
Kommt auch mit wenig Nahrung gut zurecht: eine erwachsene Taube in der Stadt Zürich.
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Die Restaurants sind geschlossen, viele Stadtpärke und Flaniermeilen ebenfalls. Wo sich normalerweise Menschenmassen tummeln, essen und picknicken, herrscht nun Stille. Die Essensreste und Brösmeli, welche die Menschen dabei hinterlassen, sind für viele Tiere normalerweise ein gefundenes Fressen. Darunter für die Strassentauben.
In den letzten Tagen häuften sich daher Meldungen, dass die Tauben nun nichts mehr zu Fressen finden und verhungern müssen. Tierschützer forderten auf, sie zu füttern.
Daniel Haag-Wackernagel, Taubenexperte und Biologie-Professor an der Universität Basel, hält das für keine gute Idee. «Wenn jetzt gefüttert wird, beginnen die Tauben zu brüten», sagt er und erklärt die Fortpflanzungsstrategie dieser an das Leben in der Stadt bestens angepassten Vögel: «Sie legen auf die Grösse bezogen ganzjährig sehr kleine Eier, die wenig Energie kosten. Ist genug Nahrung vorhanden, kommen die Nestlinge durch, wenn nicht, ist nicht viel verloren, wenn sie sterben.» Je besser die Nahrungsgrundlage der Eltern, desto mehr Nestlinge bringen sie durch. Diese fliegen aus, überleben können sie aber nur, wenn sie dann selbst genug Nahrung finden.
Erfahrene Tauben verhungern nicht
Und das wäre momentan nicht der Fall, denn im Frühling sei eher wenig Nahrung vorhanden. «Bei Tauben hängt die Brutaktivität direkt von der Ernährung ab. Wenn man jetzt füttern würde, würde man nur die Fortpflanzung anheizen und Junge produzieren, die kaum eine Überlebenschance hätten.» Um die Altvögel muss man sich keine Sorgen machen, sie vertragen Nahrungsknappheit gut. Wer also Tierleid vermeiden will, füttert nicht.
Der Hauptengpass für die Tauben folgt jeweils im Herbst. Wenn es kälter wird, essen die Menschen wieder drinnen. «Das nimmt seit Jahren immer mehr zu, weil in der warmen Jahreszeit immer mehr Leute draussen essen und diese Nahrungsgrundlage dann im Herbst plötzlich wegfällt», sagt Haag-Wackernagel. Das hat zur Folge, dass viele Tauben sterben – ein natürlicher Prozess, der die Population gesund hält, indem kranke und schwache Tiere aussortiert werden.
Schande!! Warum wird diese angebliche Studie von Herrn Daniel Haag-Wackernagel nicht endlich im Müll entsorgt! Es gibt andere Studien, die Herrn Haags Aussagen widerlegen! Wie ambivalent gewisse Aussagen dieses Herrn doch sind ;). Die Tauben finden genug Futter?? Müll macht Tauben krank, es sind Körnerfresser! In Basel wurden alle Taubenschläge geschlossen, es gibt seit 2019 keinen Taubenwart mehr!!! Obschon dieser die Tauben nicht fütterte, hatten sie immerhin einen Schlafplatz. Es ist ein trauriges Elend in Basel! Obdachlose, verwilderte Haustiere, von den meisten Menschen gehasst. Dafür wird die Staatskasse jetzt mit Bussgeldern aufgefüllt ... 100.- wer beim Füttern erwischt wird ...
Bei dem zunehmend knappen Nahrungsangebot für Insekten, Vögel
raten Tierschützer zur Ganzjahresfütterung.
Tiere brauchen PATEN: Möglicherweise gäbe es auch genügend, die zu/füttern würden, verbäte man es ihnen nicht - mit Hinweisen auf allerhand Unsinn.
In Essen gesehen: "Vogelbrot" Körner/Streufutter "ist Vogeltod"!
Und: Zufüttern ganzjährig verboten. Auch für die Wasservögel. Die Nahrung würde
dann schimmeln und faulen. Warum? Weil die Tiere schon zu satt sind? oder
"verfettet" auch einer ihrer "Argumente" - man sehe sich die Tiere mal an - derzeit
Anfang August am Abend ca 20 Uhr wenn sie "nach Hause" ans Wasser kommen
die Gänse, wo die Enten u.a. schon sind - wie sie alle suchen ... und m.E. nichts finden.
