- Der Europäische Biber (Castor fiber) ist das grösste Nagetier der Schweiz – und überhaupt Europas. Das grösste Nagetier der Welt hingegen ist das südamerikanische Capybara (Hydrochoerus hydrochaeris), das aussieht wie ein Riesen-Meerschweinchen, was es auch ist.

- Der Kanadische Biber (Castor canadensis) ist das nordamerikanische Pendant zum Biber. Äusserlich sind die beiden Arten nur sehr schwer unterscheidbar. Sie sind hinter dem Capybara die zweitgrössten Nagetiere der Welt.

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- Weil mittelalterliche Christen in der Fastenzeit kaltblütige Tiere essen durften, erklärte die katholische Kirche den Biber kurzerhand zum Fisch. Damit begann ein Jahrhunderte dauernder Run auf sein Fleisch.

- Die Leute waren damals aber auch «geil» auf das Bibergeil oder Castoreum, das Drüsensekret des Bibers. Es galt bis ins 19. Jahrhundert als Heilmittel. Heute wird es nur noch in der alternativen Medizin verwendet. In den USA ist es als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen und kann in Lebensmitteln für Vanille-, Erdbeer- und Himbeeraroma sorgen. Die tatsächliche Verwendung ist aber sehr gering.

- Wegen seinem Fleisch, dem Bibergeil, aber auch seinem dichten Pelz wurde der Biber in der Schweiz Anfangs des 19. Jahrhunderts ausgerottet. 1965 bis 1977 wurde er wieder angesiedelt. Heute leben etwa 2800 Biber im Land.

- Diese sind nicht überall gern gesehen, da sie ihr Habitat formen und umgestalten. Für naturbelassene Flussläufe und Auenlandschaften ist der Biber aber essentiell, wie der österreichische Nationalpark Donau-Auen mitteilt. Das Fällen von Bäumen verjüngt den Wald und schafft sonnige Uferplätze. Durch des Bibers Stauen und Graben bilden sich wertvolle Tümpel und Teiche.

- Somit sorgen Biber auch für Biodiversität. Denn in den Tümpeln können Amphibien laichen und Insekten wie Libellen ihre Eier legen. Die umgestürzten Baumkronen im Wasser bieten vielen Fischen einen Unterschlupf, die aus dem Wasser ragenden Äste Eisvögeln einen Jagdsitz. An den baumfreien Uferstellen sonnen sich Reptilien. Der Biber hilft, Flussufer zu revitalisieren, was sich auch die Umweltschutzorganisation Pro Natura zu Nutze macht. Seit 2018 dürfen Biber eine von der Pro Natura erworbene, ehemalige Ackerfläche «renaturieren» («Tierwelt online» berichtete).

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- Ihre Wohnbauten graben Biber am liebsten in die Uferböschung. Von aussen sind sie nicht zu sehen, da der Eingang unter Wasser liegt. Manchmal bauen Biber aber auch einen von Wasser umgebenen Bau aus Holz. In diesem Fall spricht man von einer Biberburg.

- Die Eingänge zu den Bauten und Burgen der Biber müssen immer unter Wasser liegen. Ist dieses seicht, bauen die Tiere einen Damm, um die erforderliche Wassertiefe von einem halben Meter zu erreichen. Dadurch gleichen sie auch sich verändernde Wasserstände aus, wie sie zum Beispiel in Auengebieten vorkommen, vergrössern die Fläche, die sie schwimmend erreichen können und können übers Wasser leichter Holz heranschaffen.

Kanadische Biberfamilie mit riesigem Bau

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- Der Biber ist ein reiner Vegetarier. Je nach Lebensraum können 300 verschiedene Pflanzenarten auf seinem Speiseplan stehen.

- Was der Biber aber nicht tut, ist Holz essen, ausser bei dünnen Zweigen. Was er hingegen sehr gerne mag, sind Rinden und Knospen von Weiden. Davon ernährt er sich vor allem im Winter, wenn andere Nahrung knapp ist. Um an die leckeren Knospen ranzukommen, fällt er Bäume. Denn klettern kann er nicht.

- Um die vielen Pflanzenfasern verdauen zu können, haben Biber stark vergrösserte Blinddärme, in denen symbiotische Bakterien hausen. Diese helfen den Nagern bei der Verdauung. In einer Runde schaffen sie das allerdings nicht ganz. Deshalb frisst der Biber den ausgeschiedenen Blinddarminhalt erneut – er erhält noch viele Nährstoffe. In der zweiten Passage durch den Verdauungstrakt kann der Biber diese aufnehmen.

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- Biber bleiben ihr Leben lang mit dem gleichen Partner zusammen. Sie leben in Familienverbänden mit ihren Jungtieren, bis diese im Alter von anderthalb (Männchen) bis drei Jahren (Weibchen) geschlechtsreif werden, neue Reviere beziehen und eigene Familien gründen.

- Biber paaren sich im Wasser. Die Jungen kommen Ende April bis Juni zur Welt.

- Biber sind dämmerungs- und nachtaktiv.

- Ihre Zähne sind vorne orange und wachsen ständig nach. Durch das stete Nagen werden sie laufend abgeschliffen und geschärft. Der Zahnschmelz auf der Vorderseite ist mit einer Eisenoxidverbindung gestärkt, wodurch er sehr hart  – und eben auch orange – wird.

- Der platte Biberschwanz ist von Horn umhüllt und dient als Fettspeicher für den Winter. Droht Gefahr, schlagen die Tiere mit dem Schwanz aufs Wasser, um einander zu warnen.

Kanadischer Biber schlägt den Schwanz aufs Wasser

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- Einen Winterschlaf halten Biber nicht. Sie legen sich deshalb für die kalte Jahreszeit Vorräte an. Im Herbst sieht man daher besonders viele Biberspuren.

- Diese Vorräte lagern die Biber direkt vor dem Eingang ihres Baus im Wasser. So haben sie auch genug zu essen, wenn das Wasser mit einer dicken Eisschicht überzogen ist und sie für eine Weile in der Burg bleiben müssen.

- Unter dem Eis schwimmen können sie aber. Und bis zu 15 Minuten unter Wasser bleiben, wenn es sein muss.