Unsere Welt sähe ganz anders aus, wenn nicht Tag für Tag eine Unzahl an tierischen Helfern den Pollen von einer Blüte zu anderen tragen und diese so befruchten würde. Nur dann können viele Pflanzen Früchte und Samen bilden, die nicht nur unserer Ernährung, sondern auch ihrer natürlichen Fortpflanzung dienen und dazu beitragen, dass es in der Natur grünt und blüht. 

In Europa leisten vor allem Bienen, aber auch Käfer, Schmetterlinge und andere Insekten diese Bestäubungsarbeit. In tropischen Breitengraden tragen auch Fledermäuse und Kolibris ihren Anteil dazu bei.

Wegfall der Bestäuber simuliert
Wie wichtig ihr Beitrag bei der Erzeugung von Lebensmitteln ist, zeigt eine im Fachblatt «Ecological Economies» veröffentlichte Simulationsstudie von drei Wissenschaftlern der deutschen Universität Hohenheim. Dafür simulierten sie in verschiedenen Modellrechnungen, welche Auswirkungen der schlagartige Wegfall aller bestäubenden Tiere auf die Konsumentinnen und Konsumenten in Deutschland und weltweit haben würde.

Bei einem solchen Wegfall würde es zu Ernteausfällen kommen, der landwirtschaftliche Ertrag würde sinken und in der Folge würden die Preise steigen – solange bis das reduzierte Angebot und die nachgefragte Menge wieder übereinstimmen. Die Verbraucher verlieren gleich doppelt, weil sie nun weniger Obst und Gemüse bekommen und weil sie für die verbleibende Menge mehr bezahlen müssen.

Eine Eins mit zwölf Nullen
Basierend auf dem jeweiligen Anteil der Tierbestäubung pro Nutzpflanze – bei Äpfeln und Kirschen beispielsweise sind es 65 Prozent – kamen die drei Ökonomen zum Schluss, dass in Deutschland der Verlust 3,8 Milliarden Euro betragen würde. Weltweit gingen bei einem Wegfall der Bestäuber aber eine Billion US-Dollar verloren. Das ist viel Geld. Sehr viel Geld sogar, nämlich 1000 Milliarden oder 1‘000‘000‘000‘000 US-Dollar. Gemäss dem «Handelsblatt» überdies betrug die gesamte Lohnsumme aller Arbeitnehmerinnen und Abrbeitnehmer in Deutschland im Jahr 2013 knapp eine Billion Euro.

«Natürlich können wir so nicht alle ökologischen Auswirkungen eines solch katastrophalen Ereignisses auf die Umwelt und den Menschen erfassen, die weit über die blossen Schäden durch einen geringeren Ertrag hinausgehen», sagt Studienletztautor Manuel Narjes in einer Medienmitteilung der Uni Hohenheim. «Aber solche Schätzungen können das Bewusstsein für die Bedeutung intakter Ökosysteme schärfen und so einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten.»