königlicher Vogel – er trägt ja auch eine Krone auf seinem Kopf. Um das Tier ranken sich schon seit vielen Jahren Mythen und Legenden in den unterschiedlichsten Kulturen. In seiner ursprünglichen Heimat Indien gilt er nicht nur als heiliges Tier, sondern wurde auch zum Nationalvogel erkoren. 

Schon vor über 4000 Jahren kamen die Pfauen in den Mittelmeerraum. Vorwiegend wurden sie damals wegen des Fleisches gezüchtet. Als standorttreue Vögel werden sie heute weltweit als Haustiere gehalten. Das war auch am Anfang der Pfauenhaltung in Obstalden GL so. Dann begann aber das Interesse an dem schönen Vogel grösser zu werden und die Lust darauf, auch andere Farbenschläge zu halten und zu züchten. Wie sich Markus Schrepfer erinnert, war die Suche nach solchen Tieren schwierig, in der Schweiz scheint es fast keine zu geben. Er wurde dann fündig in Österreich. Schon beim ersten Besuch der Züchterfamilie war klar: Einige dieser Farbenschläge mussten mit in die Schweiz. Das war aber nicht ganz einfach. Da es sich um Tiere handelt, die durch das Washingtoner Artenschutzabkommen Cites geschützt sind, mussten eine Einfuhrbewilligung beantragt und die Pfauen vom Tierarzt kontrolliert werden. Glücklicherweise waren die Tiere nie gegen die Newcastle-Krankheit geimpft worden, dies hätte aufgrund eines Verbots die Einfuhr verunmöglicht.

Mit Pfauen kennen sich die wenigsten wirklich gut aus und es gibt auch keine individuellen Vorschriften betreffend Haltung. Es gelten daher aktuell die allgemeinen Bedingungen wie für Rassegeflügel. Die jungen Pfauen müssen beringt werden, was für das Züchterpaar einfach ist dank ihrer Mitgliedschaft bei den Kleintierfreunden Kerenzen; so können sie die passenden Ringe über den Tierwelt-Shop beziehen.

Dann kam das Schweizer Fernsehen
Wenn Schrepfer und Heiligers über ihre Pfauen erzählen, spürt man die Leidenschaft und Zuneigung zu diesem königlichen Vogel. Das hat jüngst auch das Schweizer Fernsehen auf den Plan gerufen. Die beiden Züchter haben deshalb diesen Sonntag einen Auftritt in der Tiersendung «Tiergeschichten – unterwegs mit Monika und Filou» mit Monika Fasnacht (siehe Fernsehtipp). «Am ersten Tag haben die Kameraleute in den Volieren die Interviews mit uns gemacht», erzählt Schrepfer. Die Pfauen habe das aber nicht interessiert. Sie dachten nicht im Traum daran, ein Rad zu schlagen. Als jedoch ein Kameramann an einem anderen Tag nochmals vorbeigekommen sei, habe es wunderbar geklappt. «Sobald ein Hahn beginnt, ein Rad zu schlagen, machen alle anderen dies auch. Jeder Hahn will natürlich der Schönste sein und bei mehreren Hähnen wird somit das Konkurrenzverhalten angekurbelt», sagt Schrepfer.

Die rund 50 Zuchttiere leben auf 1000 Meter über Meer, im Sommer in Volieren, getrennt nach Farbenschlag. Pfauen sind kälteunempfindlich. Im Winter steht deshalb ein grosser und hoher Raum zur Verfügung. Dort können alle gemeinsam überwintern. Die Hähne und Hennen leben friedlich und ohne Streitereien in der grossen Gruppe. Es stehen ihnen viele verschiedene Sitzstangen zur Verfügung, sie halten sich ja gerne in der Höhe auf. Die Fütterung stellt auch keine besonderen Anforderungen, wie Schrepfer mit einem Augenzwinkern meinte, seien sie fast kleine Schweinchen in dieser Beziehung. Beim Freilauf ernährt sich der Pfau hauptsächlich von Grünzeug, kleineren Tieren wie Insekten, Würmern sowie verschiedenen Sämereien. Als zusätzliches Futter kann man ihnen eine Mischung aus Mais, Weizen, Sonnenblumenkernen, Hanf und Hirse geben. 

Jungpfauen brauchen viel Wärme
Wichtig ist eine abwechslungsreiche Fütterung. Pfauen sind etwa ab dem dritten Lebensjahr zuchtreif. Im Frühjahr beginnt der Hahn sein Rad zu schlagen und zu balzen. Anfang Mai suchen die Weibchen einen geeigneten Platz, um ihre Eier abzulegen. In Obstalden hat ihnen das Züchterpaar Schrep­fer-Heiligers kleine Bruthäuschen gebastelt. In der Regel legt eine Henne vier bis fünf Eier, die sie meistens selbst bebrüten. Das Gelege wird nur zum Fressen verlassen. Die Brutdauer beträgt 28 bis 32 Tage.

Die Jungpfauen sind empfindlich und brauchen sehr viel Wärme. Ausschliesslich die Henne versorgt die Jungen. Mit etwa sechs Monaten sind die Jungpfauen ausgewachsen und in der Haltung genauso unproblematisch wie die Alttiere. Bis zu diesem Zeitpunkt wärmt die Henne ihre Jungen, indem sie ihre Flügel schützend um sie hält, dies vor allem nachts.

In der Schweiz brauchen sich die Pfauen vor natürlichen Feinden nicht wirklich zu fürchten. Anscheinend wirken sie als Exoten für Greifvögel nicht als attraktive Beute oder werden gar nicht als solche wahrgenommen. Vor Fuchs und anderen grösseren Raubtieren schützt sich der Pfau indem er in der Nacht auf Bäumen schläft. Die vielen weiteren Tiere der beiden Züchter, darunter Pfautauben, Altholländische Kapuzinertauben, Yokohama-Hühner, Rosakakadus, Nymphensittiche und Rotschulterenten, scheinen auf dem gros­sen Weiher in Obstalden aber auch friedlich leben zu können.  

Bei den Farben kommen Markus Schrepfer und Angélique Heiligers so richtig ins Schwärmen. Welches die schönste ist, können sie nicht sagen. Alle sind einfach wunderbar und immer wieder faszinierend. Von Natur aus ist in etwa jedes einmillionste Pfauküken andersfarbig. Basierend auf diesen Mutationen sind im Laufe der Zeit viele wunderschöne Farben entstanden. Die Namen der Farben tönen teilweise exotisch: Blau, Cameo, Purple, Violett, Pfirsich, Charcoal, Opal, Emerald, Mitternacht und Weiss. Sie können fast alle in folgenden Varianten vorkommen: Grundzeichnung, Schecke, Silverschecke, Dunkelschecke, Schwarzflügel, Weissauge sowie in verschiedenen Kombinationen der Zeichnungsvarianten.

Eigentlich könnte fast jeder Pfauen halten, nur eines muss berücksichtigt werden: Nachbarn in Hörweite könnten sich gestört fühlen. Pfauen sind nämlich recht ruffreudig und haben eine kräftige Stimme. Nur die Variante Emerald mit 75 Prozent Edelblutanteil kann nicht krähen.

Mehr über die Pfauenzucht von Markus Schrepfer und Angélique Heiligers auf www.pfauenzucht.ch.