Um einen Musikwettbewerb zu gewinnen würden die Trompetenkünste eines Elefanten sicherlich nicht ausreichen. Die lautesten «Blasmusikanten» weltweit sind die grauen Riesen jedoch allemal. Aber neben den bekannten trompetenartigen Lauten, mit denen die Tiere vor allem bestimmte Stimmungslagen wie Angst oder Aggressivität anzeigen, stehen Elefanten noch rund 70 weitere, ganz unterschiedliche Töne zur Verständigung zur Verfügung. Davon spielen zehn wiederum eine ganz besonders wichtige Rolle in Sachen Kommunikation. So begrüssen sich Artgenossen, die einander wohlgesinnt sind, mit einem leisen Schnurren. Zum Zeichen ihres Wohlbefindens geben Dickhäuter dagegen gerne ein tiefes Kollern oder Rumpeln von sich. Ist ein Elefant wütend, zeigt er dies mit einem kräftigen Schnauben, das er meist noch mit kehlig klingenden Lauten verstärkt.

Die Wissenschaft ist sich übrigens sicher, dass es auch bei Elefanten – ähnlich wie bei Buckelwalen – so etwas wie unterschiedliche Dialekte und sogar Fremdsprachen gibt. So kommunizieren asiatische Elefanten im Gegensatz zu ihren afrikanischen Vettern nicht etwa mit Brummtönen, sondern eher durch Zirp- und Zwitscherlaute. Aber das muss nicht ein Leben lang so sein.

Ein afrikanischer Elefantenbulle lernte im Zoo von Rom den «indischen» Dialekt
Ein afrikanischer Elefantenbulle namens Calimero hat nachweislich das erstaunliche Kunststück geschafft, den asiatischen Slang, also quasi eine Fremdsprache zu erlernen. Der heute wohl grösste Elefantenbulle Europas lebte in den 1980er- und 1990er-Jahren in seinem Gehege im Zoo von Rom über 18 Jahre lang mit den beiden asiatischen Elefantenkühen Sofia und Nelly zusammen. Calimero, der übrigens später in den Jahren 2000 bis 2004 im Zoo Basel zu Hause war, machte damals jedoch aus der Not eine Tugend und erlernte, wohl um kommunikationsmässig nicht zu vereinsamen, die Zirp- und Zwitschertöne seiner beiden asiatischen Mitbewohnerinnen. Seine eigene afrikanische «Muttersprache» benutzte der riesige Elefantenbulle nach Aussage seiner Pfleger dagegen nur noch in Ausnahmefällen.

Aber Elefanten sind nicht nur in der Lage, eine Fremdsprache zu erlernen, sondern sind auch begnadete Stimmimitatoren. Zumindest einige. Die Wissenschaft ging lange davon aus, dass es bei Säugetieren, sieht man einmal von einigen Meeressäugern wie Delfinen oder Orcas ab, keine Fähigkeit zur Imitation artfremder Laute gibt. Dass auch Wissenschaftler irren können, bewies vor einigen Jahren die kenianische Elefantenkuh Mlaika.

Die heute 18-jährige Dickhäuterdame, die in einem Gehege für verwaiste Elefanten im Tsavo-Nationalpark zu Hause ist, ahmt jeden Abend nach Sonnenuntergang die Fahrgeräusche eines LKWs nach – und das so perfekt, dass auch Experten die elefantösen Töne kaum von einem echten Lastwagen unterscheiden können. Warum Mlaika sich ausgerechnet Trucks zum Nachahmen ausgesucht hat, konnte bisher noch nicht geklärt werden. Gelegenheit zum «Einhören» hatte die Elefantenkuh jedoch reichlich: Die Fernstrasse Nairobi–Mombasa mit jeder Menge vorbeidonnernder Lastwagen ist nur drei Kilometer von ihrem Gehege entfernt.

