Die wilden Kamele reissen in Australien Zisternen von Dächern und Regenrinnen aus Häuserwänden. Sie trinken in der Wüste Wasserlöcher leer oder verderben das Wasser. Sie trampeln hunderte von Kilometern Zäune nieder und bringen einheimische Pflanzenarten an den Rand des Aussterbens. Naturschützer, Anwohner und Viehzüchter waren sich einig: Es gibt zu viele wilde Kamele.

Deshalb hatte die Nonprofit-Organisation Ninti One vor vier Jahren ein Projekt gestartet, um den Bestand wilder Kamele zu dezimieren. 160'000 Tiere wurden inzwischen getötet, das sind im Durchschnitt über hundert pro Tag. Davon konnten 25'000 der kommerziellen Verwertung zugeführt werden, etwa der Fleischindustrie. Die übrigen Tiere befanden sich in abgelegenen Regionen abgeschossen, die für grosse Fahrzeuge unzugänglich sind, und wurden von Helikoptern aus abgeschossen. Weitere rund 100'000 Tiere sind bei einer Dürre ums Leben gekommen.

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Die Karte zeigt die ungefähre Verbreitung wilder Kamele
in Australien.

(Grafik: Dr. Victor von Doom / CC-BY-SA)

Einst als Lasttiere ins Land geholt
Jan Ferguson, die Leiterin des Projekt zur Kamelkontrolle, schätzt die verbliebenen Tiere auf 300'000. Damit sind die Probleme vorübergehend entschärft, sie rechnet jedoch damit, dass in Zukunft weitere Abschüsse notwendig sein werden. Das nun abgeschlossene Projekt hatte 19 Millionen australische Dollar (rund 16 Mio. Franken) gekostet.

Die Kamele waren ab dem 19. Jahrhundert als Lasttiere ins Land geholt worden und spielten eine bedeutende Rolle bei der Erforschung und Erschliessung Australiens, etwa beim Bau von Telegrafen- und Eisenbahnlinien. Auch der 3000 Kilometer lange «Rabbit Proof Fence», der eine andere eingeschleppte Tierart – die Kaninchen – unter Kontrolle bringen sollte, wurde mit der Unterstützung von Kamelen erstellt. Als in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts andere Transportmittel aufkommen, wurden viele Kamele in die Wildnis entlassen, wo sie sich rasch vermehrten.