Schon seit langem fordern Tierschützer ein Ende der Pelztierfarmen. Die Meldung, die diese Woche aus Dänemark kam, giesst noch zusätzliches Öl ins Feuer: Millionen von Nerzen werden getötet, auch gesunde. Forscher befürchten, dass die Tiere als Wirte einer neuen Art des Coronavirus fungieren könnten.

Wie das möglich ist, erklärte Thomas Mettenleiter, Virologe und Präsident des Friedrich-Löffler-Instituts am Mittwoch in der Wissenschaftssendung «nano» auf 3Sat. Weil die Tiere ähnliche Symptome wie die Menschen zeigten und empfänglich für das Virus sind, sei denkbar, dass es von ihnen auf den Menschen zurückspringen könnte. Mettenleiter bestätigte weiter: «Wir können mit Genanalysen klar nachweisen, dass sich das Virus vom Menschen auf den Nerz überträgt, dort schnell mutiert und danach seinen Weg wieder zurück zum Menschen findet.»

Angst vor der Mutation
Die Folgen wären verheerend: Laut Mettenleiter würde das dazu führen, dass mühsam entwickelte und lang ersehnte Impfstoffe nutzlos wären – ein Szenario, dass man mit allen Mitteln verhindern will.

Dass die Massnahmen der dänischen Regierung auf die vorübergehende Schliessung der Pelztierfarmen zielen, wundert nicht. Dort schlummern laut der ARD riesige Virenherde. Virologe Anders Formsgaard stellte im Interview am letzten Sonntag fest, wenn sich auch nur ein Tier anstecke, erkranke praktisch der gesamte Bestand. Das Virus befindet sich dann in der Luft der Ställe. 

«Die Presse» indes zitiert am Donnerstag Ministerpräsidentin Mette Frederiksen mit den Worten, dass bei zwölf Menschen im Norden Jütlands bereits eine mutierte Version des Coronavirus Sars-CoV-2 festgestellt worden sei. Zugleich warnt sie davor, dass die Mutation sich nicht nur auf weitere Teile Dänemarks, sondern auch im Rest der Welt ausbreiten könnte.

Das könnte auch Folgen haben für den Wildpark Bruderhaus in Winterthur. Wie «Tierwelt online» vor zwei Jahren schrieb, plant er eine Anlage für Europäische Nerze. «Wir wären die einzigen in der Schweiz, die Nerze halten», sagt Ruth Werren, Präsidentin des Wildparks auf Anfrage. Das Geld hätte man zusammen und könnte das Projekt in Angriff nehmen: in Form einer grossen Anlage mit einem Höhlensystem für die Tiere. Doch die Nachrichten aus Dänemark machen sie betroffen. Nun müsse man die Lage beobachten und mit allen Partnern neu beurteilen. 

Die Schweiz beobachtet die Entwicklung
Auch das Schweizer Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) beobachtet die Lage, obwohl wenn hierzulande keine Pelzfarmen stehen. Dennoch hat es die FAQs rund ums Thema Tiere und Corona auf seiner Webseite aktualisiert. «Natürliche Infektionen wurden von Nerzen aus Nerzfarmen in den Niederlanden und Dänemark gemeldet», ist da zu lesen. Die Tiere hätten sich wahrscheinlich über das betreuende Personal infiziert. «Aus den Niederlanden gibt es Hinweise, dass zwei Beschäftigte durch den Kontakt zu infizierten Nerzen selbst infiziert wurden». Bei der grossen Anzahl empfänglicher Tiere und der entsprechend hohen Viruslast könne dies nicht ausgeschlossen werden. 

Gleichzeitig hält das BLV auf Anfrage mit Blick auf die bei uns verbreiteten Tiere erneut fest: «Es gibt keine Hinweise, dass Hunde, Katzen oder andere Haustiere ein Infektionsrisiko für den Menschen darstellen oder eine Rolle bei der Verbreitung des Virus spielen.» Zudem gebe es bisher auch keine Hinweise darauf, dass Nutztiere oder Pferde mit dem neuen Coronavirus angesteckt werden können. Daher sei auch eine Untersuchung von diesen Tierarten auf SARS-CoV-2 zum jetzigen Zeitpunkt nicht sinnvoll.

Studien zur Empfänglichkeit von Tieren gegenüber SARS-CoV-2 würden zeigen, dass sich weder Schweine noch Hühner mit SARS-CoV-2 infizieren lassen. Rinder weisen laut den BLV eine geringe Empfänglichkeit für SARS-CoV-2 auf. 

Bei den Nerzen in Dänemark hingegen sieht es anders aus. Trüb sind die Aussichten auch für die Tierschützer, die aufgrund der Lage auf ein Ende der Pelzfarmen gehofft hatten: Laut 3Sat sollen diese ihren Betrieb später, nach der Schlachtung, in Zeiten nach der Pandemie, wieder aufnehmen.