Besucht man Gabriela und Rolf Huber in Gunzgen SO, so weckt ein spezielles Häuschen die Aufmerksamkeit – ein Holzspycher, der als Hühnerhaus dient. Der Spycher wurde von der Holzfachschule angefertigt und suchte eine neue Bleibe. Ein Werk von Fachleuten, bei welchem jeder Balken verzapft und nicht einfach mit Nägeln festgemacht ist. 

Der Spycher fügt sich harmonisch in den Garten ein und erst bei näherer Betrachtung fallen einem Details auf. Hier ein Brünneli, da ein Blumentopf und nebenan ein altes Wagenrad. Die Hühnerbesitzerin ist eine Gestaltungskünstlerin. Um nach einem anstrengenden Tag zur Ruhe zu kommen, sitzt sie gerne auf der Sitzbank vor dem Hühnerhäuschen und schaut ihren Tieren zu. «Wo einst Pizzas im Steinofen bräunten, werden heute Küken grossgezogen», sagt Gabriela Huber.

Obwohl der Spycher als Hühnerhaus vorgesehen war, wurde er anfänglich nicht dafür gebraucht. Das Haus war einfach zu schön, und alle Gäste meinten, es sei verrückt, darin Hühner unterzubringen. Heute ist es der Aufzuchtstall für Küken, das Krankenheim oder die «Entgluggerstation», wie Huber sagt. Dort werden die Hühner untergebracht, damit sie mit dem Brüten von Eiern aufhören. Besonders bei den brutwilligen Orpington ist dies wichtig. 

Die Besitzerin hat aber noch einige Wünsche an den Innenraum des Hühnerhauses – zum Beispiel, dass es leicht zu putzen sein soll. Sie stellt sich die Reinigung mit Wasser oder einem Hochdruckreiniger vor, und daher wäre ein integrierter Bodenablauf wichtig. 

Im fahrbaren Stall aufs Feld
Lässt man den Blick weiterschweifen, so entdeckt man das nächste Hühnerhaus-Bijou. «Es war einmal ein alter Postwagen», erklärt Huber. Heute bewohnen Hühner dieses mobile Haus mit vier Rädern. Schon zu Urgrossvaters Zeiten gab es Hühnerkarren und -wagen. Die mobilen Ställe gleichen einem festen Bau und haben auch eine Sitzstange und ein Legenest. 

Im Handbuch der Geflügelzucht von Bruno Dürigen wird das Nomadenleben der Hühner näher beschrieben. Um 1910 – als das Buch entstand – war es bei den Landwirten in Deutschland und Dänemark im Trend, die Hühner auf die Felder zu bringen. Die fahrbaren Ställe wurden auf die Stoppelfelder, frisch gepflügte Äcker oder Rinder- und Schwachweiden gebracht. Dort ernährten sich die Hennen von Schädlingen wie Engerlingen. 

Bei Hobbyhaltern haben Hühner meist mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben. Bei Rassen bis zwei Kilogramm Körpergewicht dürfen pro Quadratmeter bis zu sieben Tiere gehalten werden, sind die Hühner schwerer,  so dürfen noch sechs Hühner auf einem Quadratmeter zu Hause sein. Eine weitere Vorschrift: Pro fünf Hennen muss ein Legenest zur Verfügung stehen. 

Strenge Gesetze betreffend Sitzstangen
Nur gerade 5 Lux Beleuchtungsstärke ist bei Hausgeflügel tagsüber nötig. Bei Kaninchen sind 15 Lux vorgeschrieben. Zum Vergleich: So viel benötigt man, um die Zeitung lesen zu können. Die Gesetzestücken betreffen die Sitzstangen. Jedes Huhn muss mindestens 14 Zentimeter Sitzstange zur Verfügung haben. Diese dürfen aber nicht irgendwo im Hühnerhaus angebracht sein. Sie müssen mindestens 30 Zentimeter von der Wand entfernt sein. In der Nacht suchen die Hühner gerne den höchstgelegenen Sitzplatz auf, doch nichtsdestotrotz hat der Gesetzgeber auch hier seine Vorstellung. In einem Hühnerhaus müssen die Sitzstangen auf zwei verschiedenen Höhen angebracht sein, auch wenn die Hühner die untere Stange nur selten aufsuchen. 

Wer hat auch ein schönes Hühnerhaus?
Finden Sie, Ihr Hühnerhaus besticht ebenfalls durch eine besondere Bauweise, so schicken Sie ein Bild davon an Fabian Schenkel – und verraten Sie ausserdem, welche Hühner darin leben:
fabian.schenkel@kleintiere-schweiz.ch

Die Definition von einem praktischen Hühnerhaus weicht von Halter zu Halter ab. Da die Hühner in der Nacht auf der Sitzstange sitzen und dort auch meistens ihr Geschäfte verrichten, ist ein darunterliegendes Kotbrett ideal. Um die Verschmutzung der Hühnerfüsse zu verhindern, sind in durchdachten Hühnerhäuschen die Kotbetter mit einem Gitter abgedeckt, damit sich die Tiere die Füsse nicht schmutzig machen und die Eier nicht dreckig werden. Die Sitzstangen sollten einfach zu demontieren sein. Die Eingangstüre für den Halter sowie das Hühnertürchen sollten mindestens 10 bis 15 Zentimeter von der Bodenfläche entfernt sein. Dadurch ist es den Hühnern nicht möglich, die Einstreu nach draussen zu scharren.  

Das Legenest wird am besten unterhalb eines Fensters montiert, um direkte Sonnen­einstrahlung zu vermeiden. Hühner bevorzugen einen dunkleren Ort für die Eierablage. Im Winter ist eine gute Durchlüftung wichtiger als eine Isolation. Wenn die Luft im Winter nicht mehr so viel Feuchtigkeit aufnehmen kann, muss stets für genügend Frischluft im Hühnerhaus gesorgt sein. Entweder gibt es einen grosszügigen Lüftungsschieber oder ein Kippfenster.