Genau wie den Osterhasen bekommt man auch den Feldhasen nicht allzu häufig zu Gesicht, denn die Tiere sind sehr scheu und äusserst schnell und flink. Als kleinen Trost haben wir einige Fakten über den Hoppler zusammengetragen:

  • An Ostern kommt der Osterhase und bringt die Eier, das weiss jedes Kind. Zum ersten Mal erwähnt wird der Osterhase 1682 in der Abhandlung «De ovis paschalibus – von Oster-Eyern» des deutschen Mediziners Georg Franck von Franckenau. Wie der Hase zu den Eiern kam, darüber sind sich Historiker nicht ganz einig. Eier und Hasen galten jedoch seit der Antike als Fruchtbarkeitssymbole, was ihre Assoziation mit einem Frühlingsfest irgendwie logisch erscheinen lässt.  
     
  • Fruchtbar und äusserst vermehrungsfreudig sind Feldhasen in der Tat. Die Paarungszeit dauert von Januar bis August, während dieser Zeit hat ein Weibchen drei oder viermal Junge. Deutsche Forscher konnten im Jahr 2010 zeigen, dass Feldhäsinnen sogar zweimal gleichzeitig schwanger sein können. Bei dieser sogenannten Superfötation oder Doppelträchtigkeit wird das Weibchen in einer späten Phase der ersten Trächtigkeit ein zweites Mal befruchtet und trägt so zwei Würfe gleichzeitig aus. Laut den Studienautoren komme dies häufig vor.  
     
  • Die Paarungszeit erreicht im Frühling ihren Höhepunkt. Während dieser Zeit stehen die Chancen am besten, kämpfende Feldhasen beobachten zu können. Die Hasen schlagen dabei in einer aufrechten Körperhaltung mit den Vorderpfoten aufeinander ein, so dass es aussieht, als würden sie sich Boxkämpfe liefern. Lange glaubte man, dass es sich dabei um Männchen handelt, die um ein Weibchen buhlen. Seit einer 1984 im Fachmagazin «Nature» erschienenen Studie weiss man aber, dass es fast immer ein Weibchen ist, das einen allzu aufdringlichen Freier abwimmeln muss.
     

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  • Der Feldhase (Lepus europaeus) ist in der Schweiz der am weitesten verbreitete Vertreter aus der Familie der Hasen. Wegen Verlust seines Lebensraums ist die Population aber rückläufig und er gilt als gefährdet. Den Titel des Osterhasen streitig machen können ihm hierzulande der nahverwandte Schneehase (Lepus timidus) und das Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus). Letzteres darf sich aber diesbezüglich nicht beschweren, denn im englischen Sprachraum ist es ein «Easter Bunny», also ein Osterkaninchen, das die Eier bringt.  
     
  • Trotz den Nagezähnen sind Feldhasen keine Nagetiere. Sie gehören einer eigenen Ordnung an, den Hasenartigen. Die nächsten Verwandten der Hasen sind die in Asien und Nordamerika beheimateten Pfeifhasen. Diese wiederum gleichen mit ihren runden Ohren und kurzen Beinen äusserlich eher den Nagetieren. Und falls dies noch nicht verwirrend genug ist: Die Hasenartigen und die Nagetiere gelten als Schwestergruppen, die im Stammbaum des Lebens eine Einheit bilden.  
     
  • Anders als Kaninchen graben Feldhasen keine Bauten und leben nicht unterirdisch. Sie sind Einzelgänger und rasten in geschützen Mulden, in der Jägersprache Sassen genannt. In diesen Vertiefungen bringen sie auch ihre Jungen zur Welt. Bei Gefahr springt der Feldhase blitzschnell aus seiner Sasse auf. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 75 Kilometer pro Stunde hetzt er seinen Feinden davon.  
     
  • Im mittelalterlichen Tierepos «Reynecke de vos», welches 1498 in niederdeutscher Sprache erschien, hiess der Feldhase noch Lamprecht. Eine Kurzform davon ist «Lampe», der heute noch gebräuchliche Fabelname des Hasen. Als «Lampe» bezeichnen Jäger auch die charakteristische weisse Unterseite des Schwanzes, die beim Wegrennen hell aufleuchtet.