Dabei gäbe es Teichsticks zu kaufen in der nahegelegenen Zoohandlung.
Diese nach Fisch riechenden Sticks schwimmen auf dem Wasser bis sie weggepickt
werden auch von den ganz Kleinen. Die Gänse sind größer und schneller - die Enten
langsamer und ängstlicher und die ganz kleinen Federbällchen halten sich fern.
Um diese Zeit kommen auch die Tauben - aber sie fliegen vielleicht Fensterbänke an.
2020 begann es im Juni. Dass sie laut forderten, bettelten - sich dagegen zu wehren?
Ich wusste nicht wie. Ende Juli kamen die Jungen mit.
Ich vermute: Tauben erschraken und bekamen Angst - als die Städte und Unis März ff
Menschenleer wurden. In so einem Fall sorgen sich alle Lebewesen Tiere/Pflanzen
um ihre Art - und vermehren sind. Sie suchen gezielt Schutz. 2 Tauben kamen mir
im Frühjahr ins Zimmer geflogen und sahen ganz danach aus als suchten sie sich eine Ecke aus wo sie in Zukunft wohnen/nächtigen wollten. - Der Gedanke allein war mir
damals zu fremd/fern. - Es geht, wie ich inzwischen weiß.
Ich kenne das auch aus der Nachkriegszeit von den Schwalben. Sie wollten unbedingt in der Nähe von Menschen oder in der Wohnung von ihnen ihren Nachwuchs großziehen. Und auch das ging. Legte die Mutter am Abend das Baby im anderen Raum schlafen, flogen die Vögel aus dem Wohnküchenfenster raus und kamen auf der
anderen Seite ins Schlafzimmer wieder rein - wo sie ebenfalls ein Nest hatten.
Haustiere sind ebendas. Wie Hunde und Katzen. Sie lieben ihre Menschen. Und sie
passen sich an. Sie denken mit. Und voraus. - Deshalb lassen sich keine allgemeingültigen Regeln aufstellen, weil die Menschen alle verschieden sind, andere
Ansichten/Gewohnheiten/Tagesabläufe haben. -
Wenn ich allerdings lese: Eine Taube benötigt pro Tag 30-40 Gramm Körnerfutter
und 50 ml Wasser - dann halte ich das für eine vermutlich richtige, durchschnittliche
Mengenangabe. - (Und bitte keine Haferflocken die verkleben Kehlkopf und Magen.
Wenn schon ausnahmsweise sehr feucht mit zerdrückten Brombeeren o.ä.) ...
Ich kann etwas machen - so lange ich nicht weiß, dass es verboten ist.
Es gibt kein Bundesgesetz gegen Wildtierfütterung.
Im Gegenteil: Generationen wuchsen mit dem Wissen auf, dass sie zufüttern können/sollen/dürfen und im Winter sollten/müssen.
Aber wenn es sofort Ärger gibt, die Polizei vor der Wohnung steht ...
vergeht mir auch alles ... dann habe ich weder Geld noch Nerven für überhaupt was.
Und Tauben lassen sich auch schnell verjagen. Wenn man die anschreit/mit was sie
abwedelt ...- Kinder ihnen hinterher rennen - an künstlichen Seen/Teichen ...
Zumal es Leute gibt, die schon viel Geld an "Bußgeld" verloren haben - aus Gründen
die ich nicht nachvollziehen kann. - Traurig.
Besonders im Ruhrgebiet wo sich früher doch sehr viele bis Alle Tauben in ihren Höfen
Schrebergärten gehalten hatten ... - wie sich ausgerechnet die Ur-Enkel/Kinder
aufführen - erstaunlich bis schamlos.
Und dann noch mit Fake-News - nichts als Volksverdummendes Zeugs ankommen als "Begründungen".><
Dies ist die Meinung eines einzelnen Menschen, der subjektiv befindet. Deshalb hat diese Stellungnahme auch wenig Relevanz, sie wurde wissenschaftlich nicht mehrfach und unabhöngig überprüft. Leider wird diese Annahme viel zu oft veröffentlicht, so dass manche Menschen das Gefühl haben, es sei Fakt. Was aber nicht stimmt. Und so leiden die Tiere/Tauben unter dieser Meinungsbildung weiter.
Sehr geehrte Frau Signer
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, um die Kommentare zu lesen.
