Tauben haben aussergewöhnliche Fähigkeiten, sich trotz ihres kleinen Gehirns in der Landschaft zurechtzufinden und stets den Weg nach Hause (oder zu Futterstellen) zu finden. Forscher haben nun in einem Experiment herausgefunden, dass sie es sich möglichst einfach machen, indem sie möglichst einprägsame Landschaften überfliegen.

Im Umkreis von Oxford hat das englische Forscherteam, in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Schweden, 31 Brieftauben von verschiedenen Startpunkten aufsteigen lassen und deren Flugroute mit einem GPS-Sender aufgezeichnet und ausgewertet.

Hecken und Bäume als Fixpunkte
«Wir haben herausgefunden, dass die Fähigkeit von Tauben, sich verschiedene Flugrouten einzuprägen, stark von den visuellen Eigenschaften der Landschaft im Radius von 250 Metern abhängt», sagt Richard Mann von der Universität von Uppsala. «Die Tauben tun sich schwerer, wenn die Landschaft unter ihnen zu eintönig ist.» Wälder und Felder, aber auch grosse Städte erschweren ihnen also die Orientierung. Ideal seien dagegen offene Flächen mit Hecken und Bäumen, die Fixpunkte darstellen. Auch Grenzen zwischen Land- und Stadtgebiet seien gute Orientierungspunkte.

Die Ergebnisse ihrer Studie haben die Wissenschaftler im Fachjournal «Biology Letters» veröffentlicht. Die Forscher vermuten, dass nicht nur Tauben, sondern auch die meisten anderen Vögel ähnliche Techniken für ihre Orientierung anwenden. Für das Experiment hätten sie nur Tauben verwendet, weil sie bei ihnen sicher sein konnten, dass sie zurückkehren und die GPS-Geräte zuverlässig wieder abliefern würden.

Die Wissenschaftler wollen die Funktionsweise der kleinen, aber leistungsfähigen Taubengehirne weiter erforschen, weil sie sich dadurch langfristig neue Möglichkeiten erhoffen, Roboter zu bauen, die mit wenig Speicherkapazität gute Navigationsleistungen erbringen können.