Die steigenden Wassertemperaturen stören das enge Gefüge von Korallen und ihren symbiotischen Algen. Wird es den Korallen zu warm, stossen sie die Algen ab, was dann dazu führen kann, dass sie im Lauf der Zeit verhungern. Bekannt ist dieser Prozess unter dem Begriff «Korallenbleiche». In den vergangenen Jahren häuften sich Berichte darüber weltweit. Vor allem in Australien mit seinen bekannten grossflächigen Korallenriffen wird dieser vom Klimawandel beförderte Vorgang zunehmend als Problem erkannt.  

Ein Team um die österreichische Meeresbiologin Verena Schöpf von der University of Western Australia erforscht seit geraumer Zeit die im Vergleich zum Great Barrier Reef weniger bekannten Korallenriffe der Kimberley-Region im Nordwesten Australiens. Die dortigen «sehr einzigartigen» Korallen müssen mit grossen Temperatur- und Gezeitenunterschieden zurechtkommen.  

Fast 40 Grad warmes Wasser  
Schöpf und ihre Kollegen haben in der Region bereits Wassertemperaturen von bis zu fast 40 Grad Celsius gemessen, wie sie im Gespräch mit der Nachrichtenagentur APA erklärte. «Die Kimberley-Korallen sind einerseits wirklich Superkorallen, die extreme Bedingungen überleben. Wenn man aber den Klimawandel und die Hitzewellen wie 2016 zusätzlich mit einbezieht, merkt man, dass auch ihre Toleranz überfordert wird», so die Forscherin.  

Für die nun im Fachblatt «Nature Communications» veröffentlichte Studie setzte sie die Korallen unterschiedlichen Bedingungen aus: Ein Teil wurde über neun Monate hinweg in um vier Grad Celsius kühleren Bedingungen gehalten als in ihrem üblichen Umfeld. Ein anderer Teil war über ein halbes Jahr mit im Schnitt um ein Grad erhöhten Durchschnittstemperaturen konfrontiert. Danach setzten die Forschenden beide Populationen über zwei Wochen hinweg unter Hitzestress von nochmals rund einem Grad über den normalen Sommertemperaturen.  

Dauerstress ist auch Superkorallen zu viel  
Hier zeigte sich, dass die Tiere mit kurzfristigen Extremtemperaturen gut zurecht kamen, die Dauerbelastung aber auch sie an den Rand ihrer Möglichkeiten brachte. Das heisse, dass man eben auch den «Superkorallen» nicht alles zumuten könne und sie sich nicht so rasch anpassen. Umgekehrt scheint es aber so, dass sie ihre Hitzresistenz auch unter kühleren Bedingungen nicht schnell ablegen.  

Ob sich das gleiche bei allen Korallen aus «extremen Riffen» – wie etwa aus dem Persischen Golf – zeigen würde, könne man noch nicht sagen. Das heisse wiederum, dass mit dem immer populärer werdenden «Aufforsten» von bereits stark geschädigten Riffen zwar durch die Ansiedlung von «Superkorallen» Zeit erkauft werden könne, diese aber trotzdem nicht alles mitmachen. Es brauche daher endlich globale Lösungen zum Eindämmen der Erderwärmung, «die Politik tut aber leider gar nichts», so Schöpf.