Vor allem in der angelsächsischen Kultur sind Rentiere untrennbar mit Weihnachten verbunden. Sie ziehen den Schlitten von Santa Claus, der an Heiligabend vom Nordpol losfährt. Doch was wissen Sie eigentlich sonst über diese Hirschart aus dem hohen Norden? Wir haben einige Fakten zusammengestellt.

  • Das Rentier ist eine zirkumpolare Art, das heisst es lebt in den Tundren und in der Taiga im Norden Eurasiens, Nordamerikas, sowie auf Grönland und anderen arktischen Inseln.
  • Rentiere und Karibus gehören zur gleichen Tierart: Rangifer tarandus. Europäische Vertreter nennt man Rentiere, in Nordamerika heissen sie Karibus (englisch: caribou). Von Rentieren (englisch: reindeer) spricht man nur bei domestizierten Tieren. Das Wort «Rentier» stammt vom altnordischen «hreinn» ab, «Karibu» und «Caribou» sind die deutschen und französischen Formen von «Qalipu», einem Wort aus der Sprache der Mi’kmaq, die in Kanada heimisch sind.
  • In Russland und Lappland leben Rentiere in semi-domestizierten Herden. Die Samen (früher als Lappen bekannt) verwenden Fell, Sehnen, Fleisch und Milch – sie hat einen Fettgehalt von 20 Prozent – der Tiere. Karibus wurden nie domestiziert, doch folgten eingeborene Völker jahrhundertelang den Herden, da diese ihnen alles Notwendige zum Überleben lieferten.
  • Rentiere sind die einzige Hirschart, bei der auch die Weibchen ein Geweih tragen. Sie brauchen es, um während der Schwangerschaft im Winter die kargen Futterstellen gegenüber anderen Weibchen zu verteidigen und genug Nahrung für sich und ihr Kalb zu sichern. So werfen männliche Rentiere ihr Geweih schon im Herbst oder frühen Winter ab, weibliche dagegen erst im Frühling oder in manchen Subpopulationen sogar erst im Sommer. Die Rentiere des amerikanischen Weihnachtsmannes, die nie ohne Geweih dargestellt werden, sind demnach Weibchen. Der berühmte Rudolph mit der roten Nase wäre somit wohl eher eine Rudolphine.
  • Eine weitere Einzigartigkeit stellt die jährliche Wanderung der Porcupine-Karibus dar, einer nordamerikanischen Unterart: Die riesige Herde umfasst ungefähr 169'000 Tiere, die allesamt jedes Jahr von der Nordküste Alaskas in ihre südlicher gelegenen Winterquartiere wandern. Dabei legen sie 2400 Kilometer zurück, weiter schafft es kein anderes Landsäugetier. Aufhalten kann sie fast nichts – Rentiere können auch über mehrere Kilometer schwimmen.

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    • Dass sie dabei nicht erfrieren oder ertrinken verdanken sie ihrem Fell. Lufteinlagerungen sorgen für gute Isolation und geben Auftrieb. Auch sonst sind Rentiere bestens an ihren Lebensraum angepasst: Die Hufe sind sehr breit und lassen sich weit spreizen, damit die Tiere im Schnee nicht einsinken. Gut ausgebildete Afterklauen (die Zehen hinten am Huf) und scharfe Kanten geben zusätzlichen Halt. Im Sommer werden die Ballen weicher, so dass die Rentiere auf dem sumpfigen Boden nicht ausrutschen. Die Rentiernase hat eine stark vergrösserte Oberfläche in den Nasenlöchern, wodurch die eingeatmete Luft aufgewärmt wird, bevor sie in die Lungen gelangt. Die rote Nase von Rudolphine gehört wohl aber eher ins Reich der Sagen und Legenden.
    • Rentiere ändern ihre Augenfarbe. Im Sommer, wenn es im hohen Norden hell ist und viel Licht hat, sind ihre Augen golden, im dunklen Winter sind sie von dunkelblauer Farbe. Dies hat damit zu tun, dass das Licht unterschiedlich reflektiert wird und gibt den Tieren einen Vorteil, wenn es darum geht, Feinde schneller zu entdecken.
    • Beim Gehen erzeugen Rentiere typische Klicklaute. Diese kommen von Sehnen, die sich über Knochenvorsprünge im Fuss spannen. Wozu die Klicks dienen, ist nicht ganz klar. Einige Wissenschaftler vermuten, dass die Laute der Herde helfen, in Schneestürmen, Nebel oder Dunkelheit zusammen zu bleiben. Afrikanische Elanantilopen liefern einen weiteren Hinweis: Sie produzieren ähnliche Klicks mit ihren Knien, welche dazu dienen, die hierarchische Struktur im Sozialverband festzulegen. Dominante, schwerere Tiere klicken lauter.

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      • Rentiere ernähren sich hauptsächlich von Flechten, die sie mit ihren scharfkantigen Hufen aus dem Schnee scharren, geniessen aber ab und zu auch Gräser und andere Pflanzen. Ihre Leibspeise ist aber ganz klar die Rentierflechte, von der ein erwachsenes Tier ungefähr zwei Kilogramm pro Tag benötigt.