Keiner bestreitet, dass ein blosses Füttern von Stadttauben, ohne deren Eier gegen Attrappen zu tauschen, die Polulation anwachsen lässt. Das ergibt sich eigentlich zwangsläufig aus der Tatsache, dass ein Paar im Jahr sechs Bruten zu je zwei Küken aufziehen kann, also 12 neue Tauben im Jahr.
Und da Stadttauben mit etwa einem halben Jahr geschlechtsreif werden, müsste man deren Kinder eigentlich auch noch mit dazu zählen. Rechnet man also ein, dass die Nachkommen der ersten Jahreshälft ebenfalls nochmal Nachkommen zeugen können, dann könnte ein Stadttaubenpaar im Laufe eines Jahres für rund 40 Kinder und Kindeskinder sorgen.
Es ist also ziemlich offensichtlich, dass der Brutzwang dieser Tiere für ein explosonsartiges Wachstum der Population sorgt, wenn das nicht irgendwie unterbunden werden kann.
Üblicherweise "lösen" Städte dieses Problem durch ein Fütterungsverbot. Dann reicht die Nahrung nicht aus, um 12 Jungtauben großzuziehen. Man muss aber ganz klar sagen, dass das eine Populationskontrolle durch Verhungernlassen ist. Die Sterblichkeitsrate von Stadttauben beträgt im ersten Jahr ca. 90%. Von den 12 geschlüpften Jungtauben eines Paares leben nach Ablauf eines Jahres also noch maximal 2. Die restlichen 10 sind verhungert.
Herr Haag-Wackernagel spricht sich zwar für Taubenschläge in der Stadt aus, aber ohne Fütterung und ohne Brutkontrolle. Das bedeutet, den Tauben wird zwar ein Obdach geboten, aber am Verhungern ändert sich nichts.
Herr Haag-Wackernagel behauptet immer wieder, dass die Tauben, wenn sie nur mehr Zeit für die Nahrungssuche aufwenden müssten, weniger Zeit für die Fortpflanzung haben. Das ist biologisch gesehen aber schlicht falsch, denn salopp gesprochen: "ein Quickie geht immer". Und er als Biologe sollte Herr Haag-Wackernagel das auch wissen. Vermutlich ist seine Aussage nur der Versuch, die ziemlich harte Tatsache des Verhungernlassens nicht beim Namen nennen zu müssen.
Die Stadt Augsburg fährt seit gut 30 Jahren einen deutlich erfolgreicheren Kurs, als der, den Herr Haag-Wackernagel in Basel probiert. Augsburg hat pro Kopf deutlich weniger Stadttauben als Basel.
Augsburgt bietet ebenfalls Taubenschläge an, aber in diesen Schlägen gibt es artgerechtes Futter und, und das ist der extrem wichtige Aspekt, es werden die Eier der Tauben gegen Attrappen getauscht. Das führt zu einer sehr kontrollierten Population an Tauben, wie es Frau Müller aus Dortmund ja ebenfalls aus eigener Erfahrung sehr anschaulich beschrieben hat.
Das alles funktioniert, ohne dass man Tiere einfach verhungern lässt.
Die Lage in Schweizer Städten ist mit Sicherheit nicht anders als in deutschen Städten, denn Stadttauben unterscheiden sich nicht nach Land.
Als Journalisten sind Sie sicherlich an der Recherche unterschiedlicher Quellen interessiert. Vielleicht möchten Sie ja auch mal ein Interview mit diesem Schweizer Stadttaubenverein führen: https://stadttauben.ch/
Alternativ kann ich Ihnen noch die Erna-Graff-Stiftung empfehlen:
https://www.erna-graff-stiftung.de/tauben/
Es lohnt sich wirklich, sich nicht nur von einer Seite mit Informationen zu versorgen, sondern sich mehrere Stimmen anzuhören und anschliessend eine eigene Meinung zu bilden.
