Die Verantwortlichen des Zoos in der westaustralischen Stadt Perth befürchteten das Schlimmste, als sie an einem Morgen Anfangs Februar das Fehlen einer Strahlenschildkröte bemerkten («Tierwelt Online» berichtete). Wegen ihres schönen Panzers und weil dem Fleisch eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt wird, ist diese Art auf dem Schwarzmarkt wertvoll und begehrt. Doch es gab ein Happy End: Fünf Tage später wurde das zehnjährige Tier vor einer Polizeistation gefunden. Es entging also einem frühzeitigen Tod und kann im Zoo voraussichtlich noch mehrere Jahrzehnte weiterleben.

Dies ist umso erfreulicher, als diese Art stark bedroht ist. Ihr natürlicher Lebensraum in Madagaskar schwindet rapide, gleichzeitig wird sie durch Wilderer bedrängt. Laut der Internationalen Roten Liste wird sie in schätzungsweise 45 Jahren in freier Wildbahn ausgestorben sein.

Verkauf via Facebook
Ähnlich sieht es für die Burmesische Sternschildkröte aus. Auch sie kommt – der Name sagt es – nur in einem einzigen Land vor, auch sie ist stark bedroht. Im vergangenen Oktober wurden die thailändischen Behörden auf einen Facebook-Post hingewiesen, in welchem ebensolche Schildkröten zum Verkauf angeboten wurden. Zwei Monate später konnte die Polizei den Urheber des Posts verhaften und sieben Schildkröten sicherstellen. Drei davon waren Burmesische Sternschildkröten, die im Oktober aus einem Zentrum für Artenschutz in Myanmar (Burma) gestohlen worden waren. Sie seien für umgerechnet rund 850 bis 1400 Franken angeboten worden.

Facebook als Plattform für den Schwarzmarkt mit Tieren scheint gang und gäbe zu sein, wie eine Untersuchung der Organisation «Traffic» zeigt. Fünf Monate lang haben Mitarbeiter der Organisation die Aktivitäten von 14 Facebookgruppen in Westmalaysia verfolgt. Sie stiessen dabei auf 300 lebende Wildtiere, die zum Verkauf angeboten wurden – in beinahe der Hälfte der Fälle illegal. Darunter waren zwei Strahlenschildkröten, eine Burmesische Sternschildkröte und eine Madagassische Schnabelbrustschildkröte, die allesamt akut vom Aussterben bedroht sind.

Vor drei Jahren war in Thailand gar ein Schmuggler erwischt worden, der 54 Schnabelbrustschildkröten bei sich trug. Artenschützer gehen davon aus, dass jedes Jahr mehr als Tausend dieser Schildkröten aus Madagaskar nach Asien geschmuggelt werden. Noch höher dürfte die Zahl der Strahlenschildkröten sein.

Diebstahl ist nicht die einzige Gefahr
Während der weitaus grösste Schwarzmarkt für Schildkröten ganz klar in Asien zu finden ist, kommt es auch in Europa gelegentlich zu Diebstählen. Steve Stoll, der in der Schweiz Strahlenschildkröten züchtet, empfiehlt auf seiner Website «nicht zu knapp in effektive Sicherheitsysteme zu investieren».

Für weniger erfahrene Schildkrötenhalter mit nicht ganz so exklusiven Arten sind Diebe allerdings bei weitem nicht die grösste Gefahr für ihre Tiere. Weit häufiger kommt es vor, dass Schildkröten verschwinden, weil der Besitzer die Kletterkünste des Reptils unterschätzt und dieses selbständig aus seinem Gehege ausbricht.