Seit 1880 gibt es Taubenuhren, in der Fachsprache Konstatieruhren genannt. Das war die Zeit, als die Brieftauben immer mehr zu Sporttauben wurden. In verschiedenen Armeen waren sie zwar noch als Übermittlerinnen von Meldungen im Einsatz. In Friedenszeiten wollten die Züchter aber friedliche Wettkämpfe durchführen. Um den Gewinner zu ermitteln, brauchte es ein Gerät. So wurden die ersten Taubenuhren erfunden. Die beiden belgischen Modelle aus den Jahren 1880 und 1885 sind im Besitz von Collijs, worauf er sehr stolz ist. In seiner Sammlung besitzt er 390 verschiedene Taubenuhren, insgesamt sind es rund 520, da er eine Anzahl im Doppel besitzt.

«In dieser Zeit», sagt Collijs, «wurden die Brieftauben, die an einem Wettflug teilnahmen, mit Flügelmarken versehen. Bei der Ankunft musste die Marke so schnell wie möglich vom Flügel abgelöst und zur Uhr gebracht werden.» In einem Dorf gab es meist nur eine einzige Uhr, da diese sehr teuer waren. Alle Wettflugteilnehmer brachten ihre Flügelmarken zu dieser zentralen Stelle. In der Uhr musste die Marke in ein Fach gelegt werden, dann wurde an der Kurbel gedreht, um mit Nadeln die Ankunftszeit auf einen Papierstreifen zu lochen. 

Die Messung soll immer mit rechten Dingen zugehen 
Bei der Remy-Uhr musste die Flügelmarkennummer auf dem Papierstreifen notiert werden. Es waren immer mehrere Züchter anwesend, um zu gewährleisten, dass niemand schummeln konnte. Auch wenn heute alles elektronisch abläuft, im Wettflugsport der Brieftauben wird noch immer darauf geachtet, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Flügelmarken waren nur kurze Zeit im Einsatz, bald wurden diese durch Gummiringe abgelöst. Sie trugen eine Nummer und wurden den Tauben über den Fussring angezogen. Im Jahr 1897 kam die erste Uhr der deutschen Firma Benzing auf den Markt. Auch diese war als Vereinsuhr gebaut. Meistens wurden Kinder als Läufer eingesetzt, um die Gummiringe so rasch wie möglich zur Uhr zu tragen. 

In Belgien waren die Brüder Plasschaert aktiv, sie wollten ihr Geld auch mit Taubenuhren verdienen. Beide waren gute Unternehmer, aber die Entwicklungsarbeit machte Gustaaf Synave. Er war Uhrenmacher und Erfinder und hatte Beziehungen zur Drucktechnik. So entstand 1905 die erste Plasschaert-Uhr. Taubenuhren waren zu dieser Zeit sehr gefragt. Es ging den Leuten besser und die Uhren war auch günstiger geworden. Bald konnten sich viele Taubenzüchter eine eigene Konstatieruhr kaufen, das Geschäft blühte. Taubenuhren «Made in Belgium» hatten einen guten Namen, gilt Belgien doch als Mutterland des Brieftaubensportes. Wie Sammler Collijs herausgefunden hat, wurden diese Uhren aber nie im belgischen Wachtebeke hergestellt, wo die Brüder Plasschaert ihren Firmensitz hatten. Sie liessen diese in Deutschland bei ISGUS bauen. Es heisst auch, dass eine Nachfolgeuhr nach dem Prinzip gebaut wurde, das die beiden bei Benzing «gesehen» hatten. Die Söhne von Hector und Alfred Plasschaert übernahmen später die Fabrik. Ihre Wege trennten sich aber bald und beide vertrieben separat die Uhr «Plasschaert type 3». Um 1960 wurden die letzten dieser Uhren hergestellt. 

In der Schweiz wurde schnell umgestellt
Die Ansprüche an die Konstatieruhren wurden immer höher. Sie mussten genau und zuverlässig laufen sowie handlich und preiswert sein. Bald verschwanden die Holzkistchen, in denen die Uhren aufbewahrt wurden. Die neuen Modelle brauchten keine Verpackung mehr, sie waren aus Kunststoff. Ihre aktive Zeit war aber sehr kurz, die Elektronik war im Vormarsch. Gummiringe und eindrehen derselben in die Konstatieruhren gehörten der Vergangenheit an. In der Schweiz wurde sehr schnell auf elektronische Zeitmessung umgestellt, in anderen Ländern brauchte es oft mehr Zeit. In den osteuropäischen Staaten sind die alten Konstatieruhren noch immer im Einsatz. Die Züchter, die es sich leisten können, haben aber ebenfalls auf Elektronik umgestellt. 

Menschen wie Collijs kann diese Entwicklung nur freuen. «Ich bin immer auf der Suche nach neuen Stücken für mein Museum», so der leidenschaftliche Sammler. Wie alles werden auch die guten alten Taubenuhren im Wert steigen, wenn sie rar werden. Das kann den Ankaufpreis von alten Uhren zwar erhöhen, macht aber die gesamte Sammlung auch wertvoller.

Die Sammlung der Taubenuhren im belgischen Haacht kann auf Voranmeldung gerne besucht werden.
Kontakt: karelcollijs@hotmail.com