Bei den Hühnern herrscht eine Zweiteilung: Die Mastlinien sind so gezüchtet, dass sie so schnell wie möglich viel Gewicht zulegen. Sie erhöhen ihr Körpergewicht innert rund fünf Wochen von 30 Gramm auf 2 Kilo. Die Legelinien hingegen können rund 300 Eier pro Jahr legen. Das Problem: Nur weibliche Tiere legen Eier. Die männlichen Küken hingegen werden einen Tag alt aussortiert und getötet. Für die Mast sind sie nicht zu gebrauchen, denn ihre Aufzucht benötigt mehr Zeit bei einem höheren Futteraufwand und ist demzufolge nicht wirtschaftlich. Zudem mangelt es ihnen am beliebten Brustfleisch.

Thomas Bartels von der Klinik für Vögel und Reptilien an der Universität Leipzig arbeitet deshalb in einem Forschungsverbund an anderen Methoden, um das ethisch fragwürdige Töten der Eintagsküken zu verhindern. Mit Tests soll das Geschlecht des Kükens bereits im Ei festgestellt werden und dies vor dem zehnten Bebrütungstag, vor dem nach aktuellem Wissensstand kein Schmerzempfinden existiert. Getestet werden dabei einerseits Methoden, die auf Hormonanalysen basieren und eine Probeentnahme benötigen, andererseits optische Methoden.

Hormonanalysen sind zu teuer
Die auf Hormonanalysen aufbauenden Methoden setzen darauf an, dass geschlechtsspezifische Hormone von Hühnerembryonen bereits nach wenigen Bebrütungstagen produziert und ausgeschieden werden. Durch Punktion der Eischale und Entnahme von Flüssigkeit lässt sich so das Geschlecht im Ei bestimmen. Die Trefferquote am zehnten Bebrütungstag liegt bei 98 Prozent. Auch die Schlupfrate der beprobten Eier fällt nur geringfügig tiefer aus als jene in Kontrollgruppen. Was gut tönt, scheitert derzeit an der Wirtschaftlichkeit. Während das normale Aussortieren männlicher Küken in Deutschland rund 2 bis 3 Cent pro Küken kostet, liegen die Kosten bei der Hormonanalyse bei 12 Cent pro Test.

Diesen Nachteil haben die optischen Methoden nicht. Seien die Investitionen einmal getätigt, so seien die Kosten vernachlässigbar, sagt Thomas Bartels. Bei der FTIR-Spektroskopie wird die Eischale mittels Laser an einem Punkt berührungsfrei im Bruchteil einer Sekunde geöffnet, wobei nur so wenig Material abgetragen wird, dass ein dünner Steg der Kalkschale erhalten bleibt. Mit der Öffnung entsteht ein optischer Zugang, wodurch die Geschlechtsdiagnose ermöglicht wird.

Lasertests funktionieren sogar am unbebrüteten Ei
Grundsätzlich lässt sich damit schon am unbebrüteten Ei eine Geschlechtsdiagnose vornehmen. Versuche haben aber gezeigt, dass die Öffnung der Schale am unbebrüteten Ei einen massiven Rückgang der Schlupfrate zur Folge hat und deshalb nicht praktikabel ist. Wird das Ei aber 72 Stunden angebrütet, bevor die Laser-Perforation stattfindet, sind keine gravierenden Effekte auf die Entwicklung des Embryos nachweisbar. «Wir haben das Ziel, Ende Jahr die Methode soweit entwickelt zu haben, dass sie in Brütereien eingesetzt werden kann», sagt Bartels.