Die Likes waren ihr gewiss: Die Maus, die Claudia Maire fotografierte und kürzlich in der Facebook-Gruppe «Wildtiere und Vogelarten der Schweiz» postete, berührte die Herzen der Userinnen und User. Entstanden sei das Bild durch Zufall, erzählt die Hobbyfotografin aus Urdorf ZH gegenüber «Tierwelt online». Eigentlich habe sie vor zwei Wochen in La Sauge am Neuenburgersee ganz andere Tiere fotografieren wollen: Bartmeisen sind hier zuhause. Zwei Tage lang streifte Maire mit Ihrem Mann durch das Gebiet, um sie zu finden. «Am Sonntagmorgen rief er plötzlich, ich solle auf den Boden schauen. Da sass diese kleine Maus mitten auf dem Weg». Am Ende haben sie anstelle der Vögel den kleinen Nager fotografiert. 

Dass gerade er in der Facebook-Gruppe so grosse Aufmerksamkeit erhielt, liegt nicht zuletzt an den Proportionen des Tierchens. Vom «Kindchenschema», das er bedient, war da die Rede, was den «Jööö!»-Faktor natürlich steigere. Tatsächlich, im Vergleich zum Körper sind die Ohren riesig, die Augen gross und deutlich hervorstehend.

Kleine Waldmaus in Aktion

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Wo kommt die Waldmaus vor?

Gut erforscht ist die Verbreitung der Waldmaus. Sie fühlt sich im Gebiet zwischen Portugal, Irland, bis in den den äussersten Südwesten Russlands wohl, ist aber auch im äussersten Westen der Türkei anzutreffen. Betrachtet man die Nord-Süd-Achse, ist sie im Süden Norwegens bis nach Nordafrika zu finden, gleichzeitig aber auch in Griechenland.

Überraschend ist, dass die Waldmaus entgegen ihres Namens nicht in Wäldern zu Hause ist. Am wohlsten fühlt sie sich stattdessen in Saumbiotopen, in Parks, Hecken und verschiedenen Arten von Brachen. Und ja, etwas Wald darf sein: Immer wieder findet man das Tierchen auch in trocken Nadelwäldern. 

Eine Banane für die Waldmaus

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Verwechslung mit der Gelbhalsmaus

Verwechselt wird das Mäuschen oft mit der Gelbhalsmaus, was vor allem an den Hinterfüssen liegt. Sie sind an der oberen Seite weiss behaart. Wer etwa ein Bauernhaus bewohnt, wird die Kratz- und Nagegeräusche in der Nacht kennen. Waldmäuse kommen gerne ins Haus und suchen die Wärme – vor allem unter der Fassade oder im Dach. Kleinste Gänge reichen ihr schon, um durchzukommen. 

Die Nacht ist denn auch die Zeit, in der die guten Kletterer am aktivsten sind. Wenn sie nicht die Wärme einer Fassade suchen, graben sie sich in die Erde ein. Es entstehen tiefe Baue, die in der Regel zwei Eingänge besitzen, sowie eine Kammer für Vorräte und eine weitere fürs Nest. Dort wohnen vor allem im Winter mehrere Tiere.  Der Blick in die Vorratskammer zeigt, dass Waldmäuse Allesfresser sind. Früchte, Samen, vor allem Bucheckern, Eicheln und Haselnüsse stehen genauso auf ihrem Speiseplan wie Insekten, Knospen, Früchte, Pilze und Wurzelknollen.

Waldmäuse vermehren sich schnell. Drei Würfe im Jahr sind normal, wobei im Schnitt fünf bis sechs Junge auf die Welt kommen. Die Weibchen sind jeweils im Sommer des Geburtsjahres geschlechtsreif. Die Chance, sie irgendwo zu erhaschen und die flinken Nager mit der Kamera einzufangen, wie Claudia Maire gegeben sind bei dieser agilen Population günstig.

Besondere Art der Wahrnehmung: der Magnetsinn

Die kleine Waldmaus ist übrigens ganz schön gewieft. Vor genau 40 Jahren wurde bei ihr ein Magnetsinn nachgewiesen, als erste Säugetier-Art. Diese Wahrnehmungsfähigkeit erlaubt den Tieren, das Magnetfeld der Erde wahrzunehmen – eine Gabe, die ihnen bei der Orientierung hilft. Damit ist die Waldmaus nicht alleine. Gewisse Bakterien besitzen diesen Sinn genauso wie die Zugvögel, zu deren «Magnetkompass» bereits unzählige Forschungen existieren. Und dennoch birgt diese Sinnesleistung der Tiere noch immer viele Geheimnisse.