Freundliche Grüsse
Stefanie Fischer
Vielen Dank für Ihre Kommentare. Ich kenne die Situation in Deutschland nicht, möchte aber hier noch anmerken, dass die meisten Schweizer Städte Taubenbeauftragte haben, die in den von den Städten ebenfalls betreitgestellten Taubenschlägen die Tiere kontrolliert füttern und betreuen. Damit wird sichergestellt, dass die Taubenpopulation auf einer für die jeweilige Stadt tragbarer Grösse gehalten wird. Diese Taubenkonzepte beruhen auf Herrn Haag-Wackernagels Erkenntnissen und wurden teils auch mit seiner Hilfe umgesetzt. Hier ein Artikel der Schweizerischen Vogelwarte Sempach dazu: https://www.vogelwarte.ch/de/voegel/ratgeber/probleme-mit-voegeln/stras…
Auch die Vogelwarte, ein renommiertes Forschungsinstitut, ist der Ansicht, dass zusätzliches Füttern die Populationsgrösse nur ansteigen lässt. Füttern ist daher nach wie vor nicht nötig. Dies sagen auch die Taubenbeauftragten der Schweizer Städte.
Mit besten Grüssen,
Meret Signer
Als Initiatorin eines ehrenamtlichen, betreuten und von der Stadt Dortmund geförderten Stadttaubenprojekts und Taubenhalterin kann ich mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen.
Wir betreiben unser Stadttaubenprojekt mit einer in Brückenzwischenräumen natürlich angesiedelten Stadttaubenpopulation seit nunmehr drei Jahren. Die Tiere werden mit ausreichend Futter und Wasser versorgt. Durch Eiaustausch in Kunststoffattrappen haben wir bisher 505 neue Tauben verhindern können - also ohne, dass geschlüpfte Jungtiere tierschutzwidrig verhungern müssen. Hierdurch wird sowohl Tierleid verhindert als auch die Stadttaubenpopulation reguliert. Auch verirrte Rasse- und Brieftauben leben dort oder halten sich vorrübergehend auf. Auch bei uns sterben selbstverständlich Tiere und auch der Greifvogel schlägt schon mal zu - DAS IST NATÜRLICHE AUSLESE! Über drei Jahre ist der Bestand von anfangs mehr als 150 Tieren auf 80 gesunken. Hinzu kommt, dass keine nach Futter suchenden und bettelnden Tauben mehr auf den Umgebungsstraßen unterwegs sind - hierfür sind uns Imbisse, Bäcker und ein Supermarkt in der Umgebung außerordentlich dankbar.
Im übrigen befreien wir die Umgebung und Grünflächen von menschlich verursachtem Müll - hier haben wir unzählige Müllsäcke voll Plastik, Essensresten, Müllentsorgungen bis hin zu Spritzerbestecken entsorgt!!!! Wir Menschen sind Umweltverschmutzer Nummer 1 - ich verstehe daher unser "Problem" mit den Tauben nicht.
Unser Stadttaubenprojekt stellt eine Eine Win-Win-Situation für Tauben und Anwohner dar.
Ein Taubenfütterungsverbot hilft global also nicht weiter, es verursacht tierschutzwidriges Leid, aufgrund der Standorttreue der Tauben bedarf es betreuter Stadttaubenprojekte an den Brennpunkten. Dann haben auch die Menschen drumherum ihre Ruhe vor hungernden und bettelnden Stadttauben, weil diese gut versorgt sind. Über einige Jahre erreicht man eine gesunde, kleine Stadttaubenpopulation - diese unterliegt durch natürliches Sterben, die eine oder andere Erkrankung oder Feindattacken dann einer natürlichen Auslese.
An meiner eigenen kleinen Taubenpopulation kann ich gut Rückschlüsse auf die Populationen draußen führen. Sehr wohl bedeutet die Eierproduktion und das Legen der Eier für die weiblichen Tauben eine erhebliche Anstrengung. Ihr Bruttrieb ist durch Menschen angezüchtet - sie sind also GENETISCH bedingt dazu verdammt, sechs- bis zehn Mal jährlich Eier zu legen. Ab Zwei bis drei Tage vor der Eiablage wird das weibliche Tier vom Täuber permanent zum Nest getrieben. Das Weibchen schont sich, nimmt sehr viele Vitamine in Form von Grit und Taubenkuchen und mit Vitaminen angereichertem Wasser auf. Grit - kleine Steinchen - fördert die Eierschalenbildung. Im Vergleich zu den Taubenkörpern sind die Eier relativ groß. Je erfahrener eine Taube ist, umso schneller legen sie auch die Eier ab - aber gerade junge Tauben brauchen hierfür oft Stunden.
