Das Rotkehlchen tritt als Botschafterin ab. Zwölf Monate lang warb es als Deutschlands «Vogel des Jahres» für mehr Gartenvielfalt. Sein Gesang hallt nach, unter anderem auf der Webseite des NABU, des Naturschutzbundes Deutschland e.V. Er hat die Wahlen beaufsichtigt. «Ob im Wald oder im Garten: Ich mag’s gern unordentlich. Unter Laub und Zweigen finde ich mein Futter und liebe es, mich im Gestrüpp zu verstecken», steht da. Gleichzeitig schliesst der Vogel mit einem Vorurteil ab: «Ich bin gar nicht scheu. Ich komm gern näher, wenn ihr eure Beete umgrabt. Schliesslich fällt dabei manchmal was für mich ab. Wählt mich, wenn ihr Vielfalt im Garten liebt!» 

Der Nachfolger des Rotkehlchens ist nun bestimmt: Deutschland hat den Wiedehopf zum Vogel des Jahres 2022 gewählt. Mit einem deutlichen Vorsprung von 10'000 Stimmen auf die anderen Vogelwahl-Kandidaten. Mehlschwalbe, Bluthänfling, Feldsperling und Steinschmätzer müssen sich auf den hinteren Plätzen gedulden. 

Das Rotkehlchen

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Wahlslogan: «Gift ist keine Lösung»

Auch der Wiedehopf hat einen Slogan: «Gift ist keine Lösung» lautet sie und verfolgt das Ziel, auf den Insektenschwund und die intensivierte Landwirtschaft aufmerksam zu machen. Die Wahl des Vogels ist umso bemerkenswerter, weil er bisher in Deutschland kaum vorkommt. Das gute Resultat verdankt der Wiedehopf wohl seiner auffälligen Erscheinung, die ihn von andern einheimischen Arten unterscheidet. 

Sein Markenzeichen ist die Federhaube. Zudem besitzt er ein orangerotes Gefieder. Mit einer Grösse von nicht ganz 30 Zentimetern vom Schnabel bis zur Schwanzspitze ist der drosselgrosse Vogel unverkennbar. Auffällig sind auch seine Flügel, die kontrastreich gebändert sind. 

Dem Wiedehopf auf der Spur

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Der wellenförmige Flug des Wiedehopfs

Wer schon einmal einen Wiedehopf beim Fliegen beobachtet hat, dem wird der wellenförmige Flug aufgefallen sein, bei dem er die breiten Flügel nach jedem Schlag fast anlegt. 

Die Geschlechter des Wiedehopfs gleich sich. Die Weibchen sind kleiner und etwas matter gefärbt als die Männchen. Während der Nahrungssuche und in Erregungssituationen nicken die Vögel ständig mit dem Kopf. All dies mag dazu beigetragen haben, dass mehr als 45'000 Teilnehmer*innen der Wahlen für den Wiedehopf als Vogel des Jahres 2022 in Deutschland gestimmt haben. Laut NABU konnten sich aber wohl auch viele mit seinem Wahlslogan «Gift ist keine Lösung» identifizieren. Dafür ist das Tier tatsächlich eine gute Wahl: Der Wiedehopf benötigt halb offene bis offene insektenreiche Landschaften, wie die Umwelt-Organisation schreibt. Und viele Insekten gebe es nun mal nur ohne Pestizideinsatz. 

Am Donnerstag, 25. November, wird bekannt, welches der «Vogel des Jahres» in der Schweiz ist.