Neben ihrer «normalen» Sprache verfügen Elefanten jedoch auch noch über eine Art «Geheimsprache». Rund 70 Prozent dessen, was die Dickhäuter sich mitzuteilen haben, spielt sich nämlich in einem Bereich ab, der weit unterhalb der menschlichen Hörschwelle liegt – im sogenannten Infraschallbereich. Kann ein Mensch Töne unter 16 Hertz so gut wie nicht mehr wahrnehmen, sind für Elefanten auch noch Laute um die 10 Hertz leicht zu hören. Haupteinsatzgebiet für Infraschall ist offenbar die Partnersuche. So setzen Elefantenbullen ganz gezielt Infraschall ein, um auch in der weiteren Umgebung ein Weibchen zu finden. Und wenn der liebeshungrige «Infraschallflirter» Glück hat, antwortet eine auf diese Art und Weise angebaggerte Elefantenkuh dann ebenfalls in der «Geheimsprache».

Die meisten Laute der Elefanten können wir Menschen gar nicht wahrnehmen
Produziert werden die Infraschalllaute tief unten in der Kehle. Zum Verstärken der Töne pressen die Elefanten ihren Rüssel auf den Boden und benutzen diesen so als Überträgermedium. Im Boden selbst konnten Wissenschaftler mithilfe von Spezialgeräten von Elefanten erzeugte Infraschalllaute noch in 50 Kilometern Entfernung nachweisen. Als erwiesen gilt, dass Elefanten auf eine Entfernung von bis zu zehn Kilometern per «Boden­infraschall» kommunizieren können. Die Töne haben eine Intensität von bis zu 103 Dezibel, das übertrifft an Lautstärke einen Presslufthammer oder einen Ghettoblaster.

Registriert wird der Infraschall nach neueren Erkenntnissen nicht etwa mit den Ohren, sondern mit dem Rüssel und den Füssen. Elefanten besitzen in der Rüsselspitze sensible Druckrezeptoren, die zur Aufnahme von Infraschall geeignet sind. Aber allein mit der Rüsselspitze auf dem Boden können die Elefanten zwar den Schall ertasten, aber noch nicht feststellen, aus welcher Richtung er kommt. Das schaffen sie mit den Fusssohlen, die ebenfalls Druckrezeptoren besitzen. Mithilfe der beiden Vorderfüsse können sie daher recht gut die Schallrichtung ermitteln, ähnlich wie uns Menschen dies mit unseren beiden Ohren gelingt, an denen der Schall auch mit unterschiedlichen Laufzeiten ankommt.

Übrigens existieren offensichtlich nicht nur bei der «normalen» Sprache der Elefanten unterschiedliche Dialekte, sondern auch bei der Geheimsprache. Diese verblüffende Tatsache haben Wissenschaftler der amerikanischen Stanford University mithilfe eines interessanten Experiments herausgefunden.

Elefanten aus Namibia verstehen Warnrufe von Kollegen aus Kenia nicht
Die Forscher nahmen zunächst einmal die Infraschallwarnrufe, mit denen sich die Dickhäuter üblicherweise gegenseitig vor Löwen warnen, von Elefantenpopulationen in Kenia und in Namibia auf Tonband auf. Anschlies­send spielten sie dann die aufgenommenen Infraschallaute namibischen Elefanten vor, die gerade an einem Wasserloch tranken.

Diese reagierten völlig unterschiedlich. Auf Warnrufe von namibischen Elefanten, reagierten die Tiere mit Erstarren, drängten sich dann zusammen und verliessen schnell das Wasserloch. Die Geheimbotschaft der einheimischen Kollegen war wohl verstanden worden. Die Schallwellen der kenianischen Elefanten dagegen registrierten die namibischen Elefanten zwar, reagierten darauf aber so gut wie überhaupt nicht. Mit den «fremdländischen» Warnrufen konnten sie offensichtlich nichts anfangen.

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Das Video (in Englisch) von National Geographic zeigt, wie Elefanten via Boden kommunizieren.