Herrn Haag-Wackernagels Thesen im Bezug auf verwilderte Haustauben sind sehr umstritten - umso schlimmer, dass er immer wieder als Experte herangezogen wird. Mit solchen Artikeln wird unsere immerwährende Aufklärungsarbeit zunichte gemacht. Herr Haag-Wackernagel bezieht sich auf den Ursprung - die Felsentaube und deren wilde Vertreter - können aber nicht oder nur bedingt auf verwilderte Stadttauben angewendet werden. Es ist wünschenswert, wenn in dieser Zeit auch einmal diejenigen zu Wort kommen, die Tauben versorgen und betreuen und in den betreuten Stadttaubenschlägen ehrenamtliche Arbeit leisten, die das Leid der Tiere tagtäglich sehen und versuchen, zu helfen.
Der Mensch ist die Ursache dafür, dass Tauben sich in unserem städtischen Lebensraum aufhalten. Er muss auch dafür sorgen, dass Tauben und Menschen einvernehmlich miteinander leben können. Ich wünsche mir, dass sich die Menschen auch der Schönheit der intelligenten Stadttauben bewußt werden - was gibt es Friedlicheres und Beruhigenderes, als ein Taubenpaar bei der Balz oder einen fliegenden Taubenschwarm zu beobachten.
Katrin Müller vom Stadttaubenprojekt Dortmund-Körne West
https://www.facebook.com/StadttaubenprojektDortmund/
Ich finde diesen Artikel sehr bedenklich. Er erweckt nämlich den Eindruck, als wäre es für Stadttauben kein Problem, wenn draussen keine Essensreste mehr rumliegen. Dabei müsste man eigentlich mit ein bisschen Nachdenken die logischen Fehler in den Aussagen von Herrn Haag-Wackernagel aufdecken können.
Stadttauben sind keine Wildtauben. Sie sind die verwilderten Nachkommen von ehemaligen Nutztieren. Bis ins letzte Jahrhundert hinein waren Tauben und Taubeneier eine normale Nahrungsgrundlage (im Schlaraffenland fliegen einem ja die gebratenen Tauben in den Mund). Der Mensch hat die Taube so verändert, dass sie oft Eier legt, wenn auch nicht so oft wie unsere heutigen Legehennen. Dieser Legetrieb ist angezüchtet und demzufolge unabhängig von Nahrungsangebot oder Jahreszeit. Das gilt auch für die verwilderten Nachkommen dieser Tauben.
Daher kann ein Stadttaubenpaar bis zu sechs Mal im Jahr ein Gelege produzieren. Und zwar völlig egal, ob es Sommer oder Winter ist.
Tauben sind Körnerfresser, die sich eigentlich von Getreidesorten, Grassamen aber auch Erbsen, Linsen und Mais ernähren (nicht umsonst trennen sie bei Aschenputtel die guten von den schlechten Erbsen). Fressen Tauben diese artgerechte Nahrung , ist ihr Kot ausgezeichneter Dünger, der früher sehr begehrt war.
In Städten gibt es aber weder Getreide noch Erbsen, Linsen oder Mais. Tauben können also in Städten gar keine artgerechte Nahrung finden. Das einzige, das sie finden, sind die Essensreste der Menschen. Aber weder Pommes noch Pizza, Currywurst oder Brotkrumen sind für ihren Verdauungstrakt geeignet. Es ernährt sie also mehr schlecht als recht.
Bei Vögeln lässt sich der Ernährungszustand anhand des Brustbeins bestimmen. Wer mal eine Stadttaube fängt und das Brustbein abtastet, wird fast immer feststellen, dass es fast messerdünn ist: Tauben sind meist extrem unterernährt, was aufgrund des Gefieders halt optisch nicht zu sehen ist.
Was auf Stadttauben noch zutrifft: Sie sind standorttreu. Eine Eigenschaft, die der Mensch sich bei ihren Verwandten, den Brieftauben, zunutze macht. Stadttauben streifen also maximal in einem Radius von ca. 1 km um ihren Brutplatz herum. Also selbst wenn in ihrem Stadtgebiet nichts Essbares zu finden sein sollte, können sie aufgrund ihrer Standortbindung nicht einfach irgendwo anders hinfliegen. Wenn im Umreis von 1 km nichts ist, dann gibt es nichts für sie zu fressen.
Zählen wir also 1 und 1 zusammen:
Eine Stadttaube hat einen begrenzten Suchradius, innerhalb dessen sie etwas Essbares finden muss. Natürliche Nahrung findet sie im Stadtgebiet nicht, es bleiben nur Essensreste. Essensreste bleiben aber weg, da Menschen derzeit kaum draussen sind und keine Restaurants aufhaben. Es ist jetzt eine Zeit wie im tiefsten, kalten Winter.
Mit anderen Worten: In der aktuellen Zeit verhungern die Tauben genau so wie im Winter. Tod durch Verhungern.
Und damit es sich keiner schön redet: Es werden trotzdem Eier gelegt, ausgebrütet und verzweifelt versucht, die Küken zu füttern. Die Stadttauben können nicht anders; es ist bei ihnen durch Zucht genetisch verankert.
Der Satz von Herrn Haag-Wackernagel «Ist genug Nahrung vorhanden, kommen die Nestlinge durch, wenn nicht, ist nicht viel verloren, wenn sie sterben.» heisst im Klartext: Tod durch Verhungern.
Wie man dann in die Überschrift schreiben kann: " Die Tauben in den Städten müssen aber deswegen nicht verhungern." ist mir ein absolutes Rätsel.
Auch diesen Satz "Um die Altvögel muss man sich keine Sorgen machen, sie vertragen Nahrungsknappheit gut." finde ich für einen Biologen sehr bemerkenswert.
Denn erstens haben alle Vögel einen hohen Energiebedarf, weil Fliegen die energiezehrendste Fortbewegungsart ist.
Und zweitens ist jede Fähigkeit zur Überbrückung einer Nahrungsknappheit logischerweise zeitlich begrenzt. Die Tiere haben gerade den Winter mit seiner Nahrungsknappheit hinter sich. Diejenigen, die das überlebt haben, bräuchten jetzt eigentlich wieder Nahrung um die Verluste auszugleichen. Aber stattdessen schliesst sich nochmals eine Periode mit gleicher Nahrungsknappheit an. Was passiert wohl?
Ich frage mal anders:
Ein Mensch kommt ohne Nahrung etwa 60 Tage aus. Wenn man an diese 60 Tage noch weitere 30 Tage ohne Nahrung anhängt - was passiert wohl?
Bedauernswert, dass ein Biologe allein zum Thema immer wieder eine Plattform bekommt und seine - in den Augen anderer Taubenexperten - kruden Ideen sogar in einer Zeitschrift wie der Ihren verbreiten kann. Das sich darauf Städte berufen, ist umso trauriger.
Derzeit erleiden viele Stadttauben einen qualvollen Tod, wenngleich sie uns in früheren Zeiten so viele Dienste geleistet haben in so vielen unterschiedlichen Bereichen. Es sind hoch intelligente LEBEWESEN, die Schmerz, Hunger und Leid, aber auch Freude, Glück und Neugierde empfinden, genau wie wir. Warum sollen diese Tiere nun ausgerechnet wie Dreck behandelt werden? Die kognitiven Fähigkeiten der Taube geht in Bezug auf die ganz anders aufbauten neuronalen Gehirnen weit über das übliche hinaus. So können Tauben sich bis zu 400 Gesichter merken, auch im Erkennen bösartiger Zellen bei Brustkrebs sind sie sogar besser als Menschen. Warum - frage nicht nur ich mich - wird dieses Tier wie ein Paria behandelt, wenngleich in jeder Kirche eine Taube über unseren Köpfen schwebt? Der Mensch hat für dieses Tier Sorge zu tragen - in Form von Taubenschlägen, natürlich mit Futter und EIERTAUSCH. Jahrhundertelang hat der Mensch von diesem Tier profitiert. Sollte es nun nicht einmal Zeit sein, dass er davon etwas an diese Tierart zurückgibt?
Es ist nicht human und aufgeklärt, eine Tierart einfach mal so wissentlich einem Hungertod zu überlassen, der extrem grausam ist.
Ach ja - die Brieftaubenzüchter, denen jedes Jahr unzählige Tauben abhanden kommen und die vielmals in den Stadttaubenpopulationen landen, warum werden die nicht einmal mit einer Abgabe zur Verantwortung gezogen für das von Ihnen verursachte Anwachsen? Mit diesem Geld könnte dann auch endlich für diese liebenswerten Tiere Unterkunft, Futter und ein gutes Leben, dass sie wahrlich verdient haben, zu finanzieren. As-Tauben bringen in China Millionen ein. Dann können die Züchter auch endlich mal was tun für ihre ungeliebten Looser, die sie meist ablehnen, zurückzuholen - weil nicht "brauchbar", nicht gewinnbringend!